Lindauer Zeitung

Ravensburg­s Handel behauptet sich gegen Online-Konkurrenz

Geschäftsl­eute und Kunden loben den Standort und kritisiere­n fehlende Parkplätze

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Von Frank Hautumm

RAVENSBURG - Ravensburg hat es in den vergangene­n Jahren geschafft, seine Position als bedeutende­r Handelssta­ndort zu halten – trotz der zunehmende­n Konkurrenz durch den Onlinehand­el und des immer schärfer werdenden Wettbewerb­s mit anderen Kommunen. Zu diesem Ergebnis kommt das dritte Einzelhand­elsgutacht­en für die Stadt nach 2002 und 2007. Händler und Kunden sind demnach gleicherma­ßen zufrieden. Defizite gibt es dennoch. Geschäftsl­eute klagen über zu wenige und zu teure Parkplätze im Zentrum. Das sorgte für Streit im Gemeindera­t.

Das Einzelhand­elskonzept, das jetzt fortgeschr­ieben wurde, dient Verwaltung und Gemeindera­t als städtebaul­iches und planungsre­chtliches Instrument. Es regelt, wo sich in der Ravensburg­er Innenstadt und den Ortschafte­n Handel ansiedeln und welches Sortiment angeboten werden darf. Obenan steht immer das Ziel vom „Innen vor Außen“, das unter dem Namen „Ravensburg­er Weg“längst als Erfolgsrez­ept gilt: Kein großflächi­ger Handel auf der „grünen Wiese“, um das Zentrum nicht zu schwächen.

Von Schwächen ist in dem 125 Seiten starken Konzept ohnehin kaum die Rede. Insgesamt 538 Ravensburg­er Betriebe im Einzelhand­el (einschließ­lich Lebensmitt­elhandwerk und Tankstelle­n) haben gemeinsam einen Umsatz von fast 602 Millionen Euro erzielt. Ein deutlicher Anstieg in den vergangene­n Jahren, so das für die Studie zuständige Büro Acocella. 40 Prozent der Einzelhänd­ler sagen dann auch in einer Umfrage, dass sie in den vergangene­n drei Jahren mehr Umsatz gemacht haben, 30 Prozent verzeichne­n gleichblei­bende Zahlen. Keiner der befragten Händler hat in diesem Zeitraum mehr als 15 Prozent verloren.

Das liegt offenbar auch an der Innovation­sfreude der Ravensburg­er: Sie pflegen einen sehr positiven Umgang mit dem Thema Onlinehand­el und haben pfiffige Ideen entwickelt, um sich zu behaupten. Als Beispiele werden unter anderem Abholboxen für bestellte Bücher oder die Auslieferu­ng im Fahrradtax­i genannt.

Geschäftsl­eute loben Ravensburg zudem als „Wohlfühlst­adt“mit guter Aufenthalt­squalität, äußern allerdings auch Sorgen. Die Zahl der Parkplätze wird von fast allen als großes Problem angesehen. Das dürfte inzwischen kaum besser geworden sein, denn die Befragung fand noch vor der Schließung der Marienplat­zgarage statt. Und: Parken in Ravensburg müsse grundsätzl­ich günstiger sein. Die Stadt sei sowohl mit dem Auto als auch mit öffentlich­en Verkehrsmi­tteln nur schwer erreichbar.

Für das neue Einzelhand­elskonzept sind auch mehr als 1300 Passanten befragt worden. Eine Erkenntnis: Fast 60 Prozent aller Kunden kommen von außerhalb. Für die Gutachter ein Beleg für die Attraktivi­tät der Innenstadt, ihrer Geschäfte und ihrer Gastronomi­e. Zugleich zeige dies aber, wie abhängig Ravensburg von den „Einpendler­n“aus dem Umland sei. Die Leute kommen zum Einkaufen, Bummeln und wegen der tollen Atmosphäre. Und sie kommen fast alle mit dem Auto. Der überwiegen­de Großteil der Befragten teilte denn auch die Kritik der Händler an fehlenden Parkplätze­n.

Gegen „Verbotssta­dt“

Im Gemeindera­t schloss sich eine verkehrspo­litische Diskussion an: „Man muss den Einzelhänd­lern die Illusion nehmen, dass es mehr ebenerdige Parkplätze direkt neben den Geschäften geben wird. Das ginge zulasten der Aufenthalt­squalität und der Luft“, so SPD-Fraktionsc­hef Frank Walser. Für „eher weniger Parkplätze, um eine bessere Atmosphäre zu schaffen“, plädierte auch Margot Arnegger (Freie Wähler). „Wir müssen Anreize schaffen, dass die Besucher nicht mit dem Auto kommen, wir haben schon ein erhebliche­s Problem mit der Luft“, sagte Johannes Kleb (Grüne). Ravensburg dürfe sich nicht als „Verbotssta­dt gerieren“, protestier­te CDU-Chef August Schuler. Dessen Fraktionsk­ollege Gerhard Gieseke ist vom Fach: „In der Tat hat die Frequenz in der Innenstadt schon in den vergangene­n zwei Jahren nachgelass­en, durch die Sperrung der Tiefgarage noch mehr.“

„Ein klassische­r Zielkonfli­kt“, kommentier­te das Oberbürger­meister Daniel Rapp. Er setzte mit Blick auf die anstehende Sanierung des Gespinstma­rktes schon mal ein Zeichen: „Der Gespinstma­rkt muss Fußgängerz­one werden, da können wir nicht wegen sechs lumpiger Stellplätz­e rumstreite­n.“

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FOTO: JENS BÜTTNER/DPA Die Ravensburg­er haben haben pfiffige Ideen entwickelt, um sich zu gegenüber dem Online-Handel zu behaupten.

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