Vorerst keine neuen Ferienwohnungen
Lindau will Regeln für Genehmigung neuer Ferienwohnungen auf der Insel.
LINDAU (dik) - Die Stadt Lindau wird vorerst keine weiteren Ferienwohnungen auf der Insel genehmigen. Ein Jahr haben Stadtrat und Verwaltung nun Zeit, um über den Bebauungsplan zu klären, wo in der Altstadt es noch neue Ferienwohnungen geben darf und wo nicht. Nach einer Bestandsanalyse soll es eine Begehung der Stadträte geben.
Allen Befürchtungen zum Trotz war der Stadtrat auch in dieser Frage beschlussfähig. Sieben Räte hatten sich als befangen erklärt, weil sie selbst oder nahe Verwandte auf der Insel Ferienwohnungen betreiben oder weil sie Wohnungen haben, die entsprechend umgewandelt werden sollen. Hermann Kreitmeir (BU), Mathias Hotz (JA), Andreas Ober und Martin Rupflin (beide FB), Thomas Hummler (CSU), Uli Gebhard (SPD) und Uli Kaiser (BL) rückten deshalb vom Ratstisch ab und nahmen an Diskussion und Abstimmung nicht teil.
Die anderen waren sich schnell einig, dass Lindau ein Regelwerk braucht, um das Verhältnis zwischen Wohnungen und Ferienwohnungen auf der Insel steuern zu können. Froh sind dabei einige Stadträte, dass entgegen der Anträge von BL und SPD die Verwaltung nicht auf eine Zweckentfremdungssatzung setzt. Denn die Folge wäre ein komplettes Verbot. Lindau will das stattdessen über den Bebauungsplan regeln, sodass man tatsächlich für jedes Quartier der Altstadt eigene Regeln finden kann.
Wer noch zweifelte, ob dieses Thema wirklich wichtig ist, den belehrte Kay Koschka vom Bauamt eines Besseren. Denn zusätzlich zu den nicht gezählten Ferienwohnungen in 61 Gebäuden der Insel, von denen einige bisher gar nicht genehmigt sind, liegen in der Verwaltung derzeit 26 Anträge auf Umwandlung. Und allein nach dem LZ-Bericht vergangene Woche haben innerhalb von zwei Tagen mehr als 30 Eigentümer bei der Stadt angerufen und entsprechende Anträge angekündigt.
Lindauer Ferienwohnungen stehen im Winter leer
Damit die Insel Stadtzentrum bleibt und vor allem auch im Winter belebt ist, seien aber Wohnungen nötig, denn Feriengäste gebe es im Winter kaum. Koschka lieferte als Beispiel für den Einwohnerschwund auf der Insel Zahlen der Grundschule Altstadt: Gingen dort im Schuljahr 2000/01 noch 120 Kinder zur Schule, so waren es 2005/ 06 noch 97 und im laufenden Schuljahr nur noch 75.
Koschka wandte sich gegen den Eindruck, die Verwaltung wolle ein striktes Verbot. Vielmehr gehe es darum zu regeln, wo tatsächlich überhaupt keine neuen Ferienwohnungen sinnvoll wären. In anderen Quartieren könnte die Stadt solche Wohnungen aber zum Beispiel nur im ersten Geschoss oder im Erdgeschoss und ersten Obergeschoss zulassen. Dem vorausgehen soll eine sorgfältige Analyse des Bestands.
All das muss schnell gehen, denn der Beschluss vom Mittwoch setzt die laufenden Verfahren für ein Jahr aus. So lange muss jeder warten, der noch auf eine Genehmigung wartet. Einige Räte forderten, dass das schneller gehen muss. Doch nach der Bestandsanalyse ist eine Begehung der Stadträte geplant, später das eigentliche Verfahren mit Bürgerbeteiligung – viel schneller wird es nicht ablaufen.
Ulrike Lorenz-Meyer (BL) freut sich auf ein gutes Instrument, um den „Wildwuchs an Ferienwohnungen“in den Griff zu bekommen. Dabei lasse sich auch mit einer normalen Wohnung auf der Insel „eine gute Rendite erzielen“. Ähnlich sieht es Katrin Dorfmüller (SPD), die als Insulanerin weiß, wo heute schon ganze Gebäude im Winter unbewohnt sind. Das schade auch dem Einzelhandel. Das treibe außerdem die Preise hoch, sodass Familien sich die Insel kaum mehr leisten könnten.
Günther Brombeiß (FB), Ulrich Jöckel (FDP), Karl Schober (CSU) und Oliver Eschbaumer (BU) stimmten ebenfalls zu, fordern aber ein zügiges Vorgehen mit Augenmaß. Zudem solle die Verwaltung künftig Luft für Entscheidungen im Einzelfall bekommen. Zudem warnten sie davor, in der Ferienstadt Lindau Ferienwohnungen zu verteufeln. Denn die seien auch nötig. Und manch ein Eigentümer brauche die höhere Rendite, um sich teure Sanierungen der Altbauten überhaupt leisten zu können.
OB Ecker und Uwe Birk (SPD) wiesen zudem darauf hin, dass nach den Erfahrungen auf der Insel dieses Instrument auch auf das Festland ausgeweitet werden sollte. In neuen Bebauungsplänen schließt Lindau Ferienwohnungen sowieso strikt aus.