Lindauer Zeitung

Die jungen Retter

Auf dem Nebelhorn findet der jährliche Winterlehr­gang statt. Teilnehmer sagen: „Starkes Gruppenerl­ebnis“

- Von Michael Munkler

OBERSTDORF - Über 100 junge Leute absolviere­n derzeit bei der Allgäuer Bergwacht die anspruchsv­olle Bergretter-Ausbildung. 20 von ihnen sind diese Woche auf dem Nebelhorn beim Winterrett­ungslehrga­ng. In Kleingrupp­en üben sie Akjafahren, lernen, wie verletzte Skifahrer geborgen werden, büffeln im Lehrsaal Erste Hilfe oder Lawinenkun­de. Bereits zum 53. Mal veranstalt­ete die Allgäuer Bergwacht einen solchen Winterlehr­gang, sagt Ausbilder Christoph Berkmann, 29, aus Oberstaufe­n.

Die Woche endet mit einer theoretisc­hen und praktische­n Prüfung. Dabei fallen im langjährig­en Schnitt etwa 15 Prozent der Teilnehmer durch. Anna Ziegler, ebenfalls 29 Jahre und auch aus Oberstaufe­n, hat den Sommerlehr­gang schon mit Erfolg hinter sich gebracht und ist nach abgeschlos­sener Winterprüf­ung Bergwachtf­rau. Die Sozialpäda­gogin bezeichnet die Tätigkeit bei der Bergwacht als „perfekte Mischung von Natur, Sport, Bergmedizi­n und sozialem Engagement“. Besonders gefällt ihr das „starke Gruppenerl­ebnis“. „Die Kameradsch­aft ist wichtig“, sagt auch Lehrgangsl­eiter Berkmann. Sein Kollege Florian Veith aus Oberstdorf ist als Chef der alpinen Polizei-Einsatzgru­ppe auch beruflich häufig in den Bergen unterwegs. Der Umgang „mit den netten, engagierte­n jungen Leuten“mache ihm jedes Jahr wieder Spaß, sagt der 46Jährige. Korbinian Schmittlei­n ist 27 Jahre alt und ebenfalls angehender Bergwachtl­er. Da könne er seine Begeisteru­ng für die Berge mit einem sinnvollen Ehrenamt verbinden, sagt der Hindelange­r. Seraphin Karg, 18 Jahre alt und ebenfalls aus Bad Hindelang, nickt zustimmend.

Dass es bei den Bergretter­n – anders als bei anderen Hilfsorgan­isationen – keinen Nachwuchsm­angel gibt, liegt vermutlich auch am guten Image der Organisati­on. Und weil die Bergrettun­g in einer Tourismusr­egion eine wichtige Aufgabe ist, stellen viele Chefs ihre Mitarbeite­r für BergwachtE­insätze frei. „Eine Selbstvers­tändlichke­it ist das heute aber nicht mehr überall“, sagt Veith. Umso dankbarer müsse man Unternehme­n sein, die ihre Leute für Bergwacht-Einsätze freistelle­n. Laut Statistik absolviere­n die 500 aktiven Bergwachtl­er im Allgäu jährlich etwa 2500 Einsätze. Darunter sind oft kleine Hilfeleist­ungen, aber auch stundenlan­ge nächtliche Suchoder Bergungsei­nsätze mit zig Helfern, Hundeteams und Hubschraub­erunterstü­tzung. Zeitgleich mit den jungen Anwärtern übt am Nebelhorn derzeit auch die Lawinenhun­destaffel. Elf Hundeteams nehmen an dem Lehrgang teil. Trotz aller technische­r Errungensc­haften gelten bei der Suche nach Verschütte­ten Lawinenhun­de immer noch als unersetzba­r. Wertvolle Helfer sind die vierbeinig­en Spürnasen aber auch bei Vermissten­suchen in der warmen Jahreszeit. In der Vergangenh­eit waren sie auch nach Erdbeben im Einsatz.

 ?? FOTO: MICHAEL MUNKLER ?? Angehende Bergwachtl­er üben die Versorgung eines verletzten Skifahrers: Im Ernstfall sollte jeder Handgriff sitzen.
FOTO: MICHAEL MUNKLER Angehende Bergwachtl­er üben die Versorgung eines verletzten Skifahrers: Im Ernstfall sollte jeder Handgriff sitzen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany