Museum wird teurer und später eröffnet
Schadstoffe im Dach des Kemptener Zumsteinhauses treiben die Kosten in die Höhe
KEMPTEN - Länger als geplant wird es jetzt doch dauern. Zwar soll es noch in diesem Jahr eine Feier zum Abschluss der Sanierungsarbeiten am Zumsteinhaus geben. Doch das Kempten-Museum, das dort eingerichtet wird, soll erst im Herbst 2019 eröffnet werden. Die Stadträte im Kulturausschuss nahmen das ebenso wortlos zur Kenntnis wie eine andere Mitteilung von Museumsleiterin Christine Müller Horn: Dass die Kosten für das neue Museum um 360 000 Euro in die Höhe schnellen. Ursache sei unter anderem die Schadstoffbelastung im Dachgeschoss.
Seit September 2017 wird das denkmalgeschützte Zumsteinhaus mit dem dazugehörigen Waschhaus saniert. Mittlerweile, sagt die Museumsleiterin, wurde das Dach freigelegt, der Durchbruch für den Aufzug sei erstellt, ein Winterdach und eine Baustellenheizung machten auch Arbeiten bei kälteren Temperaturen möglich. Im einstigen römischen und naturkundlichen Museum soll bekanntlich das Kempten-Museum eingerichtet werden. Die Besucher sollen dort auf lebendige Art und Weise und zeitgemäß das kulturelle Erbe der Stadt – Geschichte und Leben der ersten Bewohner – kennenlernen. Sie sollen sozusagen an einer Reise in die Vergangenheit, von der ersten römischen Besiedlung bis zur Gegenwart, teilnehmen.
Die Entstehung dieses Museums können die Bürger intensiv begleiten – mit Projekten und Workshops unter dem Thema „Stadtexpedition“. Gemäß dem Motto „Kempten macht Museum“können sie Wünsche einbringen, nach ihrem Heimatbegriff und nach Themen, die Kempten beschäftigen (siehe www.stadtexpedition-kempten.de).
Noch dieses Jahr im Dezember sollen die Bürger den Abschluss der Sanierung des Zumsteinhauses am Residenzplatz feiern können. Eröffnet freilich wird das Kempten-Museum erst im Herbst 2019. Insgesamt fünf Millionen Euro sind im städtischen Haushalt für das Projekt Neues Museum eingeplant.
Doch jetzt muss eine zehnprozentige Kostensteigerung in Kauf genommen werden. Die, sagt Museumsleiterin Müller Horn, habe sich durch „unvorhersehbare Dinge“ergeben. So hätten die Fachleute im Dachgeschoss des römischen und naturkundlichen Museums eine hohe Schadstoffbelastung festgestellt. Dort müssen deshalb mehr Bauteile als geplant repariert werden. Zudem sei man auf Stahlträger gestoßen, die herausgenommen werden müssen. Das bedeute Mehraufwand und Mehrkosten, die so nicht eingeschätzt werden konnten. Ebenso zusätzliche Elektroinstallationen. Und dann hatten sich bekanntlich im Dach des Zumsteinhauses die Mauersegler eingenistet. Die kleinen Vögel brüten dort oben und sollen es mit eigens für sie gebauten Nistkästen auch künftig tun.
Doch das wird die neue Museumskonzeption nicht zu Fall bringen. Sie entstand aus einem der strategischen Ziele zur Entwicklung der Stadt, nämlich „Kultur und Tourismus fördern“. Dazu hat der Stadtrat beschlossen, ein breites und attraktives kulturelles Angebot zu schaffen und auszubauen. Damit sollen die Besuchs- und Übernachtungszahlen gesteigert werden.
Das Zumsteinhaus, das jetzt zum Kempten-Museum umfunktioniert wird, wurde 1802 als Wohn- und Geschäftshaus von den Gebrüdern Zumstein erbaut. 1832 wurde der Geschäftsbetrieb eingestellt. 1961/62 wurde die Stadt Eigentümer des Gebäudes und ein römisches Museum entstand. Das Gebäude wurde in den 1970er Jahren als Naturkundemuseum genutzt und 2015 als Museum aufgelöst.