Die jungen Retter
Auf dem Nebelhorn findet der jährliche Winterlehrgang statt. Teilnehmer sagen: „Starkes Gruppenerlebnis“
OBERSTDORF - Über 100 junge Leute absolvieren derzeit bei der Allgäuer Bergwacht die anspruchsvolle Bergretter-Ausbildung. 20 von ihnen sind diese Woche auf dem Nebelhorn beim Winterrettungslehrgang. In Kleingruppen üben sie Akjafahren, lernen, wie verletzte Skifahrer geborgen werden, büffeln im Lehrsaal Erste Hilfe oder Lawinenkunde. Bereits zum 53. Mal veranstaltete die Allgäuer Bergwacht einen solchen Winterlehrgang, sagt Ausbilder Christoph Berkmann, 29, aus Oberstaufen.
Die Woche endet mit einer theoretischen und praktischen Prüfung. Dabei fallen im langjährigen Schnitt etwa 15 Prozent der Teilnehmer durch. Anna Ziegler, ebenfalls 29 Jahre und auch aus Oberstaufen, hat den Sommerlehrgang schon mit Erfolg hinter sich gebracht und ist nach abgeschlossener Winterprüfung Bergwachtfrau. Die Sozialpädagogin bezeichnet die Tätigkeit bei der Bergwacht als „perfekte Mischung von Natur, Sport, Bergmedizin und sozialem Engagement“. Besonders gefällt ihr das „starke Gruppenerlebnis“. „Die Kameradschaft ist wichtig“, sagt auch Lehrgangsleiter Berkmann. Sein Kollege Florian Veith aus Oberstdorf ist als Chef der alpinen Polizei-Einsatzgruppe auch beruflich häufig in den Bergen unterwegs. Der Umgang „mit den netten, engagierten jungen Leuten“mache ihm jedes Jahr wieder Spaß, sagt der 46Jährige. Korbinian Schmittlein ist 27 Jahre alt und ebenfalls angehender Bergwachtler. Da könne er seine Begeisterung für die Berge mit einem sinnvollen Ehrenamt verbinden, sagt der Hindelanger. Seraphin Karg, 18 Jahre alt und ebenfalls aus Bad Hindelang, nickt zustimmend.
Dass es bei den Bergrettern – anders als bei anderen Hilfsorganisationen – keinen Nachwuchsmangel gibt, liegt vermutlich auch am guten Image der Organisation. Und weil die Bergrettung in einer Tourismusregion eine wichtige Aufgabe ist, stellen viele Chefs ihre Mitarbeiter für BergwachtEinsätze frei. „Eine Selbstverständlichkeit ist das heute aber nicht mehr überall“, sagt Veith. Umso dankbarer müsse man Unternehmen sein, die ihre Leute für Bergwacht-Einsätze freistellen. Laut Statistik absolvieren die 500 aktiven Bergwachtler im Allgäu jährlich etwa 2500 Einsätze. Darunter sind oft kleine Hilfeleistungen, aber auch stundenlange nächtliche Suchoder Bergungseinsätze mit zig Helfern, Hundeteams und Hubschrauberunterstützung. Zeitgleich mit den jungen Anwärtern übt am Nebelhorn derzeit auch die Lawinenhundestaffel. Elf Hundeteams nehmen an dem Lehrgang teil. Trotz aller technischer Errungenschaften gelten bei der Suche nach Verschütteten Lawinenhunde immer noch als unersetzbar. Wertvolle Helfer sind die vierbeinigen Spürnasen aber auch bei Vermisstensuchen in der warmen Jahreszeit. In der Vergangenheit waren sie auch nach Erdbeben im Einsatz.