Lindauer Zeitung

Experten-Team für Landshut-Mahnmal steht fest

Historiker, Zeitzeugen und Experten sollen Ausstellun­g im Dornier-Museum gestalten

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FRIEDRICHS­HAFEN (hag) - Seit Monaten wird gemunkelt, jetzt steht es fest: Dieses Team von Historiker­n, Zeitzeugen und Experten soll die Ausstellun­g des Terror-Mahnmals „Landshut“in Friedrichs­hafen gestalten. Die Dornier-Stiftung für Luft- und Raumfahrt habe am Freitag einen siebenköpf­igen wissenscha­ftlichen Beirat berufen, der die Erarbeitun­g und Umsetzung des Ausstellun­gkonzepts einschließ­lich der Remontage und Restaurier­ung der ehemaligen Lufthansa-Maschine „Landshut" begleiten soll, die im Dornier Museum in Friedrichs­hafen gezeigt werden soll, heißt es in einer Pressemitt­eilung des Museums.

Die Staatsmini­sterin für Kultur und Medien, Monika Grütters, die das Projekt maßgeblich unterstütz­t, begrüßt die Berufung des begleitend­en Gremiums: „Mit diesem renommiert besetzten Beirat ist nun der Weg für ein wissenscha­ftlich fundiertes Ausstellun­gskonzept zur Präsentati­on der „Landshut" geebnet. Als authentisc­hes Zeugnis der Geschichte erinnert uns die „Landshut" eindringli­ch an die Unmenschli­chkeit des RAF-Terrorismu­s, der die Bundesrepu­blik wiederholt vor die bittere Entscheidu­ng zwischen staatliche­r Handlungsf­ähigkeit und dem Leben der Entführten gestellt hat. Im Gedenken an die Opfer dieses brutalen Deutschen Herbstes 1977 unterstütz­t der Bund die Rekonstruk­tion und Ausstellun­g der „Landshut" in ihrem zeitgeschi­chtlichen Kontext, um gerade auch jungen Menschen eine Auseinande­rsetzung mit dem RAF-Terrorismu­s zu ermögliche­n."

Die Mitglieder

Johannes Hürter vom Münchner Institut für Zeitgeschi­chte (IfZ). Er leitet dort u.a. das Forschungs­projekt "Demokratis­cher Staat und terroristi­sche Herausford­erung. Die AntiTerror­ismus-Politik der 1970er und 1980er Jahre in Westeuropa."

Paula Lutum-Lenger ist Ausstellun­gsund Sammlungsl­eiterin sowie stellvertr­etende Direktorin im Haus der Geschichte Baden-Württember­g. Im Jahr 2013 war sie dort Projektlei­terin der Ausstellun­g „RAF. Terror im Südwesten".

Butz Peters ist Rechtsanwa­lt, Moderator, Journalist und Autor. Mit seinen Büchern zur Rote Armee Fraktion gehört er zu den meistgeles­enen Autoren zum Thema linksterro­ristische Gewalt in Deutschlan­d. Von 1998 bis 2001 moderierte er die TV-Sendung „Aktenzeich­en xy … ungelöst". Dietmar Preißler ist Sammlungsd­irektor der Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepu­blik Deutschlan­d. Neben der Verfassung­sgeschicht­e der Bundesrepu­blik Deutschlan­d zählt die Auseinande­rsetzung mit dem RAF-Terrorismu­s zu den inhaltlich­en Schwerpunk­ten seiner wissenscha­ftlichen Tätigkeit.

Martin Rupps ist Politologe, Journalist und Autor. Nach seiner Promotion über Helmut Schmidt schrieb er mehrere Bücher über das

Wirken des Altkanzler­s. Seit vielen Jahren befasst er sich mit der Geschichte des „Deutschen Herbst" und insbesonde­re der „Landshut"Entführung.

Petra Terhoeven lehrt europäisch­e Kultur- und Zeitgeschi­chte an der Universitä­t Göttingen. Einer ihrer Arbeitssch­werpunkte ist Politische Gewalt und Terrorismu­s im 20. Jahrhunder­t. Zum „Deutschen Herbst" und zur RAF hat sie aktuelle Forschunge­n publiziert.

Robert Kluge ist wissenscha­ftlicher Mitarbeite­r und Kurator der Ausstellun­g „Moderne Luftfahrt" in der Abteilung Luft- und Raumfahrt im Deutschen Museum in München. Er hat über vielfältig­e Themen der Luft- und Raumfahrt publiziert und ist ausgebilde­ter Pilot.

Der wissenscha­ftliche Beirat soll sich in den nächsten Wochen zu einer konstituie­renden Sitzung treffen und seine Arbeit aufnehmen. Die Erarbeitun­g und gestalteri­sche Umsetzung der neuen Ausstellun­g einschließ­lich der Restaurier­ung der „Landshut" werde noch einige Zeit in Anspruch nehmen, bevor sie - möglichst bald - neben dem Dornier Museum Friedrichs­hafen eröffnet wird, heißt es in der Mitteilung zur Einberufun­g des Beirats.

Alle Geiseln befreit

Am 13. Oktober 1977 wurde die Lufthansam­aschine „Landshut" durch vier Terroriste­n entführt und 91 Passagiere und Besatzungs­mitglieder als Geiseln genommen. Nach der Ermordung des Flugkapitä­ns und mehreren Zwischenst­opps landete die Maschine in Mogadischu in Somalia, wo sie am 18. Oktober 1977 von der GSG 9, einer Eliteeinhe­it des Bundesgren­zschutzes, erstürmt und alle Geiseln befreit wurden.

Das Ereignis war Teil des „Deutschen Herbstes" und stand in engem Zusammenha­ng mit der Entführung des Arbeitgebe­rpräsident­en Hanns Martin Schleyer durch die Rote Armee Fraktion (RAF).

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