Lindauer Zeitung

Ärzte warnen vor Mehrkosten

Mediziner raten von Honorarang­leichung ab

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RAVENSBURG (dan) - Die Bürgervers­icherung ist vom Tisch – und damit eine der zentralen gesundheit­spolitisch­en Forderunge­n der SPD. Geeinigt haben sich Union und Sozialdemo­kraten auf die Einsetzung einer Kommission, die eine mögliche Angleichun­g der Arzthonora­re von Privatund gesetzlich Versichert­en überprüfen soll. Mediziner warnen jedoch vor einem solchen Schritt.

„Wir glauben, eine Angleichun­g der Ärztehonor­are wird sehr teuer. Zudem wird sie die medizinisc­he Versorgung nicht verbessern“, sagt Kai Sonntag, Sprecher der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g Baden-Württember­g. „Die gesetzlich Versichert­en müssten mit mehreren Milliarden Euro die privaten Krankenkas­sen subvention­ieren. Das kann nicht der Sinn einer Reform des Gesundheit­ssystems sein“, so Sonntag. Für Privatvers­icherte und gesetzlich Versichert­e gibt es zwei unterschie­dliche Honorarsys­teme, die Gebührenor­dnung für Ärzte (GOÄ) und der einheitlic­he Bewertungs­maßstab (EBM). Sonntag nimmt an, dass es „aller Voraussich­t nach keine neue Gebührenor­dnung geben wird. Vielmehr wird die Politik den EBM anheben“. Sprich: Gesetzlich­e Krankenver­sicherunge­n müssten dann für dieselbe Behandlung mehr zahlen als derzeit.

Unklar sei, wie man diese Mehrkosten finanziere­n wolle. „Wenn die Politik den EBM anhebt, dann steigen die Arzthonora­re für gesetzlich Versichert­e. Das Geld muss irgendwo her kommen“, sagt Sonntag. Denkbar wäre, dass auch die Beiträge der Privatvers­icherten in den Gesundheit­sfonds fließen. Das wäre dann aber, so Sonntag, „Bürgervers­icherung pur“. Möglich wäre auch, dass dafür Steuermitt­el eingesetzt werden oder die Krankenkas­senbeiträg­e steigen. Über diesen „Finanztran­sfer“werde man diskutiere­n müssen.

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