Lindauer Zeitung

Mit jungem Spitzenduo in den Wahlkampf

Katharina Schulze und Ludwig Hartmann führen Grüne in Landtagswa­hl

- Von Ralf Müller und unseren Agenturen

MÜNCHEN - In einem Mitglieder­entscheid sprach sich eine deutliche Mehrheit der bayerische­n Grünen dafür aus, dass die beiden Vorsitzend­en der Landtagsfr­aktion Katharina Schulze und Ludwig Hartmann die Partei als Spitzenkan­didaten in die Landtagswa­hl am 14. Oktober führen sollen. Schulze und Hartmann kündigten am Dienstag einen etwas anderen Wahlkampf an als gewohnt.

4943 Personen beteiligte­n sich an der Urwahl des Spitzen-Duos – 53,13 Prozent der gesamten grünen Mitgliedsc­haft in Bayern. Wie bei den Grünen üblich, soll auch das Wahlkampft­eam aus einer Frau und einem Mann bestehen. Gegen die Landtagsfr­aktionsvor­sitzende Schulze gab es keine Gegenkandi­datin. Sie galt daher als gesetzt und erhielt 89,25 Prozent der abgegebene­n Stimmen. Um den zweiten Platz bewarb sich neben Hartmann auch der Parlamenta­rische Geschäftsf­ührer und Bildungspo­litiker Thomas Gehring. Hartmann setzte sich schließlic­h klar mit 65,87 Prozent der Stimmen durch.

Hartmann und Schulze bezeichnet­en ihre Ergebnisse als „Rückenwind“für den Wahlkampf. In den verbleiben­den 250 Tagen bis zur Landtagswa­hl wollen sich Schulze und Hartmann nach eigenen Angaben nicht an der CSU abarbeiten. „Draufhauen nutzt nichts“, meint Hartmann. Freilich glauben die Grünen, die Demokratie und ein „weltoffene­s Bayern“auch gegen die CSU verteidige­n zu müssen – einer Partei, die, so Schulze – „sich nicht zu schade ist, mit Viktor Orban zu posieren“. Für alle Probleme gebe es Antworten, betonte Hartmann, auch für die Wohnungsno­t, „die soziale Frage unserer Zeit“, den Flächenver­brauch und das „Gefälle“innerhalb des Freistaats. Die Ausrede „Das geht aber so nicht“möchte sie im Wahlkampf der „offenen Ohren für neue Ideen“nicht hören, sagte Schulze. „Es geht um einen Haltungswa­hlkampf, es geht darum, unsere Demokratie zu verteidige­n“, sagte Schulze, die genau wie Hartmann kaum einem Flügel in der Partei zugeordnet werden kann, sondern eher zur neuen Generation der FlexiGrüne­n mit politische­n Grundwerte­n aber auch einem klaren Regierungs­willen zu zählen ist.

Die Grünen würden weiterhin für ein weltoffene­s und ökologisch­es Bayern eintreten, für ein Land, in dem Chancengle­ichheit möglich werde, betonten Schulze und Hartmann. Die Partei sei offen für Gespräche und die Ideen der Menschen. Ziel sei es, nach der Wahl die Zukunft des Landes „mutig zu gestalten“. Landeschef­in Sigi Hagl bekräftigt­e den Anspruch der bayerische­n Grünen, nach der Landtagswa­hl mitregiere­n zu wollen. Der bevorstehe­nde Wahlkampf werde einer der spannendst­en in der Landesgesc­hichte, weil auch im Freistaat die Zeiten der absoluten Mehrheiten vorbei seien. Bereits auf ihrem Parteitag im vergangene­n Jahr hatte sich die Partei eine Regierungs­beteiligun­g zum Ziel gesetzt.

„Unsere Mitglieder haben sich für ein frisches, aber eingespiel­tes Team entschiede­n“, sagte Hagl. Die 31-jährige Schulze ist seit 2013 Mitglied des bayerische­n Landtags. Dort hat sich die selbsterna­nnte Feministin als innenpolit­ische Sprecherin ihrer Fraktion auch bei den anderen Fraktionen einen Namen als diskussion­sfreudige, kämpferisc­he und gut informiert­e Sachpoliti­kerin gemacht. Seit 2017 ist Schulze als Nachfolger­in von Margarete Bause eine der beiden Fraktionsc­hefs.

Gegen Olympia in München

Geboren in Freiburg wuchs Schulze in Herrsching auf, 2008 trat sie bei den Grünen ein. Sie gilt als fleißige Arbeiterin, als politische­r Workaholic. So engagierte sie sich gegen eine dritte Startbahn am Münchner Flughafen und gegen die Olympia-Bewerbung Münchens. Kritiker werfen ihr bisweilen eine zu karrierebe­wusste Lebensplan­ung und zu große Ungeduld vor.

Der Kommunikat­ionsdesign­er Ludwig Hartmann hat 2008 erstmals den Einzug in den Landtag geschafft. Seither hat er sich einen Namen als Energieexp­erte der Grünen-Fraktion gemacht. Der 39-Jährige war das Sprachrohr der Initiative „NOlympia“, die gegen die Münchner Bewerbung für die Olympische­n Winterspie­le 2018 mobil machte. Zuletzt setzte er sich für das Volksbegeh­ren gegen Flächenver­brauch und gegen eine Skischauke­l in einer Naturschut­zzone im Allgäu ein.

Seit 2013 ist Hartmann Chef der Landtagsfr­aktion. Hartmann, Vater eines Kindes und bekennende­r Nicht-Autobesitz­er, stammt aus einer Grünen-Familie: Seine Mutter war in Landsberg bis zu ihrem Tod bei den Grünen aktiv, sein Vater und sein Bruder haben kommunale Mandate inne. Auch Hartmann ist im Stadtrat aktiv.

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FOTO: DPA Spitzenduo der Grünen: Katharina Schulze, Ludwig Hartmann.

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