Ein Teamplayer, der auf Vertrauen setzt
Der 42-jährige Thorsten Ritter leitet seit 1. Dezember die Kriminalpolizeiinspektion Memmingen
MEMMINGEN - Er hat noch gar keine Visitenkarten. Und mit der Anordnung der Kleiderhaken in seinem Büro ist auch noch nicht hundertprozentig zufrieden. Aber ansonsten ist Thorsten Ritter auf seinem neuen Posten schon richtig angekommen.
Das zeigt ein Blick auf den Schreibtisch des neuen Leiters der Kriminalpolizeiinspektion (KPI) Memmingen: Zwischen einer weißen Orchidee und einer Kaffeetasse mit weihnachtlichem Motiv türmt sich dort an diesem Vormittag ein schwindelerregender Aktenberg.
Seit 1. Dezember ist der 42-Jährige Chef der KPI Memmingen und damit Nachfolger von Daniela Husseneder. Sie ist – wie geplant – nach ihrer halbjährigen „Führungsbewährung“in der Maustadt wieder ins Landeskriminalamt nach München zurückgekehrt.
Nicht auf Biegen und Brechen
Auch Thorsten Ritter hat in den vergangenen Jahren zahlreiche Stationen durchlaufen (siehe auch Infokasten ). Dabei ging es für den gebürtigen Günzburger auf der Karriereleiter immer nur in eine Richtung: nach oben.
„Die Stelle als KPI-Leiter habe ich aber gar nicht auf Biegen und Brechen angestrebt. Letztlich war es eine glückliche Fügung, dass ich jetzt hier sitze“, sagt der dunkelhaarige Brillenträger und lacht dabei freundlich, offen und ohne Dünkel. Natürlich weiß Ritter, dass er gehörig untertreibt.
Denn hervorragende Referenzen und eigene Zielstrebigkeit haben ihn in den ersten Stock im Polizeigebäude am Schanzmeister, ins Büro des Kripo-Chefs geführt.
Doch in seiner Freizeit ist der KPI-Leiter ein Anderer: Da genießt er es, sich zusammen mit seiner Lebensgefährtin treiben zu lassen. „Ich liebe zum Beispiel längere Fernreisen nach Asien, und zwar als Backpacker: aufs Geratewohl mit dem Rucksack durch ein Land zu ziehen, um so das echte Leben der Leute kennenzulernen – ohne Konsum und großen Tourismus.“
Nicht mit der Sonnen-, sondern mit der Schattenseite des echten Lebens wird der neue Leiter der Memminger Kriminalpolizei bei seiner täglichen Arbeit konfrontiert.
Da er bereits über vielfältige Erfahrungen auf mehreren Feldern der Ermittlungsarbeit verfügt, weiß der hartnäckige Kriminalrat: Kriminelle schlafen nicht und denken sich immer wieder aufs Neue raffinierte Tricks aus – zum Beispiel im digitalen Kosmos der Computer.
Beim Kampf dagegen setzt KripoChef Ritter auf modernste Methoden, aber auch auf ganz alte Tugenden: auf ein ehrliches, vertrauensvolles und kommunikatives Miteinander etwa.
Das bezieht Thorsten Ritter auf den Umgang mit seinen Kollegen, aber auch auf die Zusammenarbeit mit der Stadt und dem Landratsamt, mit Gerichten und Staatsanwälten – und nicht zuletzt mit den Bürgern. Das Knüpfen von engmaschigen Netzwerken ist für den hochrangigen Verbrechensbekämpfer hierbei eine Selbstverständlichkeit.
Er zeigt auf sein Smartphone und sagt: „Erst heute Morgen hat mir ein Kollege vom Landeskriminalamt in Düsseldorf ein gutes neues Jahr gewünscht.“Kurz darauf klingelt das Telefon. Ritter macht’s kurz und verspricht, später zurückzurufen. „Das war das Landeskriminalamt in München“, sagt er.
Mit engagierten Kollegen
Der KPI-Leiter will sich damit nicht wichtigmachen. Denn er hält nichts von Selbstdarstellern und Einzelkämpfern. In Zeiten von hoher Arbeitsbelastung und Personalknappheit sind für den Teamplayer andere Tugenden gefragt: „Ich muss meinen engagierten Kollegen gewiss nicht mehr erklären, wie die Polizeiarbeit funktioniert. Aber ich kann sie fördern, motivieren und hinter ihnen stehen“, betont Thorsten Ritter – und fügt noch hinzu: „Natürlich traue ich mir zu, Entscheidungen zu treffen.“
Aber davor setzt er auf die Meinung seiner Mitarbeiter, denn: „Was nützt es, wenn ich als Chef die tollsten Ideen habe und die Kollegen nicht mitziehen?“