Tag und Nacht durch Nisekos „Japow“kurven
Skiparadies Hokkaido – Die Insel im Norden Japans ist eines der zuverlässigsten Tiefschneereviere der Welt
und ergiebige Schneefälle. Der Geowissenschaftler ist leidenschaftlicher Skifahrer und als Guide für einen deutschen Skireiseveranstalter Jahr für Jahr in Japan.
Niseko United ist auch für Pistenskifahrer eine Reise wert, das Beste aber verbirgt sich rechts und links der präparierten Abfahrten. „Hokkaido und insbesondere Niseko mit seinem Nachbarskigebiet Rusutsu sind echte Freerider-Paradiese“, schwärmt Gnieser. Das liegt am ergiebigen Schneefall. Genauso wichtig sind aber die Topographie des Berges und sein Bewuchs: Die relativ sanft abfallenden Flanken des Vulkans sind fast bis ganz oben von lichten Espen- und Bambuswäldern überzogen. Die Lawinengefahr ist so relativ gering.
Auch für Ski-Normalos machbar
Auf die Geländeabfahrten können sich auch Ski-Normalos trauen. Die Bergwacht kontrolliert den Berg akribisch. Elf Gates ins unpräparierte Hinterland werden nur geöffnet, wenn die Lawinengefahr nicht zu groß ist. Wer durch geschlossene Gates fährt, dem wird der Skipass entzogen. Verstöße gegen Regeln werden in japanischen Skigebieten konsequent geahndet. Und Regeln gibt es zuhauf. Vieles hier ist explizit verboten, noch mehr verpönt. Naseputzen in Gesellschaft ist tabu, was angesichts von Durchschnittstemperaturen von minus zehn Grad im Januar auf Hokkaido zu Eiszapfen an den Nasen führt. Eisskulpturen im Gesicht sind in Ordnung, Schneereste an den Skistiefeln in der Gondel aber nicht. Deshalb hängen an der Niseko Gondola kleine Handbürsten am Eingang.
Die Niseko Gondola ist die längste Gondel und zusammen mit jener im Nachbarort Grand Hirafu der Dreh- und Angelpunkt des Skigebiets. Niseko United bietet einen erstaunlichen Mix. Neben High-TechLiften rattern Einer-Sessellifte, die nur aus einer gebogenen Stange und einem Holzbrett als Sitz bestehen – und ohne Sicherungsbügel auskommen. Eine Fahrt mit den Uralt-Liften ist fast so aufregend wie Freeriden auf den gigantischen Off-Piste-Hängen rechts und links des Niseko-United-Skigebiets oder das Nachtskilaufen in Grand Hirafu.
In Grand Hirafu sind nicht – wie in den Alpen – ein oder zwei Pisten ausgeleuchtet, sondern der halbe Berg. „Ich bin dort schon beim Nachtskilauf abseits der Piste Tiefschnee gefahren. Das ist unvergesslich“, schwärmt Gnieser. In der Dunkelheit sind alle Sinne besonders wach. Wechselt man dann von der Piste in das von hellen Birken durchsetzte Gelände, ist das überwältigend. Der aufstaubende Pulverschnee wird vom Flutlicht angestrahlt, was besonders eindrucksvoll wirkt.
In der „Japow“-Hochsaison bevölkern immer mehr tiefschneesüchtige Europäer und Nordamerikaner Niseko, das ansonsten fest in australischer Hand ist.