„Ebbes mache isch besser wie nix mache“
Nonnenhorner Traubenhüter und Rebläuse eröffnen die Narrensaison
- ●Die Narrensaison NONNENHORN in Nonnenhorn ist eröffnet. Mit einem dreifachen „SeeWii-Oho“und unter fetziger Begleitung der Narrenmusik haben Traubenhüter und Rebläuse den Nonnenhorner Narrenbaum auf dem Stachus aufgestellt. Doch das war noch nicht alles, was der Nonnenhorner Narrenverein den über 100 Zuschauern zum Auftakt der närrischen Saison geboten hat. Neben Musik, Tanz der Tanzmädels und einer Holzskulptur, bekamen Bürgermeister und Gemeinderäte von den Politikerkollegen des „Hysterischen Rathauses“ganz schön ihr Fett weg. Und mussten am Ende auch noch ihre Treffsicherheit unter Beweis stellen.
Die Übung macht’s. Ruckzuck hatten Rebläuse und Traubenhüter den Nonnenhorner Narrenbaum gestellt. Mit dem Wurzelstock nach oben, geschmückt mit bunten Luftballons und einem rot-weißen Rettungsring, steht er nun in voller Pracht auf dem Stachus und symbolisiert, was der Narrenvereinsvorsitzende Tobias Hirlinger verkündete: „Hiermit ist die Narrensaison eröffnet.“
Abgesehen davon, dass den Nonnenhornern nun eine Vielzahl närrischer Aktivitäten bevorsteht, von der Wagenfasnacht über den Hemedglonckerumzug bis hin zum Kinderball, wie Hirlinger ankündigte, sollten sie eine Ahnung, was die Narrensaison eigentlich genau bedeutet, bekommen, als sie der Sitzung des „Hysterischen Rathauses“beiwohnten. Da waren die fetzigen Tänze, mit denen die kleinen und großen Tanzmädels die Sitzung einläuteten, eine irreführende Ablenkung des begeisterten Publikums gewesen. Denn was sich „Älles“(Lothar Emser) und „Rainer“(Christian Kubrella) während ihres Geplänkels um die Ohren schlugen, brachte die närrische Gemeindepolitik eines ganzen Jahres auf den Punkt.
Alternative Wege zur Pinkelpause
„Das Rathaus ist jetzt dann auch mal fertig geworden. So ziemlich fertig zumindest“, resümierte Älles und Rainer gab zu bedenken, dass sowohl den daran beteiligten Handwerkern als auch dem neuen Sitzungstisch etwas mehr Flexibilität zu wünschen sei. Denn so breit wie der Tisch geraten sei, müsse jeder, der vom hinteren zum vorderen Ende wolle, unten durchkriechen. „Oder“, schlug Rainer als Lösung des Problems vor, „er muss den hinteren Raum verlassen, den Hausgang nach vorn und dort wieder in den vorderen Raum eintreten“. Was sich jedoch super mit einer Pinkel- oder Zigarettenpause verbinden ließe.
Lösungen fanden die beiden aber auch für die Sonnenbichelstraße, die sich zur Nonnenhorner Rennstrecke entwickelt hat: Statt der „Königslösung Kreisverkehr“, rot-weiß bepflanzten Curbs, die dann doch zu sehr an die Nachbarn mit dem „komischen Dialekt“erinnern würden, wollen sie hier, wo ohnehin niemand parkt, Parkplätze einzeichnen. Denn schließlich gelte ja im Gemeinderat die Devise „ebbes mache isch besser wie nix mache“.
„Kunst“mit Kettensäge
So ähnlich sahen die Beiden auch den Verkauf der Grundstücke des neuen Baugebietes „Im Gehren“. Der hätte länger gebraucht als gedacht. „Aber jetzt sind alle Grundstücke weg. Sind zwar keine Ur-Nonnenhorner dabei, aber Hauptsache weg.“Pragmatisch war auch ihre Lösung für die teure Stachus-Verschönerung. Statt fünf Holzfiguren für je 10 000 Euro zu kaufen, zeigten sie, wie „Kunst auf dem Stachus“schneller, und vor allem auch billiger geht. Beinahe ebenso schnell wie zuvor der Narrenbaum aufgestellt war, sägte Älles, wenngleich mit weitaus mehr Getöse, mit der Kettensäge aus einem einfachen Holzteil einen Nonnenhorner Quadratschädel. Und nachdem die beiden das ein oder andere skurrile Bauprojekt, diverse Grundstückskäufe, die „Never-Ending Story“um EBC und Nonnenhorner Bahnhof und die Dorferneuerung auf die Schippe genommen und auch noch Tennisclub, die Fußballmannschaften des SVN, die Feuerwehr durch den Kakao gezogen hatten, blieben nur noch die Nachbarn als Objekt der Belustigung. Allerdings hatte Rainer bereits am Anfang angekündigt, dass Kressbronn dieses Jahr kein Thema sei, da sonst keine Zeit mehr zum Feiern bliebe. Dafür waren es die Nachbarn auf der anderen Seite, die einiges zum Lachen boten. Sei es, als Älles und Rainer Wasserburg mit dem Auswechseln seiner Gemeinderäte einen strategischen Schachzug unterstellten, der es möglich gemacht hatte, sowohl politisch gesehen, die „Bremser“aus dem Weg zu räumen, als auch im Fußball gegen Nonnenhorn und Bodolz zu gewinnen.
Klarer Sieg für Bodolz
Dass in Zukunft zumindest sportlich Nonnenhorn keine Schlappe mehr davon tragen muss, dafür trugen die beiden Sorge. Kurzerhand stellten sie ein Tor auf und ließen Gemeinderäte und Bürgermeister zum Elfmeterschießen antreten. Bei dem Ergebnis - 5:2 für Bodolz - waren die Zuschauer jedoch der Meinung, „üben, üben, üben“wäre angebracht, und verordneten dem Rat ein regelmäßiges Training. Fortan beginnen die Gemeinderatssitzungen also um 18 Uhr und die Räte treten mit Trikot und Stollenschuhen an.