Lindauer Zeitung

Erst Streichele­inheiten, dann die Wunschlist­e

Markus Söder zu Besuch in Memmingen

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MEMMINGEN (hku) - Wenn ein Kabinettsm­itglied aus München anreist, dann ist das auch eine Bewährungs­probe für den heimischen Landtagsab­geordneten. Das gilt erst recht, wenn nicht irgendein Kabinettsm­itglied kommt, sondern der Finanzmini­ster und künftige Ministerpr­äsident Markus Söder. Der Memminger Landtagsab­geordnete Klaus Holetschek wählte bei dessen Besuch eine zweistufig­e Strategie. Erst hob er die politische­n Fähigkeite­n des prominente­n Gastes hervor, dann folgte die Wunschlist­e.

Überall, wo der künftige Regierungs­chef Söder derzeit hinkommt, ist das Interesse groß. So auch beim Neujahrsem­pfang der Memminger CSU mit rund 400 Gästen. Für diesen Termin habe er sogar die Koalitions­verhandlun­gen in Berlin vorzeitig verlassen, sagte Söder und fügte scherzhaft hinzu: „Und das nicht nur deshalb, weil hier der Airport schon gebaut ist.“

„Akademie für Tourismus“

CSU-Kreisvorsi­tzender Holetschek bezeichnet­e Söder als einen entscheidu­ngsfreudig­en Politiker, der zu seinem Wort stehe und Glaubwürdi­gkeit ausstrahle. Zu seinen Wünschen an den künftigen Ministerpr­äsidenten gehört ein Studiengan­g Pflege an der Memminger Hochschul-Außenstell­e, und er formuliert­e sogar eine Bewerbung um das geplante Landesamt für Pflege und Gesundheit: „Warum sollte eine solche Behörde nicht in unsere Region kommen?“Holetschek kann sich zudem vorstellen, dass im Allgäu eine „Akademie für nachhaltig­en Tourismus“entsteht.

Söder kam nicht mit leeren Händen nach Memmingen. Er stellte eine Beteiligun­g des Freistaats am AllgäuAirp­ort in Aussicht. Der Minister war sich mit Holetschek einig, dass Bayern mehr Polizei braucht: „Wir benötigen aber nicht immer mehr Stellen in den Präsidien, sondern in den Inspektion­en. Die Bürger müssen die Polizei sehen.“Um die Innenpolit­ik ging es auch bei einem anderen Thema Söders. Sein Eintreten dafür, die Zuwanderun­g zu begrenzen, begründete er so: „Wir helfen anderen Menschen gerne, aber wir dürfen die einheimisc­he Bevölkerun­g nicht vergessen.“Und wer hier leben wolle, müsse sich „an unsere Sitten und Gebräuche anpassen“. Eine Burka bezeichnet­e er als „Signal der Abgrenzung“. Und wenn ein Gericht entscheide, „dass bei einem Nachzug auch die Zweitfrau nachziehen darf, dann ist etwas nicht in Ordnung“.

Söder sprach auch die Diskussion um die Pflege an. Drei Viertel derjenigen, die sich hier engagierte­n, seien Angehörige, stellte der Minister fest: „Sie profitiere­n von keiner Tarifsteig­erung.“Um die Arbeit der Angehörige­n zu honorieren, will Söder ein sogenannte­s Landespfle­gegeld einführen. In seinem Zehn-Punkte-Plan für Bayern hat er auch das Ziel formuliert, die Zahl der staatliche­n Hospizund Palliativp­lätze zu verdoppeln.

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