Fundamente der St.-Aurelia-Kapelle entdeckt
Fundort Römerschanze - Mittelalterliche Mauerreste werden nicht freigelegt
LINDAU - Mittelalterlicher Fund an der Römerschanze: Bei den Vorarbeiten zum barrierefreien Aufgang der Schanze sind Reste der St.-Aurelia-Kapelle sowie einer historischen Ufermauer aus dem Mittelalter zum Vorschein gekommen. Nach Auskunft der Stadt sollen sie nicht freigelegt werden. Die Garten- und Tiefbaubetriebe Lindau haben jedoch ihre Pläne überarbeitet und beschlossen, den Aufgang der Schanze in diesem Bereich um 50 Zentimeter höherzulegen, um die darunterliegende Kapelle zu schützen.
Dass auf der Römerschanze eventuelle Baudenkmäler zu erwarten sind, war bekannt. Auf der Schanze, die früher einmal eine Insel war, stand eine Kapelle, die St.-AureliaKapelle, um die sich einige Sagen ranken. Als nun die Sanierung der Römerschanze anstand – sie soll unter anderem barrierefrei ausgebaut werden – entschied sich die Stadt, eine Archäologin zu den Vorarbeiten hinzuzuziehen.
Elisabeth Faulstich-Schilling war schon bei den ersten Baggerarbeiten im Dezember dabei. Dass sie gleich fündig wird, damit hatte die Archäologin „nicht gerechnet“. Schließlich wurde beim Bau des neuen Hafens in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts vieles „großflächig abgeräumt“. Und auch für Marcus Gebauer von den Garten- und Tiefbaubetrieben Lindau (GTL) war die Entdeckung eine Überraschung: „In den alten Skizzen stand die Kapelle an einer anderen Stelle, und die Mauer war nicht angedeutet“, sagt er.
Der Baggerfahrer hatte nur wenig Erde abgetragen, als erste Mauerreste zum Vorschein kamen. Die Größe der Steine, die Art des Mörtels und der Ziegel – für die erfahrene Archäologin war klar, dass dies ein Treffer war.
Neben den Kirchenmauern entdeckte sie auch Reste des Fußbodens. „Wir haben Apsiden, also runde Ausbuchtungen am Ende der Kirche gefunden“, erklärt FaulstichSchilling, die sich freut, dass nun die genaue Lage der Kirche bekannt sei. Doch deren Fundamente an der Ostseite der Schanze sollten nicht die einzige Entdeckung bleiben. Sie konnte auch eine Mauer freilegen, die zu einer alten Ufermauer aus dem Spätmittelalter gehörte. „Es steht noch nicht fest, ob es eine alte Kaimauer oder eine Mauer zur alten Insel ist“, sagt die Archäologin, die alles präzise mit Fotos und Laserscanner dokumentiert hat.
„Da ist sie dann gut geschützt“
Fest steht bereits jetzt: Die mittelalterlichen Bauwerke sollen nicht freigelegt werden. Das bestätigte Marcus Gebauer auf Nachfrage der Lindauer Zeitung. Er erklärt das mit bautechnischen Gründen: Bei einer Freilegung der Kirchenreste würde der Aufgang zur Schanze um einen Meter nach unten verlegt. Damit Menschen mit Handicap diesen nutzen könnten, dürfe dieser aber nicht zu steil werden. „Man müsste das daher dann nach hinten ausgleichen“, sagt Gebauer. Doch damit, so seine Befürchtung, würden die Wurzeln der Bäume gefährdet. An dem behindertengerechten Aufgang der Schanze führe aber kein Weg vorbei: Auch weil er eine Voraussetzung ist, Fördergelder zu bekommen, erinnert Gebauer.
Von den alten Fundamenten der Kirchenmauern ist schon jetzt nichts mehr zu sehen. Sie liegen, in Sand und Geotextil gebettet, unter einer Plane. Nun soll auch noch die Ufermauer „konservatorisch abgedeckt“werden, erklärt Faulstich-Schilling. „Da ist sie dann gut geschützt.“Für die Archäologin ist es eine gute Entscheidung, die Fundamente und Mauer nicht freizulegen: Der Denkmalschutz gehe der Freilegung vor, wo die Baudenkmäler der Witterung ausgesetzt seien.
Pläne überarbeitet
„Aufmachen, zumachen und dann vergessen“sei nicht die Absicht der Stadt, betont Gebauer. Die GTL habe daher ihre Pläne noch einmal überarbeitet und sich dazu entschieden, in dem betreffenden Bereich die geplante Baumaßnahme um 50 Zentimeter höherzulegen, um die darunterliegenden Kirchenfundamente zu schützen. Die Lage der Kirche und der Verlauf der Mauer sollen zudem durch besondere Pflastersteine und Hinweisschilder sichtbar gemacht werden. Faulstich-Schilling lobt das Vorgehen der Stadt: „Da geht man mit einem guten Gefühl wieder weg.“
Die aufwändigen Vorarbeiten – fast drei Wochen waren die Archäologin und die Baufirma beschäftigt – haben nicht nur Geld, sondern auch Zeit gekostet. Gebauer hofft dennoch, den Zeitplan einzuhalten. „Es schaut gut aus. Bei guter Witterung könnten wir es noch bis Ostern hinkriegen.“