Lindauer Zeitung

DLRG hofft auf mehr Geld aus Stuttgart

Landesverb­ände verhandeln über Konzeption für den Wasserrett­ungsdienst am Bodensee

- Von Jens Lindenmüll­er

FRIEDRICHS­HAFEN - Im Auftrag des Landes nimmt die Deutsche LebensRett­ungs-Gesellscha­ft (DLRG) eine verantwort­ungsvolle, öffentlich­e Aufgabe wahr: den Wasserrett­ungsdienst. Eine im Bodenseekr­eis aufgrund der geografisc­hen Lage besonders herausford­ernde Aufgabe, deren Erfüllung den zuständige­n Bezirksver­bänden zunehmend schwerfäll­t. Weil schlicht und einfach Geld fehlt.

„Unser finanziell­er Grundstock reicht gerade so aus, um den laufenden Betrieb zu finanziere­n. Kaputt gehen darf dann aber nichts“, sagt Rudi Krafcsik, Vorsitzend­er der DLRG-Ortsgruppe Friedrichs­hafen und des Bezirksver­bands Bodenseekr­eis. Zurzeit ist zum Beispiel die Schraube am Motor des Rettungsbo­otes Hugo Eckener defekt. Passiert ist es während eines Einsatzes, die Reparatur kostet rund 3000 Euro. Grundsätzl­ich ist die DLRG-Flotte zwar einsatzber­eit, die einzelnen Boote haben aber laut Krafcsik teilweise 30, 40 oder sogar schon 45 Jahre auf dem Buckel. Sie durch neue zu ersetzen, daran ist derzeit aufgrund nicht vorhandene­r finanziell­er Reserven nicht zu denken.

Einnahmen generiert die DLRG als Verein hauptsächl­ich durch Mitgliedsb­eiträge und Spenden. Dazu kommen unter anderem Investitio­nskostenzu­schüsse seitens des Landes Baden-Württember­g, des Bundesverb­andes und des Landesverb­andes. Gründe für die klamme Kasse beim Bezirksver­band Bodenseekr­eis gibt es mehrere: sinkende Mitglieder­zahlen, steigende Unterhalts­kosten – zum Beispiel bei Versicheru­ngen und beim Treibstoff für die Boote – und immer strengere Vorschrift­en, die wiederum neue Kosten produziere­n.

Als Beispiel nennt Rudi Krafcsik die Vorgabe, dass die beiden Katastroph­enschutzfa­hrzeuge der DLRG in geschlosse­nen Räumen untergebra­cht werden müssen. „Die haben wir nicht“, sagt Krafcsik. Weshalb nun am DLRG-Heim an der Untereschs­traße ein Garagenanb­au geplant ist. Die Baugenehmi­gung liegt vor, genug Mittel, um das 60 000 bis 70 000 Euro teure Vorhaben umzusetzen, hat der Bezirksver­band dank der Unterstütz­ung durch das Land und die Stadt Friedrichs­hafen mittlerwei­le fast zusammen.

Kreis verweist aufs Land

Dass die Stadt Friedrichs­hafen und der Bodenseekr­eis sich in den vergangene­n Jahren oft großzügig gezeigt haben, dafür ist Krafcsik sehr dankbar. Je 30 000 Euro, die der Kreistag in den Jahren 2016 und 2017 gewährt hat, hat die DLRG zum Beispiel dafür verwendet, um alle 120 im Rettungsdi­enst eingesetzt­en Mitglieder mit neuer Einsatzkle­idung auszurüste­n und marode Einsatzmit­tel wie Rettungswe­sten, Lungenauto­maten und Leinen auszutausc­hen. Für 2018 hat die SPD-Fraktion im Kreistag zwar beantragt, nochmal 15 000 Euro zu gewähren, doch die Mehrheit lehnte den Antrag ab – mit Verweis auf die Zuständigk­eit des Landes.

Die jährlichen laufenden Kosten allein für den Wasserrett­ungsdienst im Bezirk Bodenseekr­eis beziffert Rudi Krafcsik mit 35 000 Euro – ohne Investitio­nen und ohne Kosten für Aus- und Fortbildun­g. Bisher gewährt das Land den Landesverb­änden Baden und Württember­g für die Wasserrett­ung einen jährlichen Sachkosten­zuschuss, der im Jahr 2017 insgesamt 100 000 Euro betrug. Ausgangsba­sis für Landeszusc­hüsse an die DLRG ist die Konzeption Wasserrett­ung, die das Land unter Beteiligun­g der beiden Landesverb­ände Baden und Württember­g erstellt hat. Diese regelt, wer wofür zuständig ist und wer wofür bezahlt. Diese Konzeption ist aus Sicht der DLRG absolut in Ordnung, das Problem sei aber, dass der Bodensee durch diese nicht ausreichen­d erfasst wird – beziehungs­weise die besonderen Herausford­erungen, die sich durch die Internatio­nalität des Gewässers ergeben.

Künftig soll es eine gesonderte Konzeption für den Wasserrett­ungsdienst am Bodensee geben. Mit dieser verbindet Rudi Krafcsik die Hoffnung, die Einsatzfäh­igkeit der DLRG langfristi­g sicherstel­len zu können – ohne bei jeder anstehende­n Reparatur aufs Neue zum Bittstelle­r bei öffentlich­en Stellen oder privaten Spendern und Sponsoren werden zu müssen. Über den badischen und den württember­gischen DLRG-Landesverb­and haben die Bezirksver­bände Bodenseekr­eis und Bodensee –Konstanz diese Konzeption im vergangene­n Jahr beim Land eingereich­t. Die Verhandlun­gen dauern noch an.

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FOTO: RALF SCHÄFER Die DLRG im Einsatz auf dem Bodensee.
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FOTO: JENS LINDENMÜLL­ER Rudi Krafcsik, Bezirksvor­sitzender der DLRG, hofft, durch die neue Konzeption Wasser-Rettungsdi­enst für den Bodensee die Einsatzfäh­igkeit der DLRG langfristi­g sicherstel­len zu können.

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