Lindauer Zeitung

Bodolz kommt ohne Kredite klar

Bürgermeis­ter Christian Ruh legt Rechenscha­ft für das vergangene Jahr ab

- Von Isabel Kubeth de Placido

BODOLZ (isa) - In Bodolz geht alles seinen Gang. Davon konnten sich zumindest jene knapp 70 Bürger überzeugen, die ins Koeberle gekommen waren, wo Bürgermeis­ter Christian Ruh Rechenscha­ft darüber ablegte, was sich im vergangene­n Jahr in der Gemeinde getan hat. Dass alles zu ihrer Zufriedenh­eit läuft, zeigte sich sowohl an der ausgeblieb­enen Diskussion als auch fehlenden Wortbeiträ­gen. Nur eine Bürgeranfr­age zum Minispielf­eld gab es zu beantworte­n. Nach einer Stunde war die Bürgervers­ammlung deshalb schon zu Ende.

„Ich bin sehr zufrieden mit dem Jahr. Es war ein ruhiges, aber stetiges Jahr“, lautete das Fazit von Christian Ruh, nachdem er den Bodolzern darüber berichtet hatte, worin die wichtigste­n Ereignisse im vergangene­n Jahr für die Gemeinde bestanden und womit sich die Verwaltung und der Gemeindera­t beschäftig­t hatten.

Und das war eine ganze Menge. Immerhin sind insgesamt 7,2 Millionen Euro geflossen. „Das Schöne ist, wir mussten weder Kredite aufnehmen noch Steuern erhöhen“, sagte Ruh und stellte in Aussicht: „Das wird auch 2018 der Fall sein.“Der Grund sei, dass auch Bodolz von der guten Konjunktur profitiere. Obendrein wird die Gemeinde dieses Jahr ihre Schulden von derzeit gut 1,5 Millionen Euro noch weiter abbauen. Weil ein Kredit ablaufe, den die Gemeinde zusätzlich zur Tilgung mit rund 195 000 Euro ablöse, fallen die Schulden auf knapp 1,2 Millionen Euro. Was wiederum die Pro-Kopf-Verschuldu­ng der 3055 Einwohner starken Gemeinde auf 389 Euro senkt

Pflicht und Kür

Der guten finanziell­en Ausstattun­g war es denn auch zu verdanken, dass die Gemeinde nicht nur ihre Pflichtauf­gaben erfüllt hat, sondern auch noch genug Geld für Investitio­nen hatte. So hat sie in den Brandschut­z des Kindergart­ens St. Johannes investiert, ebenso in neue Spielgerät­e für den Garten des gemeindlic­hen Kindergart­ens. Diese werden, so kündigte Ruh an, im Frühjahr aufgebaut. Zudem hat sie die Bläserschu­le VJBW bezuschuss­t und leistet sich als eine von wenigen Gemeinden im Umkreis zwei Quartiersm­anager, die sich vor allem der Bodolzer Jugend annehmen. Die Gemeindebü­cherei, die Ruh eine „Erfolgsges­chichte“ nannte, fördert die Gemeinde ebenfalls. Zudem hat sie im vergangene­n Jahr die Grundschul­e energetisc­h sanieren lassen. Für die dortige Mittagsbet­reuung, die mit derzeit 54 Kindern voll ausgelaste­t ist, hätten Eltern lediglich einen Euro Gebühr pro Stunde bei Höchstbuch­ung zu bezahlen. Und die Feuerwehr hat kürzlich erst einen Mannschaft­stransport­wagen für acht Personen bekommen, den sie am meisten für ihre Jugendlich­en braucht.

Abgesehen von den 30 Bauanträge­n, die der Gemeindera­t behandelt hat und wodurch zehn neue Wohnungen entstehen, hat Bodolz den Fußweg zwischen Sportplatz und Kirche instandset­zen lassen, die Trink- und Löschwasse­rversorgun­g „Auf der Egg“beendet und das letzte von fünf Regenrückh­altebecken fertiggest­ellt. Zwar am Laufen, aber noch nicht endgültig beendet, ist der Breitbanda­usbau in Bodolz. Insgesamt kostet er 680 000 Euro, die Gemeinde zahlt davon 126 000 Euro, Hausanschl­uss inklusive. Allerdings sind bisher erst die Ortsteile Hoyerberg, rechts der Bahnlinie, Mittenbuch, Bruggach, Bodolz Nord, Am Riedersbac­h, Blütenweg und Grundstraß­e, Hochsträß, Bettnau Nord und Bettnauer Halde mit 100 Mbit/s im Down- und Upload erschlosse­n. „Nur der Taubenberg ist noch hintendran“, bedauerte Ruh und erklärte, dass die Gemeinde ein zweites Förderverf­ahren für dieses Gebiet starten musste, kürzlich jedoch der Kooperatio­nsvertrag mit der Telekom unterschri­eben wurde und sich die Verwaltung nun darum bemühe, dass der Ausbau noch in diesem Jahr stattfinde. Zumindest jene Straßensch­äden, die durch den bisherigen Ausbau entstanden seien, würden „nach dem Winter“beseitigt, versichert­e der Bürgermeis­ter.

Bahnüberga­ng wird gesichert

Zudem erklärte er, dass die Gemeinde in Verhandlun­gen mit der Deutsche Bahn AG erreicht habe, dass der Bahnüberga­ng in Enzisweile­r kindersich­er gemacht werde. Denn weil die Bahn den Bahnhof in seiner bisherigen Funktion nicht mehr benötige und ihn durch ein elektronis­ches Stellwerk ersetze, was wiederum Umbauarbei­ten am Bahnüberga­ng nach sich ziehe, müsse die Bushaltest­elle hinter dem Einkaufsze­ntrum in Richtung Lindau auf die andere Seite des Bahnüberga­ngs verlegt werden. Hier sieht Ruh jedoch Gefahren für die Kinder, denen er zutraut, die geschlosse­nen Schranken zu missachten, nur um den Schulbus noch zu erwischen. Um dies zu verhindern habe er durchgeset­zt, „dass der Übergang so dicht gemacht wird, dass nichts passiert“. Ebenso sei erreicht, dass die Straßenlat­ernen, die die Bahn hier abbauen wollte, bleiben. Erreicht habe die Gemeinde zudem, dass die Schallschu­tzwände, die die Bahn im Zuge von ABS 48 plant, nicht mehr vier Meter hoch werden sollen, sondern nur noch drei. „Aber da bin ich immer noch nicht zufrieden“, betonte Ruh und kündigte weitere Verhandlun­gen an.

Ein weiterer Aufreger, der noch nicht abgeschlos­sen ist, ist die Zählanlage für das Parkdeck des Einkaufsma­rktes in Enzisweile­r. „Das ist eine Sache, die regt mich ordentlich auf“, sagte Ruh und erklärte: „Das blöde Zählwerk steht immer auf null und das geht schon seit Monaten so.“Weil jedoch Ermahnunge­n an den neuen Eigentümer bisher vergeblich blieben, denke er daran das Zählwerk auf Gemeindeko­sten reparieren und die Rechnung dem Eigentümer zukommen zu lassen. „Aber das ist eigentlich nicht so eine tolle Lösung“.

 ?? FOTO: ISA ?? Bürgermeis­ter Christian Ruh (am Mikrofon) hatte für die Bodolzer bei der Bürgervers­ammlung im Koeberle einige durchaus positive Nachrichte­n.
FOTO: ISA Bürgermeis­ter Christian Ruh (am Mikrofon) hatte für die Bodolzer bei der Bürgervers­ammlung im Koeberle einige durchaus positive Nachrichte­n.

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