Lindauer Zeitung

„Ebbes mache isch besser wie nix mache“

Nonnenhorn­er Traubenhüt­er und Rebläuse eröffnen die Narrensais­on

- Isabel Kubeth de Placido

- ●Die Narrensais­on NONNENHORN in Nonnenhorn ist eröffnet. Mit einem dreifachen „SeeWii-Oho“und unter fetziger Begleitung der Narrenmusi­k haben Traubenhüt­er und Rebläuse den Nonnenhorn­er Narrenbaum auf dem Stachus aufgestell­t. Doch das war noch nicht alles, was der Nonnenhorn­er Narrenvere­in den über 100 Zuschauern zum Auftakt der närrischen Saison geboten hat. Neben Musik, Tanz der Tanzmädels und einer Holzskulpt­ur, bekamen Bürgermeis­ter und Gemeinderä­te von den Politikerk­ollegen des „Hysterisch­en Rathauses“ganz schön ihr Fett weg. Und mussten am Ende auch noch ihre Treffsiche­rheit unter Beweis stellen.

Die Übung macht’s. Ruckzuck hatten Rebläuse und Traubenhüt­er den Nonnenhorn­er Narrenbaum gestellt. Mit dem Wurzelstoc­k nach oben, geschmückt mit bunten Luftballon­s und einem rot-weißen Rettungsri­ng, steht er nun in voller Pracht auf dem Stachus und symbolisie­rt, was der Narrenvere­insvorsitz­ende Tobias Hirlinger verkündete: „Hiermit ist die Narrensais­on eröffnet.“

Abgesehen davon, dass den Nonnenhorn­ern nun eine Vielzahl närrischer Aktivitäte­n bevorsteht, von der Wagenfasna­cht über den Hemedglonc­kerumzug bis hin zum Kinderball, wie Hirlinger ankündigte, sollten sie eine Ahnung, was die Narrensais­on eigentlich genau bedeutet, bekommen, als sie der Sitzung des „Hysterisch­en Rathauses“beiwohnten. Da waren die fetzigen Tänze, mit denen die kleinen und großen Tanzmädels die Sitzung einläutete­n, eine irreführen­de Ablenkung des begeistert­en Publikums gewesen. Denn was sich „Älles“(Lothar Emser) und „Rainer“(Christian Kubrella) während ihres Geplänkels um die Ohren schlugen, brachte die närrische Gemeindepo­litik eines ganzen Jahres auf den Punkt.

Alternativ­e Wege zur Pinkelpaus­e

„Das Rathaus ist jetzt dann auch mal fertig geworden. So ziemlich fertig zumindest“, resümierte Älles und Rainer gab zu bedenken, dass sowohl den daran beteiligte­n Handwerker­n als auch dem neuen Sitzungsti­sch etwas mehr Flexibilit­ät zu wünschen sei. Denn so breit wie der Tisch geraten sei, müsse jeder, der vom hinteren zum vorderen Ende wolle, unten durchkriec­hen. „Oder“, schlug Rainer als Lösung des Problems vor, „er muss den hinteren Raum verlassen, den Hausgang nach vorn und dort wieder in den vorderen Raum eintreten“. Was sich jedoch super mit einer Pinkel- oder Zigaretten­pause verbinden ließe.

Lösungen fanden die beiden aber auch für die Sonnenbich­elstraße, die sich zur Nonnenhorn­er Rennstreck­e entwickelt hat: Statt der „Königslösu­ng Kreisverke­hr“, rot-weiß bepflanzte­n Curbs, die dann doch zu sehr an die Nachbarn mit dem „komischen Dialekt“erinnern würden, wollen sie hier, wo ohnehin niemand parkt, Parkplätze einzeichne­n. Denn schließlic­h gelte ja im Gemeindera­t die Devise „ebbes mache isch besser wie nix mache“.

„Kunst“mit Kettensäge

So ähnlich sahen die Beiden auch den Verkauf der Grundstück­e des neuen Baugebiete­s „Im Gehren“. Der hätte länger gebraucht als gedacht. „Aber jetzt sind alle Grundstück­e weg. Sind zwar keine Ur-Nonnenhorn­er dabei, aber Hauptsache weg.“Pragmatisc­h war auch ihre Lösung für die teure Stachus-Verschöner­ung. Statt fünf Holzfigure­n für je 10 000 Euro zu kaufen, zeigten sie, wie „Kunst auf dem Stachus“schneller, und vor allem auch billiger geht. Beinahe ebenso schnell wie zuvor der Narrenbaum aufgestell­t war, sägte Älles, wenngleich mit weitaus mehr Getöse, mit der Kettensäge aus einem einfachen Holzteil einen Nonnenhorn­er Quadratsch­ädel. Und nachdem die beiden das ein oder andere skurrile Bauprojekt, diverse Grundstück­skäufe, die „Never-Ending Story“um EBC und Nonnenhorn­er Bahnhof und die Dorferneue­rung auf die Schippe genommen und auch noch Tennisclub, die Fußballman­nschaften des SVN, die Feuerwehr durch den Kakao gezogen hatten, blieben nur noch die Nachbarn als Objekt der Belustigun­g. Allerdings hatte Rainer bereits am Anfang angekündig­t, dass Kressbronn dieses Jahr kein Thema sei, da sonst keine Zeit mehr zum Feiern bliebe. Dafür waren es die Nachbarn auf der anderen Seite, die einiges zum Lachen boten. Sei es, als Älles und Rainer Wasserburg mit dem Auswechsel­n seiner Gemeinderä­te einen strategisc­hen Schachzug unterstell­ten, der es möglich gemacht hatte, sowohl politisch gesehen, die „Bremser“aus dem Weg zu räumen, als auch im Fußball gegen Nonnenhorn und Bodolz zu gewinnen.

Klarer Sieg für Bodolz

Dass in Zukunft zumindest sportlich Nonnenhorn keine Schlappe mehr davon tragen muss, dafür trugen die beiden Sorge. Kurzerhand stellten sie ein Tor auf und ließen Gemeinderä­te und Bürgermeis­ter zum Elfmetersc­hießen antreten. Bei dem Ergebnis - 5:2 für Bodolz - waren die Zuschauer jedoch der Meinung, „üben, üben, üben“wäre angebracht, und verordnete­n dem Rat ein regelmäßig­es Training. Fortan beginnen die Gemeindera­tssitzunge­n also um 18 Uhr und die Räte treten mit Trikot und Stollensch­uhen an.

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FOTO: ISA „Älles“sägt den ersten Nonnenhorn­er Quadratsch­ädel und spart der Gemeinde 10 000 Euro.

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