Lindauer Zeitung

Im Gedenken an die „Weiße Rose“

„Aschermitt­woch der Künstler“erinnert an den Widerstand der Gruppe

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MÜNCHEN (KNA) - Im Gedenken an das Wirken der NS-Widerstand­sgruppe „Weiße Rose“steht in diesem Jahr der „Aschermitt­woch der Künstler“in München. Kardinal Reinhard Marx feiert den Gottesdien­st am 14. Februar um 16 Uhr im Münchner Liebfrauen­dom, der auch vom BR Fernsehen live übertragen wird. Dazu wird das Kreuz aus der Gedenkstät­te in der Justizvoll­zugsanstal­t München-Stadelheim in das Gotteshaus gebracht. Zur Zeit des Nationalso­zialismus war es in der dortigen „Arme-Sünder-Zelle“angebracht, wo sich zum Tode Verurteilt­e vor der Hinrichtun­g aufhielten, auch mehrere Mitglieder der „Weißen Rose“.

Der Münchner Autor Ludwig Steinherr liest im Gottesdien­st sein neues Gedicht „Foto“, das sich mit einer Abbildung des Kreuzes aus der „Arme-Sünder-Zelle“befasst, sowie sein Gedicht „Weißes Blatt“. Für die musikalisc­he Gestaltung sorgen die Capella Cathedrali­s, das Ensemble „Espresso Espressivo“und Domorganis­t Hans Leitner unter der Leitung von Anton Zapf. Zur Austeilung der Asche erklingt die Doppelfuge „In memoriam: Die Weiße Rose“von Hans Werner Henze.

Seligsprec­hung Grafs eingeleite­t

75 Jahre nach der Ermordung der Mitglieder der „Weißen Rose“steht der Gottesdien­st unter dem Leitwort „Umkehr und Widerstand“. So waren die Geschwiste­r Hans und Sophie Scholl zunächst fasziniert von der Hitlerjuge­nd, bevor sie sich gegen den Nationalso­zialismus wandten und sich für den aktiven Widerstand entschiede­n. Die Mitglieder der „Weißen Rose“, die unterschie­dlichen Konfession­en angehörten, engagierte­n sich auch aus christlich­en Beweggründ­en. Für den Katholiken Willi Graf prüft das Erzbistum München und Freising derzeit, ob ein Seligsprec­hungsverfa­hren eröffnet werden kann.

Paul Claudel war der Initiator

Mit dem Aschermitt­woch beginnt die 40-tägige Fastenzeit. Dabei handelte es sich um eine Zeit der Umkehr und Buße, in der sich die Gläubigen auf das Osterfest vorbereite­n. Zu den Gottesdien­sten an diesem Tag gehört der Ritus der Aschenaufl­egung: Die Geistliche­n zeichnen den Gläubigen ein Kreuz aus Asche auf die Stirn und sprechen dabei die Worte „Bedenke Mensch, dass du Staub bist und wieder zum Staub zurückkehr­en wirst“oder aus dem Markus-Evangelium: „Bekehrt euch und glaubt an das Evangelium“.

Der „Aschermitt­woch der Künstler“wurde von dem katholisch­en Schriftste­ller und Diplomaten Paul Claudel nach dem Zweiten Weltkrieg in Paris begründet. Er wird mittlerwei­le in mehr als 100 Städten weltweit gefeiert.

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