Wähler wollen konstruktive Politik
Das deutliche Ergebnis bei der OB-Wahl gibt allen Beteiligten deutliche Hinweise darauf, was die Lindauer von der Politik erwarten und was sie nicht mehr wollen. Dabei haben sie das fortgeschrieben, was sie schon beim Bürgerentscheid zur Therme gewählt hatten: Eine große Mehrheit will offensichtlich eine konstruktive Politik. Sie will, dass jemand Chef der Verwaltung ist, der an Lösungen arbeitet. Deshalb haben sie Gerhard Ecker im ersten Wahlgang wiedergewählt.
Dass Oliver Eschbaumer vom ersten Moment seiner Kandidatur vor allem den Amtsinhaber angegriffen hat, selbst aber kaum konkret gesagt hat, was er denn besser machen will, das ist bei den Wählern nicht gut angekommen. Zudem mag er im Vier-Augen-Gespräch, an seinen Infoständen und bei seinen Abenden in den Stadtteilen gut aufgetreten sein. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass er dort fast nur Anhänger versammelt hatte und dass deren Zahl sehr überschaubar war. Die Podiumsdiskussion hat gezeigt, wie sehr er ins Schwimmen gerät, wenn er Widerstand bekommt.
Eschbaumers Kandidatur hat vor allem darunter gelitten, dass er der Kandidat von Jürgen Müller und Ulrich Jöckel war, deren Fundamentalopposition gegen (fast) alles sehr vielen Bürgern auf die Nerven geht. Abgelehnt haben die meisten Lindauer zudem von Anfang an einen Kandidaten, der sogar in seinen eigenen Reihen umstritten war. Eschbaumer hat die zerstrittene CSU endgültig gespalten. Wie der Ortsverband die Reihen schließen will, um für die Stadtratswahlen eine schlagkräftige Liste aufzustellen, das erscheint derzeit rätselhaft. Die Eschbaumer-Kritiker Schober, Hummler und Hotz gehen jedenfalls aus dieser Wahl gestärkt hervor. Der Ortsvorsitzende muss überlegen, ob er weiter einen Kurs gegen die Stadträte fahren will.
Obermayr hat vor allem bei der Podiumsdiskussion sogar Anhänger überrascht. Obermayr dürfte für die Bunten als Zugpferd im Stadtratswahlkampf wieder auftauchen. Seine Art, konstruktiv an Themen heranzugehen, wird dem neuen Stadtrat nach 2020 gut tun.