Bodolz kommt ohne Kredite klar
Bürgermeister Christian Ruh legt Rechenschaft für das vergangene Jahr ab
BODOLZ (isa) - In Bodolz geht alles seinen Gang. Davon konnten sich zumindest jene knapp 70 Bürger überzeugen, die ins Koeberle gekommen waren, wo Bürgermeister Christian Ruh Rechenschaft darüber ablegte, was sich im vergangenen Jahr in der Gemeinde getan hat. Dass alles zu ihrer Zufriedenheit läuft, zeigte sich sowohl an der ausgebliebenen Diskussion als auch fehlenden Wortbeiträgen. Nur eine Bürgeranfrage zum Minispielfeld gab es zu beantworten. Nach einer Stunde war die Bürgerversammlung deshalb schon zu Ende.
„Ich bin sehr zufrieden mit dem Jahr. Es war ein ruhiges, aber stetiges Jahr“, lautete das Fazit von Christian Ruh, nachdem er den Bodolzern darüber berichtet hatte, worin die wichtigsten Ereignisse im vergangenen Jahr für die Gemeinde bestanden und womit sich die Verwaltung und der Gemeinderat beschäftigt hatten.
Und das war eine ganze Menge. Immerhin sind insgesamt 7,2 Millionen Euro geflossen. „Das Schöne ist, wir mussten weder Kredite aufnehmen noch Steuern erhöhen“, sagte Ruh und stellte in Aussicht: „Das wird auch 2018 der Fall sein.“Der Grund sei, dass auch Bodolz von der guten Konjunktur profitiere. Obendrein wird die Gemeinde dieses Jahr ihre Schulden von derzeit gut 1,5 Millionen Euro noch weiter abbauen. Weil ein Kredit ablaufe, den die Gemeinde zusätzlich zur Tilgung mit rund 195 000 Euro ablöse, fallen die Schulden auf knapp 1,2 Millionen Euro. Was wiederum die Pro-Kopf-Verschuldung der 3055 Einwohner starken Gemeinde auf 389 Euro senkt
Pflicht und Kür
Der guten finanziellen Ausstattung war es denn auch zu verdanken, dass die Gemeinde nicht nur ihre Pflichtaufgaben erfüllt hat, sondern auch noch genug Geld für Investitionen hatte. So hat sie in den Brandschutz des Kindergartens St. Johannes investiert, ebenso in neue Spielgeräte für den Garten des gemeindlichen Kindergartens. Diese werden, so kündigte Ruh an, im Frühjahr aufgebaut. Zudem hat sie die Bläserschule VJBW bezuschusst und leistet sich als eine von wenigen Gemeinden im Umkreis zwei Quartiersmanager, die sich vor allem der Bodolzer Jugend annehmen. Die Gemeindebücherei, die Ruh eine „Erfolgsgeschichte“ nannte, fördert die Gemeinde ebenfalls. Zudem hat sie im vergangenen Jahr die Grundschule energetisch sanieren lassen. Für die dortige Mittagsbetreuung, die mit derzeit 54 Kindern voll ausgelastet ist, hätten Eltern lediglich einen Euro Gebühr pro Stunde bei Höchstbuchung zu bezahlen. Und die Feuerwehr hat kürzlich erst einen Mannschaftstransportwagen für acht Personen bekommen, den sie am meisten für ihre Jugendlichen braucht.
Abgesehen von den 30 Bauanträgen, die der Gemeinderat behandelt hat und wodurch zehn neue Wohnungen entstehen, hat Bodolz den Fußweg zwischen Sportplatz und Kirche instandsetzen lassen, die Trink- und Löschwasserversorgung „Auf der Egg“beendet und das letzte von fünf Regenrückhaltebecken fertiggestellt. Zwar am Laufen, aber noch nicht endgültig beendet, ist der Breitbandausbau in Bodolz. Insgesamt kostet er 680 000 Euro, die Gemeinde zahlt davon 126 000 Euro, Hausanschluss inklusive. Allerdings sind bisher erst die Ortsteile Hoyerberg, rechts der Bahnlinie, Mittenbuch, Bruggach, Bodolz Nord, Am Riedersbach, Blütenweg und Grundstraße, Hochsträß, Bettnau Nord und Bettnauer Halde mit 100 Mbit/s im Down- und Upload erschlossen. „Nur der Taubenberg ist noch hintendran“, bedauerte Ruh und erklärte, dass die Gemeinde ein zweites Förderverfahren für dieses Gebiet starten musste, kürzlich jedoch der Kooperationsvertrag mit der Telekom unterschrieben wurde und sich die Verwaltung nun darum bemühe, dass der Ausbau noch in diesem Jahr stattfinde. Zumindest jene Straßenschäden, die durch den bisherigen Ausbau entstanden seien, würden „nach dem Winter“beseitigt, versicherte der Bürgermeister.
Bahnübergang wird gesichert
Zudem erklärte er, dass die Gemeinde in Verhandlungen mit der Deutsche Bahn AG erreicht habe, dass der Bahnübergang in Enzisweiler kindersicher gemacht werde. Denn weil die Bahn den Bahnhof in seiner bisherigen Funktion nicht mehr benötige und ihn durch ein elektronisches Stellwerk ersetze, was wiederum Umbauarbeiten am Bahnübergang nach sich ziehe, müsse die Bushaltestelle hinter dem Einkaufszentrum in Richtung Lindau auf die andere Seite des Bahnübergangs verlegt werden. Hier sieht Ruh jedoch Gefahren für die Kinder, denen er zutraut, die geschlossenen Schranken zu missachten, nur um den Schulbus noch zu erwischen. Um dies zu verhindern habe er durchgesetzt, „dass der Übergang so dicht gemacht wird, dass nichts passiert“. Ebenso sei erreicht, dass die Straßenlaternen, die die Bahn hier abbauen wollte, bleiben. Erreicht habe die Gemeinde zudem, dass die Schallschutzwände, die die Bahn im Zuge von ABS 48 plant, nicht mehr vier Meter hoch werden sollen, sondern nur noch drei. „Aber da bin ich immer noch nicht zufrieden“, betonte Ruh und kündigte weitere Verhandlungen an.
Ein weiterer Aufreger, der noch nicht abgeschlossen ist, ist die Zählanlage für das Parkdeck des Einkaufsmarktes in Enzisweiler. „Das ist eine Sache, die regt mich ordentlich auf“, sagte Ruh und erklärte: „Das blöde Zählwerk steht immer auf null und das geht schon seit Monaten so.“Weil jedoch Ermahnungen an den neuen Eigentümer bisher vergeblich blieben, denke er daran das Zählwerk auf Gemeindekosten reparieren und die Rechnung dem Eigentümer zukommen zu lassen. „Aber das ist eigentlich nicht so eine tolle Lösung“.