Plastikmüll: Nicht alles wird recycelt
Die Menge des Kunststoffmülls pro Kopf steigt auch im Allgäu ständig
ALLGÄU - Nach dem Einkauf im Supermarkt häufen sich zu Hause oft Folien, Plastikschalen und Tüten, die schnell in den gelben oder grünen Sack wandern. Auch der ausgelöffelte Joghurtbecher und die pfandfreie PET-Flasche verschwinden darin. Und wenn der Sack an einer Wertstoff-Sammelstelle abgeliefert wurde, hat sich das Thema für die meisten erledigt. Doch was passiert danach mit den Kunststoffen? Wie werden sie recycelt? Und was könnte sich ändern, wenn China keinen Plastikmüll mehr importiert?
Die Spur der Tüten und Becher zu verfolgen, wenn sie den Wertstoffhof einmal verlassen haben, ist allerdings gar nicht so einfach. Hinter der Plastikmüllentsorgung steckt eine riesige Maschinerie aus verschiedenen Akteuren. Im Unterallgäu kommen die gelben Säcke zum Beispiel zu einer Entsorgungsfirma nach Stetten und von dort nach Sontheim an der Brenz (Baden-Württemberg), sagt Edgar Putz, Leiter der kommunalen Abfallwirtschaft. In Sontheim an der Brenz werden die Säcke entweder sortiert oder gleich weiter zu einem der zehn Firmen des sogenannten Dualen Systems gebracht, die für das Verwerten zuständig sind. Das bekannteste Duale System ist der „Grüne Punkt“.
„Schönes Ventil“
Der Markt in Deutschland hat laut Putz nicht genug Kapazität, um alle Kunststoffe weiter zu verwerten: „Da war China ein schönes Ventil.“Nun sei die Frage, wie die Dualen Systeme damit umgehen. Es könnte Preissteigerungen für den Verbraucher geben. Zugleich soll die Recycling-Quote für Kunststoffverpackungen bis zum Jahr 2022 von heute 36 Prozent auf 63 Prozent steigen. Das bedeute noch mehr Müll, der verarbeitet werden muss. Im Unterallgäu wurden im Jahr 2016 etwa 2475 Tonnen gelbe Säcke gesammelt.
Im Ostallgäu waren es im selben Jahr 2733 Tonnen. Das sind circa 19,8 Kilogramm pro Person, sagt Abfallberaterin Yvonne Klemm. Zum Vergleich: 2005 wurden etwa 2111 Tonnen Leichtverpackungen in grünen Säcken abgegeben. Das heißt aber nicht nur, dass die Menge an Leichtverpackungen zugenommen hat, sondern auch, dass die Mülltrennung über die Jahre besser geworden ist, sagt Klemm. Generell gilt: Besonders leicht zu recyceln sind etwa Joghurtbecher, die nicht aus Hochtechnologiekunststoff bestehen, sagt Putz. Folien und leichtere Verpackungen wie etwa für Wurst seien schwieriger zu verwerten, da sie oft aus verschiedenen Schichten zusammengesetzt sind.
Der Zweckverband für Abfallwirtschaft Kempten (ZAK) ist zuständig für die Landkreise Oberallgäu und Lindau sowie die Stadt Kempten, zusammengenommen sind das 300 000 Einwohner. Jeder produzierte im Jahr 2016 laut Statistik 13,6 Kilogramm getrennt erfassten Kunststoffmüll. Das war etwa doppelt so viel wie noch Ende der 1990-er Jahre. Bundesweit würden 25 Prozent der gesammelten Kunststoffe „stofflich verwertet“– also wiederverwertet, sagt ZAK-Chef Karl-Heinz Lumer. Der Rest wird verbrannt oder verschwindet in anderen Kanälen. Beim Abfall aus dem ZAKGebiet sei die Verwertungsquote höher als im Bundesschnitt, berichtet Lumer. Er führt das auf die sortenreine Erfassung zurück. Im ZAK-Gebiet müssen die grünen Säcke am Wertstoffhof abgegeben werden. Bei diesem Bringsystem gibt es somit eine gewisse Kontrolle. Das ist in anderen Teilen Deutschlands nicht der Fall, wo Kunststoffe beispielsweise in der gelben Tonne landen, die abgeholt wird.
Seit Anfang dieses Jahres können im ZAK-Gebiet Kunststoffe auch in Container an den Wertstoffinseln geworfen werden. Der Hauptteil des Plastikmülls soll aber weiter zu den Wertstoffhöfen gebracht werden. Laut ZAK-Geschäftsführer Lumer ist unklar, wie es mit der Kunststoffmüll-Entsorgung weitergeht. Der Gesetzgeber wolle die stoffliche Verwertungsquote steigern. In Deutschland gebe es aber zu wenig Anlagen dafür.