Firmenchefs ärgern sich über höhere Gewerbesteuer
Beim Neujahrsempfang fordern IHK-Vertreter zudem erneut 750 Parkplätze am Karl-Bever-Platz
LINDAU - Den Ärger über die höhere Gewerbesteuer in Lindau und die Forderung nach 750 Parkplätzen am KarlBever-Platz hat IHK-Regionalvorsitzender Thomas Holderried zu Beginn des Neujahrsempfangs der IHK angesprochen. IHK-Präsident Andreas Kopton freut sich über eine anhaltend gute Wirtschaftslage. Denn eigentlich wollten die Firmenchefs positiv in das neue Jahr gehen.
Der Wirtschaft in Deutschland, Bayern, Schwaben und in Lindau geht es seit Jahren außerordentlich gut. Sturm „Friederike“hat Lindau verschont. Nette Menschen treffen sich auf Einladung der IHK, um gemeinsam ins Jahr zu starten. Moderator Heinz Wendel hatte recht, als er bat, zuerst die positiven Seiten zu sehen.
Zukunftsforscher: In Großstädten wird es weniger Autos geben
Doch Gastgeber Thomas Holderried zog wenige Minuten später erst mal vom Leder. Trotz „herausragender Wirtschaftslage“, welche die Einnahmen der Stadt Lindau aus der Gewerbesteuer innerhalb von fünf Jahren um mehr als fünf Millionen auf mehr als 15 Millionen Euro, das sind fast zwei Drittel mehr, gesteigert hat, habe der Stadtrat den Steuersatz angehoben. Das solle der Stadt pro Jahr 700 000 Euro bringen, welche Lindau laut Holderried auch ohne höhere Steuersätze hätte einplanen können. Denn die Haushaltspläne seien in Lindau immer so vorsichtig geplant, dass am Jahresende mehrere Millionen zusätzlich auf den Konten waren.
Holderried beklagte zudem, dass Verwaltung und Politik die IHK vorher nicht angehört haben. Der Beschluss war ohne Stellungnahme der Betroffenen im Stadtrat erfolgt. Holderried fürchtet, dass diese Entscheidung dem Wirtschaftsstandort Lindau schaden werde, weil Firmen bei Neuansiedlungen sehr genau die Steuerbelastung prüften. „Gewerbesteuer – geht gar nicht“, fügte Kopton kurz und entsetzt hinzu.
Wenig später brachte Holderried im vollen Forum am See ein zweites Reizthema zur Sprache: Erneut forderte er den Bau einer Anlage mit 750 Parkplätzen am Karl-Bever-Platz. Am Beispiel Ravensburg könne man sehen, wie wichtig zentrumsnahe Parkplätze für eine erfolgreiche Innenstadt seien. Holderried äußerte sich nicht zu der Frage, ob er am Beverplatz ein Hotel für sinnvoll hält. Immerhin hatten bei Untersuchungen Lindauer Industrieunternehmen dies befürwortet, während Hoteliers es abgelehnt hatten. Der IHK-Regionalvorsitzende forderte aber, dass es direkt vor der Insel 750 Parkplätze geben soll, wenn die Stellplätze auf der Hinteren Insel für die Gartenschau wegfallen.
Interessant war der spätere Vortrag des Zukunftsforschers Rainer Nägele (siehe Bericht nebenan), der als Beispiel für bevorstehende erhebliche Veränderungen auch auf den Autoverkehr einging: In Großstädten haben schon heute immer mehr Menschen kein eigenes Auto, sondern setzen auf Bus, Bahn oder Carsharing. Gefragt, ob das auf Lindau übertragbar sei, verweigerte Nägele eine klare Antwort. Denn was in Großstädten allein zur Stauvermeidung nötig sei, müsse keine Lösung für Kleinstädte sein. Wie Mobilität im ländlichen Raum künftig aussehen werde, darüber müsse man aber auch ganz neu nachdenken.
Zum Staunen brachte die Besucher anschließend das Schweizer Akrobatenduo Scacciapensieri, das mit schier unglaublichen lebenden Skulpturen begeisterte. Und damit leiteten die beiden über zum gemütlichen Teil des Abends. Bei den Gesprächen stand die bevorstehende OB-Wahl in Lindau im Mittelpunkt.