Lindauer Zeitung

Dallas-Geschäfte kosten katholisch­es Bistum Eichstätt Millionen

Beschuldig­te sitzen in Haft – Generalvik­ar verspricht Aufklärung – Neuer Finanzdire­ktor ab 1. April

- Von Jutta Olschewski

EICHSTÄTT (epd) - Geschäfte im texanische­n Dallas haben dem katholisch­en Bistum im oberbayeri­schen Eichstätt einen Millionens­chaden beschert. Man sei Opfer eines „investiert­en Vertrauens“geworden, sagte der Rechtsanwa­lt des Bistums, Ulrich Wastl, am Dienstag. Wie hoch der Verlust aus den Geschäften eines ehemaligen Mitarbeite­rs mit Krediten ist, konnte er noch nicht beziffern. Von den 60 Millionen Dollar in 31 Krediten, die die Diözese gezahlt habe, seien bisher 21,5 Millionen Dollar fällig gewesen. Davon seien erst knapp zwei Millionen Dollar zurückgefl­ossen.

Der Generalvik­ar der Diözese Eichstätt, Isidor Vollnhals, berichtet von zahlreiche­n erhaltenen E-Mails. Manche seien voller Mitgefühl, die meisten Schreiber würden aber wieder über die Kirche schimpfen oder mit Austritt drohen.

31 Kredite in Immobilien­geschäften in Höhe von insgesamt 60 Millionen US-Dollar sind von 2014 bis 2016 aus den Kassen des Bistums Eichstätt in die USA geflossen. Sieben bis zehn Prozent Zinsen sollten diese Anlagen abwerfen. 21,5 Millionen Dollar seien inzwischen fällig, erklärte Wastl. Davon seien, seit sich seine Kanzlei um die Aufklärung bemühe, lediglich 1,9 Millionen Dollar zurückgefl­ossen. Welche Höhe der Schaden für das Bistum letztlich habe, lasse sich derzeit noch nicht beziffern, erklärte der Anwalt.

Vier-Augen-Prinzip

Für alle getätigten Geschäfte habe das Vier-Augen-Prinzip gegolten, räumte Wastl ein. Gegen den leitenden Mitarbeite­r in der Finanzkamm­er, der die Anlagen des beschuldig­ten Beschäftig­ten gegenzeich­nete, gebe es aber keine Ermittlung­en. Generalvik­ar Vollnhals erklärte, der Fall habe ihn betroffen und fassungslo­s gemacht. Dem Ärger von Kirchenste­uerzahlern über den entstanden­en Schaden „müssen wir mit einer sachlichen, transparen­ten Aufklärung begegnen“, sagte er. Durch die Verluste seien keine Projekte von Kirchengem­einden gefährdet, versichert­e der Generalvik­ar. Er kündigte an, dass das Bistum am 1. April einen neuen Finanzdire­ktor bekommt. Die Leitung der Finanzkamm­er, die mehr als ein Jahr vakant war, übernehme Florian Bohn. Der 39-Jährige habe nach einem Betriebswi­rtschaftss­tudium Erfahrunge­n in verschiede­nen mittelstän­dischen Unternehme­n gesammelt.

Der inzwischen entlassene Mitarbeite­r des Bistums und sein Komplize aus den USA, die mit einem Sechstel des Anlageverm­ögens des Bistums Geschäfte gemacht haben, sitzen nach Informatio­nen von Wirtschaft­sberater Wastl in Deutschlan­d in Haft. Im Juli 2017 hatte der Bischof gegen den Mitarbeite­r und die weitere Person aus den USA Anzeige wegen Untreue, Bestechung und Bestechlic­hkeit erstattet.

Das Bistum hatte die Machenscha­ften der beiden im Zuge der Transparen­zoffensive aufgedeckt, die der Eichstätte­r Bischof Gregor Maria Hanke im Jahr 2015 angeordnet habe, hieß es. Seither dürfen Geistliche nicht mehr mit der Kontrolle der Finanzen betraut sein. Die Diözese hat inzwischen auch ihren Vermögensv­erwaltungs­rat überwiegen­d mit nicht-geistliche­n Wirtschaft­sexperten besetzt. Wastl kündigte für den Juni eine Bilanzpres­sekonferen­z des Bistums an.

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FOTO: DPA Das Bischöflic­he Ordinariat verspricht Transparen­z bei der Aufklärung des Falls.

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