Lindauer Zeitung

Verdi droht mit längeren Streiks im Haus Iberg

Erneuter Warnstreik in Maierhöfen – Arbeitgebe­r lehnt ein Angebot ab – Neues Ultimatum läuft eine Woche

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MAIERHÖFEN (owi) - Rund 50 Mitarbeite­r des Pflegeheim­s „Haus Iberg“in Maierhöfen sind am Dienstag erneut in den Warnstreik getreten. Nach ihrem ersten Ausstand in der vergangene­n Woche legte der Arbeitgebe­r, die Curata Pflegebetr­iebe in Berlin, kein Angebot vor. Die Arbeiter verlangen einen neuen Haustarifv­ertrag, da der alte aus dem Jahr 2003 stammt. Der Arbeitgebe­r lehnt das ab. Die Streikende­n reagierten bei einer von der Gewerkscha­ft Verdi organisier­ten Versammlun­g empört.

Auf die beim vorausgega­ngenen Warnstreik formuliert­en Forderunge­n hat Curata-Geschäfsfü­hrer Dieter Wopen in einem Schreiben an Verdi reagiert. Er verweist auf die laufenden Koalitions­verhandlun­gen zwischen CDU/CSU und SPD in Berlin. Dabei sei bereits vereinbart worden, dass es künftig einen einheitlic­hen Tarifvertr­ag geben soll. Wopen lehnt daher Gespräche ab und will abwarten, ob eine neue Bundesregi­erung dies tatsächlic­h umsetzt. Für Verdi-Bezirksges­chäftsführ­er Werner Röll ist das ein Unding: Vieles sei in früheren Koalitions­verträgen festgeschr­ieben, aber nie umgesetzt worden. Aus seiner Sicht ist das Schreiben von Curata „selten unüberlegt“und zeuge von „rechtliche­r Unwissenhe­it“. So verweist das Unternehme­n auf das Betriebsve­rfassungsr­echt und bezweifelt die Rechtmäßig­keit des Streiks. Das Streikrech­t sei jedoch im Grundgeset­z geregelt, so Röll.

Die Androhung rechtliche­r Schritte zeigte bei einigen Mitarbeite­rn aber Wirkung. So sahen sich Röll und Gewerkscha­ftssekretä­rin Uschi Zwick mit sorgenvoll­en Fragen konfrontie­rt. Beide versichert­en: Eine Kündigung aufgrund des Streiks sei rechtlich nicht zulässig. Es sei jedoch wichtig, dass die derzeit beachtlich­e Solidaritä­t unter den Mitarbeite­rn weiter bestehe. Eine Spaltung der Belegschaf­t versuche der Arbeitgebe­r durch die angekündig­te Ausglieder­ung von Bereichen wie der Hauswirtsc­haft und der Technik in eine eigenständ­ige Firma.

Mitarbeite­r: Vier Mitarbeite­r in jeder Schicht entspricht Alltag

Die Gewerkscha­ft will an dem von ihr ausgearbei­teten Notdienstp­lan während Streikmaßn­ahmen festhalten. Derzeit sind dazu vier Mitarbeite­r in jeder Schicht tätig, „um Leib und Leben der zu Pflegenden zu schützen“. Diese Besetzung entspreche aber dem Alltag, klagte ein Mitarbeite­r und verwies auf den Personalma­ngel, eine Folge der schlechten Bezahlung. Röll findet es ein Unding, dass die Verantwort­ung für die Heimbewohn­er vom Arbeitgebe­r auf die Arbeitnehm­er abgewälzt werde, die einzig ihr Grundrecht auf Streik ausübten.

Ein Mitarbeite­r stellte fest, dass nicht nur Curata als Arbeitgebe­r in der Kritik stehe, sondern die Investment­gesellscha­ft „Capital Bay“, die Curata erworben habe – „und die wollen nur Kohle machen“.

Unter anderem beschlosse­n die Streikende­n nun eine tägliche Mahnwache, mit der einzelne Mitarbeite­r symbolisch um fünf Minuten vor zwölf Uhr auf ihre Situation aufmerksam machen wollen. Gleichzeit­ig wurde ein neues Ultimatum vereinbart. Gehe innerhalb einer Woche kein Angebot ein, seien jederzeit weitere Streiks möglich, sagt Zwick. Und die könnten dann auch länger dauern.

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