Lindauer Zeitung

Militärpar­ade am Tag vor der Eröffnung

Heute starten in Südkorea die Olympische­n Winterspie­le – Norden demonstrie­rt Stärke

- Von Andreas Landwehr und Dirk Godder

PJÖNGJANG (dpa) - Einen Tag vor der Eröffnung der Olympische­n Winterspie­le in Südkorea hat in der nordkorean­ischen Hauptstadt Pjöngjang eine Militärpar­ade begonnen. Mit der Waffenscha­u will Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un trotz der jüngsten Annäherung an Südkorea militärisc­he Stärke demonstrie­ren. Das neuerliche Säbelrasse­ln gegenüber Südkorea und den USA überschatt­et den Auftritt der nordkorean­ischen Sportler an der Seite ihrer Landsleute aus dem Süden bei den Winterspie­len, die heute in Pyeongchan­g feierlich eröffnet werden.

Kritiker sehen darin eine Provokatio­n, die den versöhnlic­hen Gesten der vergangene­n Wochen widersprec­he. Nordkorea hat diesen Donnerstag für die Militärpar­ade erst vor wenigen Wochen und offenbar mit Blick auf die Spiele ausgesucht, um den 70. Jahrestag der Gründung der Armee des Landes zu feiern.

Von der Eröffnungs­feier heute (12 Uhr MEZ) soll dennoch ein Zeichen des Friedens ausgehen. Nordund Südkorea werden gemeinsam einlaufen. Bis zum 25. Februar wird es die Rekordzahl von 102 Entscheidu­ngen geben. Mehr als 2900 Sportler aus 92 Nationen nehmen teil, davon 153 aus Deutschlan­d. Als Fahnenträg­er wird der Nordische Kombiniere­r Eric Frenzel das deutsche Team im Olympiasta­dion anführen.

PJÖNGJANG/SEOUL (dpa) - Das Säbelrasse­ln widerspric­ht der versöhnlic­hen Sportdiplo­matie. Vor der feierliche­n Eröffnung der Olympische­n Winterspie­le in Südkorea hat Nordkorea mit einer großen Militärpar­ade in Pjöngjang wieder die Spannungen angeheizt. An einem Dialog mit den USA zeigt sich Pjöngjang nicht interessie­rt.

Mit der martialisc­hen Waffenscha­u wollte Machthaber Kim Jongun trotz seiner jüngsten Annäherung an Seoul noch mal militärisc­he Stärke demonstrie­ren. Als Signal an USPräsiden­t Donald Trump wurden nach Berichten südkoreani­scher Fernsehsen­der auch Langstreck­enraketen vom neuen Typ Hwasong-15 präsentier­t, die nach amerikanis­chen Befürchtun­gen das Festland der USA erreichen können.

Pence bei der Eröffnungs­feier

Bei einem Treffen mit US-Vizepräsid­ent Mike Pence in Seoul bekräftigt­e Südkoreas Präsident Moon Jae-in, dass seine Regierung fest zur Allianz mit Washington stehe. Das Bündnis sei die Säule für die Bemühungen, Nordkorea zum Verzicht auf sein Atomprogra­mm zu bringen, sagte Moon laut Yonhap. Pence will an der Eröffnungs­feier der Winterspie­le in Pyeongchan­g teilnehmen. Dann sollte auch eine hohe nordkorean­ische Delegation im Stadion sein.

Möglichen Gesprächen mit der US-Delegation am Rande der Spiele erteilte Nordkorea jedoch eine Absage. Beide Koreas werden gleichwohl Spitzenges­präche führen. Moon wird am Samstag Kim Jong-uns einflussre­iche Schwester Kim Yo-jong und andere Mitglieder der nordkorean­ischen Delegation empfangen. Es ist das erste Mal, dass ein Mitglied der Kim-Familie das Nachbarlan­d besucht. Die Delegation unter Leitung des protokolla­rischen Staatsober­hauptes von Nordkorea, Kim Yong-nam, sollte am Freitag mit einem Privatjet anreisen.

Die versöhnlic­he Sportdiplo­matie stand allerdings im krassen Gegensatz zu dem Säbelrasse­ln in Pjöngjang kurz vor ihrer Ankunft. Von einem Balkon aus nahm Kim Jong-un gemeinsam mit seiner Frau die Waffenscha­u ab. Raketen, Panzer, Artillerie­geschütze und andere Militärfah­rzeuge rollten über den Platz in der Hauptstadt. Die Langstreck­enraketen unterstric­hen die Drohung, auch die USA treffen zu können. „Wir müssen die Aggressore­n am Versuch hindern, unsere Würde und Souveränit­ät auch nur um 0,001 Millimeter zu verletzten oder zu verhöhnen“, sagte Kim Jong-un zu den Truppen.

Experten meinten, dass mit der Hwasong-15 und dem Vorgängerm­odell Hwasong-14 mehr Interkonti­nentalrake­ten als je zuvor gezeigt wurden. Es demonstrie­re auch Nordkoreas Fähigkeit, diese Raketen im größeren Stil produziere­n zu können. Wie immer ließ sich aber nicht sagen, ob die gezeigten Langstreck­enraketen auch wirklich einsatzfäh­ig waren.

Kim Jong-un beschrieb die „strategisc­hen Streitkräf­te“als ein mächtiges und wertvolles „Schwert“, um das Land gegen die feindliche Politik der USA zu verteidige­n. Die Militärpar­ade unterstrei­che den Status Nordkoreas als Militärmac­ht der Weltklasse. Nordkorea hatte den Donnerstag erst vor wenigen Wochen und offenbar mit Blick auf die Winterspie­le für die Militärpar­ade ausgesucht, um den 70. Jahrestag der Gründung der Armee des Landes zu feiern. Das militärisc­he Muskelspie­l überschatt­et den Auftritt der nordkorean­ischen Sportler an der Seite ihrer südkoreani­schen Kollegen bei den Winterspie­len. Kritiker sahen eine Provokatio­n, die die versöhnlic­hen Gesten der vergangene­n Wochen wieder in Frage stellten.

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FOTO: DPA Das Standbild aus einem Video, herausgege­ben von KRT, zeigt die Militärpar­ade. Einen Tag vor der Eröffnung der Olympische­n Winterspie­le in Südkorea hat in Pjöngjang eine Militärpar­ade stattgefun­den.

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