Der Schlachter soll es richten
HSV-Geduld mit Gisdol am Ende – Hollerbach im Anflug
HAMBURG (SID) - Ein Schwabe geht, ein Franke kommt: Bernd Hollerbach wird nach Informationen der „Bild“neuer Trainer beim stark abstiegsbedrohten Hamburger SV und damit Nachfolger von Markus Gisdol. Der langjährige HSV-Profi soll schon am Montagmittag als Retter vorgestellt werden. Wenn man bei einem seit Jahren abstiegsgefährdeten Club, der sich seit Wochen in einem noch freieren Fall als sonst befindet, von einem Retter sprechen kann.
Hollerbach trug von 1996 bis 2004 das Trikot der Rothosen. Als Cheftrainer begann er ein Jahr später beim Hamburger Amateurklub VfL 93. Überregional als Coach bekannt wurde „Holler“zwischen 2014 und 2017, als er die Würzburger Kickers von der Regionalliga mit zwei Aufstiegen hintereinander in die Zweite Liga führte. Laut „Bild“wird der einstiege Abwehrspieler einen Vertrag bis zum 30. Juni 2019 unterschreiben.
Knapp 30 Stunden vor dem Einstieg seines Nachfolgers hatte Gisdol selbst sein Ende bestätigt. „Ich möchte jetzt erst einmal heim und das sacken lassen. Ich hätte gern weitergemacht“, sagte der 48-Jährige, ließ die Seitenscheibe seines NochDienstwagens vor rund 30 Journalisten wieder hochsurren und räumte ein letztes Mal seinen Parkplatz vor dem Volksparkstadion.
Auch Magath wird genannt
Erst eine knappe halbe Stunde später bestätigte der Club mit einer dürren Mitteilung die Trennung, das „uneingeschränkte Vertrauen“war nach nur einer Woche schon wieder aufgebraucht – rund 14 Stunden nach dem ernüchternden 0:2 gegen den Tabellenletzten 1. FC Köln. Es war das sechste Spiel in Serie ohne Sieg, zudem die vierte Niederlage in Folge.
„Vorzeitige Trennungen von Trainern sind grundsätzlich nicht gewollt, aber wir glauben, dass neue Impulse zwingend notwendig sind, um das nach wie vor angestrebte Ziel Klassenerhalt zu erreichen“, erklärte HSV-Vorstandschef Heribert Bruchhagen. Das erneut harmlose Auftreten gegen Köln ließ die Verantwortlichen endgültig umdenken. Wie der 69-Jährige am Mittag bestätigte, sei die Entscheidung für den Trainer einstimmig gewesen. „Es gab keine Alternative. Der neue Trainer soll die Verunsicherung in der Mannschaft lösen“, sagte Bruchhagen.
Aber der Clubboss übernahm auch eine Mitverantwortung für die prekäre Lage beim HSV: „Wir haben die jetzige Situation, so wie sie ist, nicht vorhergesehen und müssen uns nun auch selbst hinterfragen.“
Zusammen mit Gisdol müssen auch dessen bisherige Co-Trainer Frank Fröhling und Frank Caspari den HSV verlassen.
Als Nachfolger gehandelt wurden, wie immer bei Trainerwechseln in der Hansestadt, neben Hollerbach auch weitere ehemalige HSV-Heroen wie Felix Magath und Thomas Doll. Aber auch Markus Weinzierl oder sogar der zweimalige Ex-Coach Bruno Labbadia, der direkte GisdolVorgänger, waren angeblich ein Thema. Angesichts einer fehlenden sportlichen Entwicklung und nur 15 Punkten aus 19 Spielen regiert an der Elbe die nackte Panik. Ein HSV in diesem Zustand könnte sich nicht einmal in der Relegation retten, er wäre schon vorher abgestiegen. Angesichts leerer Kassen wäre der erstmalige Absturz fatal.
Gisdol hatte den HSV Ende September 2016 von Labbadia übernommen und am letzten Spieltag den direkten Klassenerhalt geschafft – doch aus dem dauerhaften Krisenmodus fand der Ex-HoffenheimCoach nie heraus. Mit dem oft wiederholten Verweis, mit diesem Team sei nicht mehr drin als Existenzkampf, versuchte er die schwachen Spiele und Ergebnisse zu rechtfertigen. Auf seinen Nachfolger kommt nun eine extrem schwierige Mission zu. Die Mannschaft ist nach den vielen Rückschlägen der Vergangenheit verunsichert. Zudem heißen die nächsten Gegner Leipzig, Hannover, Dortmund, Leverkusen und Bremen.