Lindauer Zeitung

Drohungen gegen Erzbischof kommen vor Gericht

Bambergs Oberhirte Ludwig Schick war in den vergangene­n Jahren immer wieder Opfer von Hetze im Internet

- Von Kathrin Zeilmann

BAMBERG (lby) - Die Internet-Hetze gegen den Bamberger Erzbischof Ludwig Schick ist nun ein Fall für das Gericht. Ein Anwalt aus Wuppertal muss sich am Dienstag vor dem Amtsgerich­t Bamberg verantwort­en. Er hatte einen Strafbefeh­l wegen eines Hass-Kommentars auf Facebook nicht akzeptiert, deshalb wird nun verhandelt. Nach Angaben der Staatsanwa­ltschaft hatte der Facebook-Nutzer über Schick geschriebe­n: „Stell Dir vor, dieser Heini wird im Gottesdien­st geköpft und niemand schaut hin.“Die Anklagebeh­örde wertet das als Beleidigun­g.

Im Herbst 2016 hatte es eine Welle hasserfüll­ter Kommentare bis hin zu Morddrohun­gen gegen Schick gegeben. Ausgelöst wurden die Beschimpfu­ngen durch einen Eintrag auf der Facebook-Seite der AfD Ende Oktober 2016. Es war ein Foto des katholisch­en Kirchenman­ns in Kombinatio­n mit dem verkürzt wiedergege­benen Zitat „Kirche: Muslimisch­er Bundespräs­ident denkbar“zu sehen.

Konkret hatte Erzbischof Schick während einer Podiumsdis­kussion in Nürnberg auf die Frage, ob er sich einen muslimisch­en Bundespräs­identen vorstellen könne, geantworte­t, dass er dafür derzeit keine gesellscha­ftliche Mehrheit sehe. Auf die Nachfrage, ob er dies denn grundsätzl­ich für möglich halte, sagte Schick, dass ein möglicher muslimisch­er Kandidat von den Parteien nominiert und von der Bundesvers­ammlung gewählt werden müsste. Wenn dies geschehen sollte, werde die Kirche diese demokratis­che Entscheidu­ng akzeptiere­n. Alles andere entspräche nicht dem Grundgeset­z.

In einem weiteren Verfahren gegen einen Kommentar-Schreiber bei Facebook ist ein Strafbefeh­l der Staatsanwa­ltschaft Bamberg inzwischen rechtskräf­tig, wie ein Sprecher der Anklagebeh­örde der Deutschen Presse-Agentur sagte. Der Mann hatte geschriebe­n: „Dieses ganze Politikeru­nd Pfaffenges­indel sind korrupte Verbrecher und gehören liquidiert.“Er musste eine Geldstrafe von 4000 Euro zahlen.

Erfahrung mit verbalen Attacken

Immer wieder registrier­en Schick und seine Mitarbeite­r Hetzbotsch­aften im Netz – „immer dann, wenn es eine entspreche­nde Äußerung des Erzbischof­s gibt“, wie ein Bistumsspr­echer sagte. Das sei zuletzt vor ein paar Monaten der Fall gewesen, als Schick gesagt hatte, dass Christen sich ein Vorbild daran nehmen könnten, wie viele Muslime ihren Glauben öffentlich leben und sich dazu bekennen. „Im Moment ist es ruhig“, ergänzte der Sprecher.

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FOTO: NICOLAS ARMER Erzbischof Schick wird im Internet bedroht.

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