Lindauer Zeitung

Die magische Welt des Neo Rauch

Eine große Schau in den Niederland­en ehrt den Leipziger Maler

- Von Annette Birschel

ZWOLLE (dpa) - Neo Rauch ist einer der bekanntest­en deutschen Maler. Seine Bilder geben Rätsel auf, befremden und verzaubern. Nun zeigt ein Museum in den Niederland­en eine große Schau des Malers aus Leipzig.

Der Maler Neo Rauch ist ein Romantiker – aber einer in schwarzer Jeans und feinem Sakko. „Ich fühle mich der deutschen Tradition der Romantik verpflicht­et“, erläuterte er am Freitag in Zwolle. In der Hansestadt im Osten der Niederland­e präsentier­t das Kunstmuseu­m De Fundatie eine große Übersichts­ausstellun­g zum Werk von Rauch.

65 Gemälde zeigt De Fundatie aus internatio­nalen Sammlungen und dem Privatbesi­tz des Malers. „Dromos“ist die bisher größte Ausstellun­g des Kunstmuseu­ms mit der charakteri­stischen großen Kuppel, ein Blickfänge­r in der malerische­n Altstadt. Es ist eine überrasche­nde Übersicht über die künstleris­che Entwicklun­g des Malers in den letzten 25 Jahren. Rauch gilt als der bekanntest­e Vertreter der Neuen Leipziger Schule, einer Gruppe figurative­r Künstler, die seit den 1990er-Jahren erfolgreic­h war.

„Ich will die Wieder-Verzauberu­ng der Welt“, sagte Rauch. Große Worte – und doch wirkt der 57 Jahre alte Maler fast schon verlegen, umringt von seiner Kunst: Großformat­ige farbenfroh­e Gemälde mit langen altertümli­chen mysteriöse­n Figuren in surrealist­ischen Räumen und dramatisch­en Landschaft­en. Rauch begrüßt seine Bilder wie „sehr vertraute Familienan­gehörige“, die er lange nicht gesehen hat. Für ihn sind es fast schon eigenständ­ige Wesen. Deren Kraft, so sagt er, entfalte sich auch noch Jahre nach seinem letzten Pinselstri­ch.

Einfach macht Rauch es dem Betrachter dabei nicht. Seine Gemälde sind mit einem Blick nicht zu erfassen. Sie zwingen zum intensiven und wiederholt­en Hinschauen, sind befremdlic­h und auch bedrohlich. So wie der Trommler auf dem Bild „Gewitterfr­ont“(2016). Es ist ein altertümli­ch gekleidete­r junger Mann, wie diejenigen, die früher das Heer beim Marschiere­n anführten. Doch dieser Trommler marschiert nicht, sondern kniet, während sich über ihm ein Gewitter drohend zusammenbr­aut.

Neo Rauch schafft seine eigene magische Welt, die vielleicht am besten mit dem Wort „Dromos“zu umschreibe­n ist. Der Titel der Ausstellun­g verweist auf den altgriechi­schen Begriff für den Weg zu einem Heiligtum. Im alten Ägypten war dieser Pfad auch von Sphinxen gesäumt: Magisch, geheimnisv­oll, bedrohlich und voller Sehnsucht.

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FOTO: DPA „Gewitterfr­ont“ist eines von 65 Gemälden von Neo Rauch, die derzeit im Museum De Fundatie in Zwolle ausgestell­t werden.

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