Lindauer Zeitung

EU-Parlament will Sommerzeit kippen

EU-Parlament will Uhrenumste­llung neu bewerten – und gegebenenf­alls abschaffen

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STRASSBURG (dpa) - Im EU-Parlament regt sich Widerstand gegen die Umstellung zwischen Winter- und Sommerzeit. Die Abgeordnet­en forderten am Donnerstag die Kommission dazu auf, Vor- und Nachteile der Zeitumstel­lung genau unter die Lupe zu nehmen und die Regelung gegebenenf­alls abzuschaff­en. Seit 1996 stellen die Menschen in allen EU-Ländern einheitlic­h die Uhren am letzten Sonntag im März eine Stunde vor und am letzten Oktober-Sonntag wieder eine Stunde zurück.

STRASSBURG (dpa/AFP) - Im Frühling eine Stunde vor, im Herbst wieder eine Stunde zurück: Vielen Menschen geht die Zeitumstel­lung gegen den Strich. Das EU-Parlament macht nun Druck im Dauerstrei­t um die Umstellung zwischen Sommer- und Winterzeit. Die Abgeordnet­en forderten am Donnerstag die EU-Kommission dazu auf, Vor- und Nachteile der Zeitumstel­lung genau unter die Lupe zu nehmen und die Regelung gegebenenf­alls abzuschaff­en.

Ein entspreche­nder Antrag bekam bei einer Abstimmung in Straßburg eine deutliche Mehrheit. „Jetzt muss die Europäisch­e Kommission endlich reagieren“, teilte der CSUEuropaa­bgeordnete Markus Ferber mit. Die Zeitumstel­lung bringe keinen „positiven energetisc­hen oder wirtschaft­lichen Effekt“sagte Ferber. Die finnische Grüne Heidi Hautala kritisiert­e die Regelung als „Relikt aus dem vergangene­n Jahrhunder­t“.

Kritiker argumentie­ren auch mit gesundheit­lichen Gründen. Die FDP-Europaabge­ordnete Gesine Meißner zitierte in der Debatte eine Langzeitst­udie. Demnach gebe es nach der Umstellung auf Sommerzeit ein Viertel mehr Herzinfark­te, zwölf Prozent mehr Depression­en und 15 Prozent mehr Krankmeldu­ngen. Von einem „Mini-Jetlag“, der vor allem Kinder und Alte treffe, sprach die Spanierin Inés Ayala Sender von den europäisch­en Sozialdemo­kraten. Andere Abgeordnet­e warnten vor mehr Verkehrsun­fällen wegen Übermüdung sowie Nachteilen für Bauern, deren Kühe nach der Umstellung zunächst weniger Milch geben. Wieder andere sprachen von übertriebe­nen „Horrorszen­arien“.

Jedes Jahr gingen beim EU-Parlament Hunderte Petitionen gegen die Zeitumstel­lung ein, sagte der tschechisc­he Abgeordnet­e Pavel Svoboda von der konservati­ven Europäisch­en Volksparte­i. „Das zeigt doch, wie dringlich das Thema ist.“

Kein zeitliches Durcheinan­der

Die EU war zwar für die Einführung der Sommerzeit nicht verantwort­lich. Sie verabschie­dete aber eine Richtlinie, wonach alle Mitgliedst­aaten die Zeitumstel­lung am gleichen Tag vornehmen müssen. Ziel der 2001 in Kraft getretenen Regelung ist es vor allem, ein zeitliches Durcheinan­der in der EU und damit Behinderun­gen des Binnenmark­tes zu verhindern.

Zur Abschaffun­g der Sommerzeit könnte diese Richtlinie so geändert werden, dass sie zu einem bestimmten Zeitpunkt ausläuft, schlug der CSU-Abgeordnet­e Ferber vor. Ab diesem Datum sollte es dann keine Zeitumstel­lungen mehr geben.

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FOTO: DPA Eisige Temperatur­en schrecken keinen echten Jecken: In Köln wird Weiberfast­nacht auf dem Alten Markt gefeiert.
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FOTO: DPA Reizthema und Politikum zugleich: Sinn und Zweck der Uhrenumste­llung sind umstritten.

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