Verwirrende Vielfalt bei deutschen Autokennzeichen
Das Wechselkennzeichen kann günstigere Versicherungskonditionen bringen
BERLIN (dpa) - Ohne Zulassung und Kennzeichen darf normalerweise kein Auto auf öffentlichen Straßen fahren. Doch die Vielfalt ist verwirrend: Neben dem EU-Kennzeichen, mit dem die allermeisten unterwegs sind, gibt es laut der Fahrzeug-Zulassungsverordnung (FZV) zahlreiche verschiedene Nummernschilder – rote, grüne, zeitlich befristete, solche für Elektroautos und alte Autos. Eine Typologie der in Deutschland zulässigen Kennzeichen, basierend auf Angaben des Kraftfahrt-Bundesamtes, des Bundesverkehrsministeriums, des ADAC und des TÜV Nord:
Eurokennzeichen:
Das gängigste Nummernschild ist das EU-Kennzeichen, das 1994 die alten Schwarzweiß-Schilder abgelöst hat, die aber nach wie vor gültig sind. Es besteht aus einem Unterscheidungszeichen für den Verwaltungsbezirk der Zulassungsbehörde und einer Erkennungsnummer. Letztere setzt sich aus ein oder zwei Buchstaben und bis zu vier Ziffern zusammen. Auf die Nationalität innerhalb der EU weist das Kürzel auf dem blau unterlegten Feld am linken Rand hin.
Kennzeichen für E-Autos:
Sie sehen aus wie das EU-Kennzeichen, haben aber ein „E“hinter der Erkennungsnummer eingeprägt, das Sonderrechte und Vorteile signalisiert. Kommunen dürfen E-Autos, Plug-inHybriden oder E-Autos mit Brennstoffzelle kostenloses Parken einräumen, Zufahrtsbeschränkungen aufheben oder Busspuren für Stromer freigeben.
Oldtimer-Kennzeichen:
Das Gesetz sieht zwei spezielle Zulassungsarten für Oldtimer vor: das H-Kennzeichen und das rote 07-Kennzeichen. Ersteres ist für den Dauerbetrieb des Fahrzeugs gedacht. Das zweite genügt, wenn das betreffende Fahrzeug an Veranstaltungen teilnimmt, die laut FZV „der Darstellung von Oldtimer-Fahrzeugen und der Pflege des kraftfahrzeugtechnischen Kulturgutes dienen“. Für Anfahrten zu und Abfahrten von solchen Veranstaltungen benötigen Fahrzeuge mit rotem Oldtimerkennzeichen keine Betriebserlaubnis und keine Zulassung. Probe- und Überführungsfahrten sowie Fahrten in die Werkstatt sind damit ebenfalls erlaubt. Oldtimer werden per Gesetz als Fahrzeuge definiert, „die vor mindestens 30 Jahren erstmals in Verkehr gekommen sind, weitestgehend dem Originalzustand entsprechen, in einem guten Erhaltungszustand sind“.
Saisonkennzeichen:
Es enthält eine Angabe des zugeteilten Betriebszeitraums, der zwischen zwei und elf Monaten betragen darf. Das Fahrzeug darf nur während des angegebenen Betriebszeitraums auf öffentliche Straßen, während der Ausschlusszeiten besteht dort kein Versicherungsschutz. Eine Kombination mit Oldie-Kennzeichen ist möglich.
Kurzzeitkennzeichen:
Meist nutzen es Privatleute beim Gebrauchtwagenkauf für Probe- und Überführungsfahrten, denen es ausschließlich dient. Sie gelten für maximal fünf Tage. Das Ablaufdatum ist am rechten Rand nach dem Schema TagMonat-Jahr gelb unterlegt vermerkt.
Rote Nummern:
Das Gegenstück des Kurzzeitkennzeichens für laut Gesetz „zuverlässige“Händler, Hersteller und Kfz-Werkstätten ist das rote Kennzeichen, das für Prüfungs-, Probe- und Überführungsfahrten ausgegeben wird. Die Erkennungsnummer besteht nur aus Ziffern und beginnt mit „06“.
Wechselkennzeichen:
Mit ihm können zwei Fahrzeuge der gleichen Klasse mit einem Kennzeichen zugelassen werden – es muss sich also beispielsweise um zwei Pkw, zwei Wohnmobile oder zwei Anhänger handeln. Das Wechselkennzeichen darf immer nur an einem der beiden Fahrzeuge geführt werden. Das jeweils nicht genutzte Fahrzeug muss auf Privatgrund parken. Das Wechselkennzeichen besteht aus zwei Teilen: einem Teil, das am Fahrzeug verbleibt, und einem aufsteckbaren Zusatzteil, das die Benutzung des Fahrzeugs auf der Straße erlaubt. Der Vorteil: Für den Zweitwagen – auch Oldtimer sind gestattet – kann diese Kennzeichenvariante günstigere Versicherungskonditionen bringen.
Grüne Kennzeichen:
Sie sehen aus wie ein EU-Kennzeichen – bis auf die grüne Schrift – und werden für steuerbefreite Kraftfahrzeuge ausgegeben. Man sieht sie auf dem Land an forst- und landwirtschaftlichen Fahrzeugen, aber auch auf Baustellen an Kränen oder Baumaschinen oder an Fahrzeugen von Schaustellern.
Ausfuhrkennzeichen:
Ist ein Auto nicht zugelassen und soll dauerhaft ins Ausland verbracht werden, dann ist dieses, maximal zwölf Monate gültige Kennzeichen gefragt. Zur Erteilung müssen neben den Zulassungsbescheinigungen unter anderem Nachweise einer speziellen KfzHaftpflichtversicherung sowie über eine gültige Hauptuntersuchung und gegebenenfalls eine Außerbetriebsetzung vorgelegt werden.