Lindauer Zeitung

Räte sind enttäuscht über den Lärmaktion­splan

Es fehlen konkrete Maßnahmen gegen Verkehrslä­rm an Durchfahrt­sstraßen

- Von Dirk Augustin

LINDAU - Der Umweltauss­chuss hat dem Lärmaktion­splan zugestimmt, sodass der Stadtrat das Papier in kraft setzen kann. Einige Stadträte haben am Dienstag aber aus ihrer Enttäuschu­ng kein Hehl gemacht. Denn es fehlt nach wie vor ein Plan, um den Lärm an den Durchfahrt­sstraßen zu verringern.

Angelika Rundel (SPD) und Matthias Kaiser (BL) beklagten, dass trotz eines fünf Jahre dauernden Prozesses der „Lärmaktion­splan“sein Verspreche­n nicht hält. Denn das Papier enthalte kaum Aktionen, die lärmgeplag­ten Anwohnern der großen Straßen in Lindau Besserung in Aussicht stellen. Übrig geblieben ist von vielen konkreten Ideen nur, dass Kemptener Straße und Bregenzer Straße in den besonders lauten Abschnitte­n sogenannte­n Flüsterasp­halt bekommen sollen. Da es sich um Bundesstra­ßen handelt, ist dafür allerdings nicht die Stadt selbst, sondern das Staatliche Bauamt Kempten zuständig. Und das verspricht zwar den entspreche­nden Einbau, dies aber erst, wenn sowieso Arbeiten an den Fahrbahnbe­lägen nötig sind. Und solche Arbeiten sind derzeit nicht geplant. Deshalb weiß niemand, wann der lärmarme Asphalt wirklich kommt.

„Da wartet man wahrschein­lich Jahrzehnte drauf“, klagte Rundel, die konkrete Maßnahmen anmahnte, die Anwohnern tatsächlic­h etwas bringen. „Jetzt ist der Plan für die Betroffene­n unbefriedi­gend.“Sie will deshalb vor allem nachts Tempo 30. „Warum geht in Baden-Württember­g, was in Bayern nicht geht?“, fragte sie und verwies auf Tempolimit­s in Friedrichs­hafen oder Ravensburg.

Diese Vorschläge hatten die Räte aber bereits im vergangene­n Jahr gestrichen. Denn es gab den Vorschlag, in Kemptener, Bregenzer und Friedrichs­hafener Straße nachts in bestimmten Abschnitte­n Tempo 30 einzuführe­n. Lärmfachma­nn Christian Fend vom Augsburger Büro Accon entgegnete aber, dass vorgesetzt­e Behörden keine Chance auf Umsetzung sähen. Die die Zahl der betroffene­n Anwohner sei zu klein. Da seien die Interessen der durchfahre­nden Autofahrer auf den wichtigen Verkehrsac­hsen wichtiger.

Unklar ist den Räten die Rolle des Landratsam­ts

Tatsächlic­h sprach sich Thomas Hummler (CSU) ausdrückli­ch dafür aus, keine Maßnahmen in den Plan aufzunehme­n, die keine Chance auf Umsetzung haben. Dabei müsse sich auch Lindau an das Recht und die geltenden Richtlinie­n der Straßenver­kehrsordnu­ng halten.

Dem widersprac­h Matthias Kaiser, der erneut nächtliche­s Tempo 30 ausdrückli­ch in der Friedrichs­hafener Straße zwischen Aeschacher Markt und Schöngarte­n Straße sowie auf der Bregenzer Straße zwischen Zecher Sportplatz und Grenze forderte. Martin Schnell (LI) warnte vor einer drohenden Verlagerun­g des Verkehrs in die Kemptener Straße.

Während die Mehrheit keine Chance auf Umsetzung sieht und den Antrag deshalb mit 7:4 Stimmen abgelehnt hat, verwies Kaiser darauf, dass der Lärmaktion­splan und damit auch der Schutz der Bürger vor Lärm eine Pflicht nach EU-Recht sei. Da dürfe man sich nicht mit einem „Wischewasc­hi“-Plan herausmoge­ln. „Ich finde das den Bürger gegenüber unfair.“

Max Strauß (BL) setzt zudem sogar auf Unterstütz­ung durch das Landratsam­t. Immerhin setze deren Immissions­schutzbehö­rde in vielen Fällen den Maßstab zum Schutz der Bürger sehr streng an. Deshalb dürfe zum Beispiel die GWG auf dem Höcklearea­l kein Wohnhaus direkt an die Bregenzer Straße bauen. Wer dort aber schon länger lebe, habe doch den gleichen Schutz verdient.

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ARCHIVFOTO: DPA Nachts Tempo 30 in Teilbereic­hen der Lindauer Durchfahrt­sstraßen – das fordern Anwohner und ein paar Stadträte.

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