Wo pfiffige Ideen auf kauffreudige Kunden treffen
Hymer, Dethleffs und Carthago zeigen auf der Reisemesse CMT neue Wohnmobile und Caravans
ine ganze Branche in Partystimmung auf der Stuttgarter Reisemesse CMT: Die wirtschaftlichen Aussichten für die Hersteller von Wohnmobilen und Caravans sind derzeit mehr als rosig, die Unternehmen eilen von Rekord zu Rekord. Rund 40 500 neue Reisemobile haben die deutschen Camper im vergangenen Jahr gekauft – so viel wie nie zuvor. Und auch der Markt der Caravans wuchs stattlich um 14,4 Prozent auf gut 22 500 abgesetzte Fahrzeuge. Ein Trend, der allen Prognosen zufolge auch 2018 anhalten dürfte. Kein Wunder also, dass die heimischen Hersteller Hymer (Bad Waldsee), Dethleffs (Isny) und Carthago (Aulendorf) die Entwicklung weiter befeuern wollen. In Stuttgart – die CMT hat noch bis zum morgigen Sonntag ihre Tore geöffnet – präsentieren sie deshalb zahlreiche pfiffige Neuheiten. Die interessantesten Innovationen stellen wir nachfolgend kurz vor:
Besonders weit in die Zukunft der Elektromobilität blickt mit der Reisemobilstudie e.home, die auf einem Iveco Daily Electric Chassis basiert. Modernste Natrium-Nickelchlorid-Batterien, die etwa bis zu
Dethleffs
1500-mal aufgeladen werden können und eine Laufleistung von etwa 250 000 Kilometer versprechen, versorgen den Elektromotor mit Strom. Gleichzeitig sollen aber auch im Innenraum keine anderen Energieträger zum Einsatz kommen, die bewährte Gasflasche hat also ausgedient im e.home. Eine große Herausforderung, insbesondere wenn es um das Thema Heizen geht. Die Dethleffs-Ingenieure setzen deshalb unter anderem auf Latentwärmespeicher-Platten, die tagsüber Energie aufnehmen und diese abends bei kühleren Temperaturen wieder abgeben, sowie auf eine effizientere Infrarotheiztechnik. Solarzellen an der Außenhaut des Mobils sollen die Stromversorgung unabhängiger von der Steckdose machen. Von der Serienreife ist e.home natürlich noch meilenweit entfernt. „Mindestens fünf Jahre werden wir bis dahin noch brauchen“, schätzt Marketingleiter Helge Vester auf der CMT.
Erker ersetzt Heckfenster
Wesentlich greifbarer sind da schon die anderen Neuheiten aus Isny. Etwa die außergewöhnliche Designstudie Coco, ein nur 638 Kilogramm schwerer Caravan in Ultraleichtbauweise mit einer Aufbaulänge von 4,25 Metern, der ein jüngeres Publikum ansprechen will, maximal zwei Erwachsenen und einem Kind Platz zum Schlafen bietet und noch in diesem Jahr auf den Markt kommen soll. Viel mehr Raum steht dagegen in einem neuen Grundriss der CaravanBaureihe c’joy zur Verfügung: Im 480 QLK nächtigen jetzt bis zu sieben Personen. Interessant in diesem Zusammenhang auch die Fold-OutStudie: Ein ausfahrbarer Erker ersetzt dabei das Heckfenster und vergrößert die Wohnfläche – in diesem Fall um ein stattliches Einzelbett. „Dieses nützliche Detail wird unter 1000 Euro kosten“, verspricht Vester.
Rückkehr der Hecksitzgruppe
Etwas tiefer in die Tasche greifen müssen die Kunden des Premiumherstellers Er überrascht auf der CMT gleich mit einer ganz neuen Reisemobil-Baureihe, die die Tradition der Hecksitzgruppe wiederbeleben soll. Carthago liner-fortwo 53 (7,83 Meter Gesamtlänge) heißt das erste Modell, das auf dem chic e-line basiert und das PR-Chef Alexander Wehrmann als „komfortables Raumwunder für Zwei“anpreist. Charakteristisch sind das großflächige Längshubbett – bestehend aus zwei miteinander verbundenen
Carthago.
Einzelbetten – über den Fahrerhaussitzen, eine üppige Wohnlandschaft im Heck mit LoungeRundsitzgruppe sowie mittendrin das Raumbad und die Küche nebst Bartheke. Besonders bequem erscheint die elektrisch ausfahrbare Fernsehliege mit Blick auf einen 40-Zoll-Flachbildschirm.
Auch an Stauraum mangelt es nicht: Im isolierten und beheizten doppelten Boden beispielsweise ist ein großer Keller versteckt, der von beiden Seiten beladen werden kann. Und die Heckgarage unterhalb der Sitzgruppe beherbergt problemlos auch zwei Pedelecs mit einer Lenkerhöhe von bis zu 115 Zentimetern. Wem das alles nicht reicht, muss sich noch etwas gedulden – bis die längere Variante, der liner-for-two 53 L, auf den Markt rollt.
Etwas kürzer geraten ist dagegen ein neuer Grundriss des HymerFlaggschiffs B-Klasse Supreme Line. Der Grundriss 674 hat um 40 Zentimeter abgespeckt und weist jetzt eine Gesamtlänge von 7,39 Metern auf. Aufgebaut ist auch dieses Modell auf der neuen und eigens für die B-Klasse Supreme Line entwickelten Chassiskonstruktion SLC. Dank des niedrigen Gewichts dieses Chassis steigen die Zuladungsmöglichkeiten in den Reisemobilen, etwa im geräumigen Doppelboden mit Durchladefach. Platzmangel dürfte dann auch in der Nacht kein Thema sein – angesichts von zwei Längseinzelbetten (jeweils 200 auf 82 Zentimeter).
Auch bei Hymer immer wichtiger wird das Segment der Campingbusse. Rechnung tragen soll dem die neue Einsteiger-Modellbaureihe Free, die in zwei Grundrissen erhältlich ist. Beide sind unter sechs Meter lang und verfügen im Heck unter anderem über ein hochzuklappendes Doppelbett. Wer zusätzlich das Schlafdach ordert, kann den Free auch zu viert nutzen. Eine Belegung übrigens, die den Kultcaravan Eriba Touring Troll etwas überfordern dürfte. Zwei farbenfrohe, witzige Sondermodelle der rührigen RetroBaureihe sind derzeit in Stuttgart zu sehen, die das amerikanische Lebensgefühl der 1950er-Jahre zurück ins Gedächtnis rufen sollen.
Erheblich zukunftsträchtiger dagegen das neue, selbst entwickelte Hymer-Smart-Battery-System, das die herkömmliche Wohnraum-Bleibatterie mit einer Lithiumbatterie ergänzt. Das, sagt Hymer-Sprecherin Sarah Lemke, „erhöht die Kapazität sowie die Leistung, steigert die Lebensdauer der Bleibatterie erheblich und schafft mehr und länger Unabhängigkeit von externen Stromquellen“.