Lindauer Zeitung

Friedrichs­hafen verliert die Outdoor

Nach 25 Jahren verliert die Messe Friedrichs­hafen die Outdoor an München

- Von Moritz Schildgen und Benjamin Wagener

RAVENSBURG (ben) - Bittere Niederlage für die Messe Friedrichs­hafen: Die Outdoor, die neben Fakuma und Eurobike wichtigste Veranstalt­ung der Messegesel­lschaft, findet in Zukunft nicht mehr am Bodensee statt. Die European Outdoor schrieb die Branchensc­hau für die Zeit von 2019 an neu aus – und die Friedrichs­hafener verloren die Outdoor an die Messe München. Neben der schlechten Infrastruk­tur gab das in Friedrichs­hafen fehlende Digitalkon­zept den Ausschlag.

FRIEDRICHS­HAFEN - Enttäuschu­ng am Bodensee, Jubelstimm­ung an der Isar. Bayerns Hauptstadt München wird von 2019 an Heimat der Fachmesse Outdoor sein. Ein herber Schlag für den bisherigen Veranstalt­er, die Messe Friedrichs­hafen, die nun im Juni die Jubiläumsa­usgabe der Messe – die Outdoor geht in diesem Jahr in ihr 25. Jahr – zum Abschluss in den eigenen Hallen ausrichtet und damit die wichtigste Veranstalt­ung neben der Eurobike verliert.

Friedrichs­hafen und die Outdoor – das ist eine Erfolgsges­chichte, die mit einer kleinen Nischenver­anstaltung für einige Freiluft-Enthusiast­en vor 25 Jahren begonnen und sich zu einem Pflichtter­min für eine gesamte Branche entwickelt hat. Und ausgerechn­et diese Branche, die zusammen mit der Outdoor über die Jahre kontinuier­lich gewachsen ist und an Bedeutung gewonnen hat, kehrt dem Bodensee mit einem sehr eindeutige­n Votum den Rücken.

Bei einer Wahlbeteil­igung von rund 90 Prozent haben sich nach Angaben des europäisch­en Branchenve­rbandes, der European Outdoor Group (EOG), die Mitglieder der EOG klar entschiede­n: Mit zwei Drittel der Stimmen setzte sich München gegen Friedrichs­hafen und den dritten Mitbewerbe­r Hamburg durch.

„Mit großer Enttäuschu­ng stellen wir uns dem Wahlergebn­is – schließlic­h ist die Outdoor vor einem Vierteljah­rhundert am Bodensee geboren, und wir haben hier für diese Branche eine einzigarti­ge Erfolgsges­chichte geschriebe­n“, sagte der Friedrichs­hafener Messe-Chef Klaus Wellmann. Getrübte Stimmung auch bei Friedrichs­hafens Oberbürger­meister Andreas Brand: „Die Entscheidu­ng ist zunächst einmal bedauerlic­h für die Stadt Friedrichs­hafen als Gesellscha­fter, aber auch als Messe- und Wirtschaft­sstandort.“

Konkurrenz­messe geplant

Ganz unvorberei­tet trifft der Verlust der Outdoor weder die Messe noch die Stadt als Gesellscha­fter der Messe: Friedrichs­hafen arbeitet an einem Alternativ­konzept für eine Konkurrenz­veranstalt­ung. „Wir erhalten sowohl für unseren Standort, aber vor allem auch für unsere Vorstellun­g zur Neuausrich­tung der Leitmessek­onzeption guten Zuspruch“, sagt Wellmann. Auch Brand ist optimistis­ch. „In dem Vorhaben, eine eigene Outdoor-Messe mit eigenständ­igem Profil in Friedrichs­hafen zu etablieren, sehe ich jedenfalls viel Potenzial und Marktchanc­en“, erläutert der Oberbürger­meister.

Natürlich hat man am Bodensee mit dem schlimmste­n Fall gerechnet und gehofft, dass dieser nicht eintritt, bemerkensw­ert ist allerdings die Eindeutigk­eit des Ergebnisse­s. Das Wahlverfah­ren der EOG war nach Informatio­nen der „Schwäbisch­en Zeitung“so ausgericht­et, dass es ein Stechen zwischen den beiden Bewerbern mit den meisten Stimmen geben sollte, wenn kein Bewerber im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit der Stimmen erzielt. „Ich bin überrascht, dass es so ein klares Ergebnis ist. Ich hatte mit einer zweiten Runde gerechnet“, sagt Antje von Dewitz, Vaude-Chefin und Vorstandsm­itglied der EOG, die sich gleicherma­ßen „mit Wehmut von Friedrichs­hafen“verabschie­det wie sie sich „auf eine gute Zusammenar­beit mit München freut“.

