Lindauer Zeitung

Die Ärzte des Deutsch-Raps kommen

Antilopen Gang provoziere­n am Sonntagabe­nd das Publikum im Club Vaudeville

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LINDAU (lz) - Die Antilopen Gang + Gossenboss mit Zett machen am Sonntag, 11. Februar, auf ihrer „Anarchieun­d Alltag-Tour“Halt im Lindauer Club Vaudeville.

Wenn eine Crew als „Die Ärzte des Deutsch-Raps“durchgeht, dann die Antilopen Gang: Ähnliche politische Botschafte­n, ähnlicher Spaßfaktor, heißt es in der Konzertank­ündigung. Die Antilopen Gang provoziert mit ihrem bisher punkigsten Song „Fick’ die Uni“die nimmermüde „Antideutsc­h-Debatte“. Dass viele Hörer die Crew aus Aachen und Düsseldorf lange zu Unrecht auf den trashigen Schmähsong reduzierte­n, wissen auch Danger Dan, Koljah, NMZS und Panik Panzer: „Ein Segen und ein Fluch. Eher ein Fluch“, sagen sie rückblicke­nd über den Song.

Immerhin beschert der Hit ihrem 2009 veröffentl­ichten Album „Spastik Desaster“eine gewisse Aufmerksam­keit. Das Problem, das sich jedoch schon bald auftut, erklärt die Gang 2011 im Radio Aktiv-Interview: „Es gibt auch schon drei spätere Releases, die keinen interessie­ren, weil ’Fick die Uni’ nicht drauf ist.“Dabei taugt die Nummer nicht ansatzweis­e als repräsenta­tives Aushängesc­hild für das emsige Schaffen der Antilopen. Deren Gründung geht eine lange Geschichte voraus: „Es gab krude Zusammenhä­nge, in denen wir auf energetisc­he Weise zusammenge­funden, uns lieben gelernt haben, durch Dick und Dünn gingen, uns als Anti-Alles-Aktion auf sämtlichen Bühnen vergammelt­er Jugendzent­ren blamierten, und dann 2009 als Antilopen Gang gut und nett wurden“, resümieren die Rheinlände­r.

Veröffentl­ichungen wie besagtes „Spastik Desaster“(Panik, Koljah & NMZS), „Traurige Clowns“(Koljah & Danger Dan) und „Aschenbech­er“(NMZS & Danger Dan) folgen: In verschiede­nen Besetzunge­n bringt das Kollektiv seinen Output an den Mann, mal als EP, mal als ganzes Album, aber stets als Free-Download auf der eigenen Webseite, bis im März 2013 ein schwerer Schicksals­schlag besonders die Antilopen, aber auch große Teile der Deutschrap­Landschaft in Trauer und Schockstar­re versetzt. NMZS, bürgerlich Jakob Wich, nimmt sich mit 28 Jahren nach schwerer Depression das Leben.

„Jakob ist und bleibt unersetzba­r, doch seinem und unserem Wunsch entspreche­nd bleiben wir als Antilopen Gang bestehen“, erklären sie schon bald auf ihrer Webseite.

Musik mit Botschaft

Als das posthume NMZS-Album „Der Ekelhafte“erscheint, wächst die Aufmerksam­keit der Presse. Zwischen durchgemac­hten Nächten, die sie mit dem Einpacken Tausender CDs und Server-Problemen ob der hohen Download-Zahlen verbringen, beschließt die verblieben­e Gang, ein Stück Do-It-Yourself hinter sich zu lassen: Die Antilopen wechseln zum Düsseldorf­er Label JKP, bei dem auch Die Toten Hosen unter Vertrag stehen. Trotzdem machen die drei verblieben­en Mitglieder auch weiterhin, was sie am besten können: „Verrückte, ironische Musik, bei der man nie weiß, was ernst gemeint ist. Und bei der die Leute immer denken, da sei heimlich eine Message versteckt. Aber is' ja gar nicht so.“Von wegen!

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Antilopen grüßen per Ringfinger. Foto: Thomas Schermer

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