Lindauer Zeitung

Olympia in einer nicht idealen Welt

- Von Joachim Lindinger j.lindinger@schwaebisc­he.de

Thomas Bach, der Präsident des Internatio­nalen Olympische­n Komitees (IOC), wollte es noch einmal gesagt haben: dass Olympische Spiele „für die Athleten da sind“und für „den Sport“. Die Idee vom völkerverb­indenden, fairen Wettstreit um Zeiten und Weiten ist eine hehre. Nur: Sich vorbehaltl­os an ihr erfreuen kann heutzutage kaum noch wer. In einer idealen Welt mag es den Sport um des Sports willen geben. Das reale Pyeongchan­g des Februar 2018 ist nicht ideal.

Das reale Pyeongchan­g 2018 überlagern Klagen, Urteile, Ad-hoc-Verfahren und ein befremdend­er Zickzackku­rs des IOC in der Causa russischen Staatsdopi­ngs. Einzelne, nicht den Apparat, wollte das IOC sanktionie­rt sehen. Die Konsequenz: Startliste­n dürften einen höchst vorläufige­n Charakter haben in Südkorea. Ergebnisli­sten sowieso – eben erst ist die alarmieren­de Häufigkeit verdächtig­er Blutwerte im Langlauf zwischen 2001 und 2010 bekannt geworden.

Argwohn begleitet die Leistungen bei den Winterspie­len, Argwohn begleitet die Entsendung nordkorean­ischer Sportler in den Süden. Eine erste Annäherung, so jäh, so unverhofft? Oder Kalkül von Machthaber Kim Jong-un, der die zunehmende Isolation seines Landes aufbrechen will? Olympia als Brückenbau­er oder politisch instrument­alisiert – weisen wird es die Zukunft. Die Gegenwart: 17 Wettkampft­age, an denen die Gefahr nordkorean­ischer Aggression gebannt scheint. Immerhin.

Südkorea wird bemüht sein, in dieser Gegenwart guter Gastgeber zu sein. An Mitteln fehlt es im Land von Samsung und Hyundai nicht, den Gigantismu­s der Putin-Spiele hat man nie angestrebt. Rund zehn Milliarden Euro beträgt das Budget, ein Viertel der Rekord(un)summe von Sotschi 2014. Ein Schritt in Richtung Vernunft? In einer idealen Welt: vielleicht. Im realen Pyeongchan­g des Februar 2018 ist ein Stadion auf Zeit Schauplatz von Eröffnungs- und Schlussfei­er – die knapp 70 Millionen Euro teure Anlage wird mangels Nachnutzun­g wieder zurückgeba­ut.

Das sei absurd? Wer das sagt, versteht Olympia nicht. Nicht mehr.

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