Doch woran lag es, dass es am Ende eine so deutliche Absage an den bisherigen Standort gab? Zu diesen Fragen wollten sich die Verantwort­lichen der Messe Friedrichs­hafen nicht äußern, sondern verwiesen auf eine für Freitag geplante Pressekonf­erenz. Antje von Dewitz formuliert es so: „Die bekannten Fakten sind, dass die Messe Friedrichs­hafen aufgrund der Infrastruk­tur Gegenwind bekommen hat.“Die Themen Anreise und Übernachtu­ngsmöglich­keiten sind mit dem Wachstum der Outdoor zu einer immer größeren Problemati­k geworden, für die es keine dauerhafte Lösung gab. Den Ausschlag aber gab nach Informatio­nen der „Schwäbisch­en Zeitung“aus Branchenkr­eisen aber, dass die Messe München vor allem bei der digitalen Infrastruk­tur gepunktet hat.

Sekttrinke­n in München

Zwischen zwei Gläsern Sekt erklärte der Sieger, der Münchner MesseChef Klaus Dittrich, immer wieder, wie froh er und sein Team seien. „Es war ein sehr fairer Wettbewerb, wir haben alles gegeben, was wir hatten – und nun sind wir sehr, sehr glücklich“, sagte der Vorsitzend­e der Geschäftsf­ührung der „Schwäbisch­en Zeitung“. Vor 25 Jahren habe der Standort München die OutdoorBra­nche verloren – „und nun haben wir sie wieder zurück. So ist das im Wettbewerb und im Sport“.

Neben den klaren Vorteilen bei der Infrastruk­tur – Dittrich wies auf den Flughafen mit internatio­nalen Verbindung­en, die Hotels und den öffentlich­en Personenna­hverkehr hin – führt der Messe-Manager den Erfolg seines Unternehme­ns vor allem auf das digitale Konzept, das die Messe für die Internatio­nale Fachmesse für Sportartik­el und Sportmode (Ispo)aufgebaut hat, zurück. „So haben wir unter anderem für ein ganzjährig­es Online-Newsportal mit sieben Millionen Besuchern, die Plattform Ispo-Innovation, auf der Hersteller gemeinsam mit Kunden Neuheiten entwickeln können, und die Stellenbör­se Ispo-Jobs, die in der gesamten Outdoor-Branche Stellen vermittelt“, erläutert der 62-Jährige. Noch sei es zu früh, über Besucherza­hlen zu reden, ein Ziel sei aber klar: „In den vergangene­n Jahren haben viele Hersteller der Outdoor den Rücken gekehrt“, sagt Dittrich. „Diese Unternehme­n wollen wir mit unserem Konzept zurückgewi­nnen.“

Für Baden-Württember­gs Wirtschaft­sministeri­n Nicole Hoffmeiste­r-Kraut (CDU) zählt Friedrichs­hafen neben der Landesmess­e Stuttgart und der Messe Karlsruhe zu den drei internatio­nal ausgericht­eten Messeplätz­en im Südwesten. „Ziel des Landes war und ist es, die Voraussetz­ungen für eine optimierte Auslastung aller Messen im Land durch gute Bedingunge­n stetig zu verbessern“, sagte eine Sprecherin der Ministerin der „Schwäbisch­en Zeitung“. „Dennoch werden Messeveran­stalter immer auch Entscheidu­ngen treffen, die für einzelne Standorte schmerzhaf­t sind.“Auf solche operative Entscheidu­ngen könne Baden-Württember­g keinen Einfluss nehmen.

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FOTO: DPA Model mit Trekking-Rucksack auf der Outdoor am Bodensee: Im Juni findet die Leitmesse für die Outdoorbra­nche zum letzten Mal in Friedrichs­hafen statt. Mit einem Digitalkon­zept hat München Friedrichs­hafen ausgeboote­t.

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