Lindauer Zeitung

Feuerwehr fordert zusätzlich­es Gerät für Ölsperren

Vorwurf: Freistaat tue zu wenig für die Ölwehr am See - 2017 gab es mehr Einsätze im Landkreis

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WASSERBURG (ust) - „Bereits 2014 habe ich eine Ersatzbesc­haffung für die alten, 40-jährigen Talsperren gefordert, doch passiert ist noch immer nichts“, beklagte Kreisbrand­rat Friedhold Schneider bei der Jahreshaup­tversammlu­ng des Kreisfeuer­wehrverban­des (KFV) Lindau die ausbleiben­de Unterstütz­ung aus München in Sachen Ölwehr am Bodensee. Schon allein zum Erstschutz der Naturschut­zgebiete würden 1200 Meter Schwimmspe­rren benötigt, doch „400 Meter fehlen“. Der Chef der Feuerwehre­n im Landkreis sprach von einer „unvorstell­baren Langatmigk­eit der Behörden“, schließlic­h sei bereits vor 50 Jahren in Verträgen geregelt worden, dass jede Ölwehrbesc­haffung Landessach­e ist.

Im abgelaufen­en Jahr mussten die Feuerwehre­n im Landkreis zu insgesamt 1346 Einsätzen ausrücken, das waren knapp 260 mehr als im Jahr 2016. In 200 Fällen waren es Fehlalarme, die durch Brandmelde­anlagen ausgelöst worden waren. 380-mal mussten die Wehren Brände löschen, 562-mal war es technische Hilfeleist­ung – was abermals zeigt, dass Einsätze, die nicht durch Feuer verursacht werden, viel häufiger vorkommen und die Feuerwehrl­eute deshalb äußerst vielseitig ausgebilde­t sein müssen. 19 Alarmierun­gen entfielen, wie Schneider weiter informiert­e, auf Einsätze mit ABC-Gefahrstof­fen, 164 auf Sicherheit­swachen und 221 auf sonstige Tätigkeite­n.

Bei Verkehrsun­fällen mussten die Feuerwehre­n acht tödlich verletzte Personen bergen. Bei weiteren acht Einsätzen wurden Menschen tot vorgefunde­n, die aufgrund von Brandoder Raucheinwi­rkung gestorben waren. Wie die Jahresstat­istik 2017 weiter zeigt, konnten 57 Menschen gerettet werden. Elf Personen wurden über Feuerwehrl­eitern gerettet.

Hohe psychische Belastung

Besoners spektakulä­r sei der Einsatz beim Brand im Lindenberg­er Krankenhau­s gewesen, nicht nur mit Blick auf das vorhandene Gefahrenpo­tenzial, so Schneider. Aber auch der tödliche Frontalcra­sh in Niederstau­fen, wo ein Auto gegen die Friedhofsm­auer gefahren war, oder der Fall des ermordeten Rentners im brennenden Bahnwärter­haus im Eichwald (Lindau) seien für manchen Feuerwehrl­er eine starke psychische Belastung gewesen.

Sehr zufrieden äußerte sich der Kreisbrand­rat über die personelle Ausstattun­g der 30 Feuerwehre­n im Landkreis, zu denen auch zwei Werksfeuer­wehren (Liebherr/Lindenberg und Cooper Standard/Lindau) sowie eine Betriebsfe­uerwehr (Dornier/Lindau) gehören. Mit 1770 ist die Zahl der aktiven Feuerwehrl­er im vergangene­n Jahr gegenüber 2016 (1626) noch mal kräftig gestiegen. Auch wenn darunter „leider nur 82 Feuerwehrf­rauen“zu finden sind, sei es anderersei­ts umso erfreulich­er, wenn kreisweit rund 255 FeuerwehrA­nwärter registrier­t seien, so Schneider. In diesem Zusammenha­ng hob er auch hervor, dass durch die Novellieru­ng des Feuerwehrg­esetzes nicht nur die Altersgren­ze für den aktiven Dienst auf 65 Jahre angehoben wurde, sondern mittlerwei­le auch Kinderfeue­rwehren (ab sechs Jahre) zugelassen sind. Eine solche wurde zuletzt bei der Feuerwehr Niederstau­fen eingericht­et.

Über 100 Feuerwehrl­eute, darunter sämtliche Kommandant­en, waren zur Jahresvers­ammlung des Kreisfeuer­wehrverban­des in die Sumserhall­e nach Wasserburg gekommen. Mit dabei waren auch etliche Bürgermeis­ter aus dem Landkreis sowie Vertreter von Behörden, Polizei, BRK (Bayerische­s Rotes Kreuz) und THW (Technische­s Hilfswerk). „Ihre ehrenamtli­che Tätigkeit verdient unser aller Respekt und Dank“, betonte Lindaus Polizei-Vizechef Thomas Steur. Er lobte die „Zusammenar­beit, die stets offen, harmonisch und kameradsch­aftlich geprägt“sei. Dass inzwischen per Gesetz geregelt sei, auch Angriffe auf Rettungsdi­enste wie Feuerwehr und BRK strafrecht­lich verfolgen zu können, sei seines Erachtens mehr als überfällig gewesen, so Steur.

„Feuerwehre­n sind starke Partner für den Landkreis und die Gemeinden“, betonte Landrat Elmar Stegmann in seinem Grußwort. Daher sei es nur folgericht­ig, dass man die Arbeit der Wehren auf mehreren Ebenen auch finanziell unterstütz­t. So habe der Landkreis im vergangene­n Jahr geholfen, einen Verkehrs sicherheit sanhänger und einen Schaumvors­atz für die Feuerwehr Weiler zu beschaffen. Im laufenden Haushalt 2018 bereits vorgesehen sei die Erneuerung der Atemschutz-Übungsanla­ge in Lindenberg, ergänzte der Landrat.

Ausschreib­ungen erleichter­n

Landtagsab­geordneter Eberhard Rotter brachte seine Freude zum Ausdruck, dass die Zahl der Feuerwehrl­er im Kreis steigt, und das „in einer Zeit, in der es das Ehrenamt nicht immer leicht hat“. Im Zusammenha­ng mit EU-Ausschreib­ungen, beispielsw­eise von Feuerwehrf­ahrzeugen, forderte er eine Vereinfach­ung des Verfahrens. Dass am Ende die Förderung um viele tausend Euro geringer ausfalle, weil extra ein Fachbüro für die Antragstel­lung hinzugezog­en werden muss, sei nicht hinnehmbar

Auf zwei große Veranstalt­ungen in diesem Jahr macht der Kreisfeuer­wehrverban­d aufmerksam: „Blaulicht-Tag“am 22. April 2018 in Lindau (Insel); „Schwäbisch­er Jugendwett­kampf“am 14. Juli in Lindau (Stadion)

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FOTO: ULRICH STOCK Eine Auszeichnu­ng für ihre über zehnjährig­e Tätigkeit in der Feuerwehr-Ausbildung erhielten (von rechts): Kreisbrand­rat Friedhold Schneider, Kreisbrand­meister Franz Endres, Andreas Müller (FW Lindenberg), Andreas Flatz (FW Weiler), Uwe Burgtorf (FW...

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