„Harmonisches Gesamtbild“beim Bahnhofsquartier
Memminger Stadtrat stimmt für Sanierungskonzept der Ten Brinke Group – Diskussion über Wohnungsbau
MEMMINGEN - Es ist um nichts weniger gegangen als um ein „Schlüsselgrundstück unserer Stadt“, wie es Memmingens Oberbürgermeister Manfred Schilder ausdrückte. „Investorenentscheidung Bahnhofsareal“stand auf der Tagesordnung der Stadtratssitzung. Nach etwa zwei Stunden fiel die Entscheidung: Bei fünf Gegenstimmen hat der Stadtrat beschlossen, dass der niederländische Investor Ten Brinke Group im Rennen bleibt und mit ihm Grundstücksverhandlungen geführt werden. Das Unternehmen muss sein Konzept aber noch nachbessern.
Seit Jahren wird in Memmingen über eine Sanierung des maroden Bahnhofsquartiers diskutiert. Ende 2014 hatte die Stadt einen Investoren-Wettbewerb ausgelobt. Die entsprechenden Flächen sind im Besitz der Kommune und der Memminger Wohnungsbau. Zwei Investoren waren zuletzt noch im Rennen: Die Ten Brinke Group mit Sitz im niederländischen Varsseveld und die ActivGroup aus Schemmerhofen (Kreis Biberach). Ein Memminger Gremium, dem neben dem Oberbürgermeister, Stadträten und Verwaltungsmitarbeitern auch Vertreter der Wirtschaft angehören, hatte vor zwei Wochen ein einstimmiges Votum pro Ten Brinke abgegeben. Dabei handelte es sich um einen Empfehlungsbeschluss für den Stadtrat.
„Sehr bewegte Architektur“
In der Sitzung erläuterte Baureferatsleiter Fabian Damm, dass sich beim Ten-Brinke-Konzept ein „harmonisches Gesamtbild mit der benachbarten Bebauung“ergebe. Zudem entstehe an der Heidengasse ein Platz, „der durchaus Qualität entfalten kann“. Der Leiter des Stadtplanungsamts, Uwe Weißfloch, ging auf die Sichtweise des Landesamts für Denkmalpflege ein: Die Behörde habe festgestellt, dass sich die von Ten Brinke geplanten Neubauten sehr gut in ihr Umfeld einfügen würden.
Zu einem ganz anderen Ergebnis kommt das Landesamt bei den Plänen der Activ-Group: Die Behörde sei der Auffassung, dass deren Konzept die bauliche Umgebung völlig ignoriere, berichtete Weißfloch in der Sitzung. Auch die Memminger Heimatpflege lehne diesen Entwurf ab. „Wir haben hier eine sehr bewegte Architektur mit unterschiedlichen Dachlandschaften“, sagte Damm in der Stadtratssitzung.
Das Urteil von Stadträten fiel ähnlich aus. Ten Brinke liefere „eine gute Grundlage für die Weiterentwicklung des Quartiers“, urteilte beispielsweise CSU-Fraktionschef Stefan Gutermann. „Hier tun sich Möglichkeiten auf“, sagte CRBFraktionsvorsitzender Wolfgang Courage. Der Entwurf der ActivGroup mit „schönen, schrägen Wänden“gefalle ihm eigentlich besser, betonte Grünen-Fraktionschef Bernhard Thrul. „Aber das passt nicht nach Memmingen.“
Die Ten Brinke Group wird jedoch an ihrem jetzigen Konzept noch feilen müssen. So heißt es beispielsweise in der Sitzungsvorlage für die Stadträte, dass der Bau entlang der Bahnhofstraße monoton sei und stärker untergliedert werden könnte. SPD-Fraktionsvorsitzender Matthias Ressler stieß ins gleiche Horn: Er wünschte sich an dieser Stelle „etwas Luftigeres“.
Für eine längere Diskussion sorgte der Plan von Ten Brinke, in das Quartier nur neun Wohneinheiten zu integrieren (siehe Infokasten). Mehrere Redner plädierten dafür, auf den Wohnungsbau einen stärkeren Akzent zu legen. Michael Hartge (ÖDP) forderte sogar, „an die 70 Wohnungen“zu integrieren. Bei diesem Entwurf werde es schwierig, so viele Einheiten zu realisieren, entgegnete Damm. „Wir denken mit dem Investor über zusätzliche Wohnungen nach, aber wir werden nicht auf 70 kommen“, sagte Oberbürgermeister Manfred Schilder. Fraktionschef Helmut Börner (Freie Wähler) gab in diesem Zusammenhang zu bedenken, dass ja auch der benachbarte Kiesparkplatz für Wohnungsbau vorgesehen sei.
Die Zahl der angestrebten Wohnungen wurde schließlich nicht näher festgelegt. Dies war für die ÖDP laut Fraktionschef Professor Dieter Buchberger der Grund dafür, gegen weitere Verhandlungen mit Ten Brinke zu votieren. Von den Ökodemokraten kamen die fünf Gegenstimmen.