Volksbank schließt Filiale Niederstaufen
Lindenberger Volksbank muss erstmals eine Niederlassung schließen.
SIGMARSZELL - Die Lindenberger Volksbank schließt erstmals in ihrer 111-jährigen Geschichte eine Filiale. Betroffen ist Niederstaufen. Die Geschäftsstelle in dem 1000-Einwohner-Ort wird am 31. März geschlossen. „Der Schritt fällt uns nicht leicht, er ist aber betriebswirtschaftlich notwendig“, sagt Georg Straub, Vorstand des genossenschaftlichen Kreditinstituts. Grund ist vor allem das veränderte Verhalten der Kunden.
Niederstaufen gehört zu den alten Bankstandorten im Westallgäu. Die dortige Raiffeisenkasse ist im Jahr 1903 gegründet worden. Sieben Jahrzehnte war das kleine Institut selbstständig und versorgte die Bevölkerung mit Geld und Waren. 1974 übernahm die Lindenberger Volksbank die Kasse. Bisher hat sie an dem Standort nicht gerührt. Erst 2014 hat das genossenschaftliche Institut die Räume von Grund auf saniert und mit neuester Technik ausgestattet. Damals baute die Volksbank eine Sicherheitsschleuse ein. Das ist nötig, um eine Geschäftsstelle mit nur einer Person betreiben zu können.
Schrittweise bis zum Aus
Um Kosten zu senken, hat die Volksbank in den vergangenen Jahren die Öffnungszeiten zurückgefahren. Früher hatte die Filiale an fünf Tagen die Woche geöffnet, dann drei, derzeit noch dienstags und donnerstags. Trotzdem verursacht die Filiale Verluste. Und daran hätte sich nach Ansicht des Instituts auch nichts geändert. Unterstrichen wird das durch Zahlen des Genossenschaftsverbands Bayern. Nach Untersuchungen des GVB sind 1500 Kunden nötig, um eine Geschäftsstelle profitabel betreiben zu können. 800 Kunden hat die Volksbank in Niederstaufen – sie führt dort nach eigenen Angaben 291 Girokonten.
„Heute können wir aus eigener Stärke heraus handeln. Diese Stärke wollen wir behalten, um nicht zu einem späteren Zeitpunkt nur noch reagieren zu können“, erklärt Straub, warum die Volksbank sich jetzt zu dem Schritt entschieden hat. Er und sein Vorstandskollege Bernd Müller verweisen in dem Zusammenhang auf die zunehmend schwierigen Bedingungen für Banken. Extreme Niedrigzinsen und stetig steigende Auflagen der europäischen Bankenaufsicht setzen den Instituten zu.
Gleichzeitig ändern sich die Gewohnheiten der Kunden. Der Trend geht in Richtung digitales Konto, auch im Westallgäu. 54 Prozent der Volksbank-Kunden betreiben ihre Bankgeschäfte bereits online, viele davon mit einer Banking-App per Handy. Auf einen persönlichen Kontakt zum Kunden kommen bei der Volksbank mittlerweile 500 auf digitalem Weg. Das macht sich auch in Niederstaufen bemerkbar. Dort seien an Spitzentagen nur noch 20 bis 25 Kunden in die Filiale gekommen, schildert Straub. Der Vorstand verweist zudem auf die nahe gelegenen Filialen des Instituts in Opfenbach, Hergensweiler und Scheidegg. Alle Standorte liegen in einem Umkreis von fünf Kilometern um Niederstaufen. Das ist das, was Banken „Komfortzone“nennen, also gut zumutbar für die Kunden. Nach den Beobachtungen der Volksbank nutzen heute schon viele von ihnen die Filiale im Nachbarort Opfenbach, die an fünf Tagen die Woche geöffnet hat und als 24-Stunden-Filiale mit Automaten bestückt ist.
Einstimmiger Beschluss
Das Thema sei mehrfach im Aufsichtsrat besprochen worden, schildert Bernd Müller. Das Gremium hat die Schließung der Filiale einstimmig gut geheißen. Die Volksbank hat im Übrigen nach eigenen Angaben alle ihre Geschäftsstellen analysiert. Ergebnis: „Es gibt keine Überlegungen, weitere Filialen zu schließen“, sagt Straub. Eine Garantie für zehn Jahre könne aber niemand geben.
Die Volksbank hat ihre Niederstaufener Kunden über die Schließung informiert und zu einer Infoveranstaltung eingeladen. Am 20. Februar will der Vorstand im Gasthaus Löwen den Schritt erklären.