Lindauer Zeitung

Warum Fiffi und Waldi draußen bleiben müssen

Wer mit Hund unterwegs ist, hat’s manchmal nicht leicht

- Von Claudia Goetting

LINDENBERG - „Mein Hund gehört zu mir und ich gehöre zu meinem Hund.“Dieser Satz stammt von einer 74-jährigen Lindenberg­erin. Sie wollte nach einer Gassirunde mit einer anderen Hundebesit­zerin in einem Café einkehren, um sich noch ein bisschen zu unterhalte­n – inklusive der treuen Vierbeiner. „Wir durften nicht rein“, sagt die Rentnerin. „Nach zwei Absagen war ich so deprimiert, dass ich woanders gar nicht mehr gefragt habe“, schildert sie. „Ich wollte nicht wieder eine negative Antwort bekommen.“

Im Sommer und am Abend sei es kein Problem. In viele Restaurant­s dürfe man mit Hund, und im Sommer könne man im Freien sitzen. „Aber im Winter, wenn es kalt und nass ist, wo sollen wir dann hin?“, fragt die Frau. Viele Senioren, die ebenfalls Hunde haben, wollen nicht immer nur alleine zu Hause sitzen, sagt die 74-Jährige.

Der Westallgäu­er hat sich stichprobe­nartig in Cafés und BäckereiCa­fés umgehört, ob Hunde dort willkommen sind. Offenbar sind viele Gastronome­n in Lindenberg tierlieb. Sieben Mitarbeite­r beziehungs­weise Chefs von neun angefragte­n Cafés/ Bäckerei-Cafés erlauben Hunde.

„Grundsätzl­ich kann jeder einzelne Besitzer oder Betreiber eines Restaurant­s oder Cafés entscheide­n, ob er Hunde in seinen Räumen erlaubt oder eben nicht“, sagt Ludwig Gehring, Sprecher des Gastwirtev­erbands im Landkreis Lindau und Chef des Bayerische­n Hofes in Lindenberg. In seinem Betrieb seien Hunde erlaubt. Wenn aber manche Halter ihre Tiere ohne Unterlage auf die gepolstert­e Bank lassen oder Hunde am Nachbartis­ch betteln, könne er schon verstehen, dass es Beschwerde­n gebe oder dass Wirte ein Hundeverbo­t ausspreche­n. Er habe die Erfahrung gemacht: „Je größer der Hund desto unproblema­tischer. Die liegen dann meist ganz friedlich unterm Tisch.“

Christian Theis (Jacobi), Albert Niemann (Herzlich), Niklas Haberbosch (Wohnzimmer) und Soner Aktaç (Scala) betonen, dass Gäste mit Hunden willkommen sind. Im Café Herzlich zieht Niemann sogar einen extra Trinknapf für Hunde aus dem Regal, und im Café Wohnzimmer, dessen Besitzer Stephan Himmler selbst einen Hund hat, stehen Futterund Wassernäpf­e am Eingang. Alle Befragten bestätigen, dass es bisher auch noch keine Beschwerde­n von hundelosen Kunden gegeben habe. Selbst wenn zwei oder drei Tiere in den Räumen waren, sei es immer problemlos abgelaufen. „Einmal haben sich zwei Hunde angebellt. Aber die Besitzer haben sich sofort darum gekümmert und sich weiter auseinande­rgesetzt“, erzählt Christian Theis.

Im Café der Buchhandlu­ng Netzer sind Vierbeiner ebenfalls willkommen. „Wir haben selbst zwei Katzen“, berichtet Simone Kitz. Die würden sich allerdings durch die Katzenklap­pe verziehen, wenn ihnen der Besuch nicht passt. Buchhändle­rin Viola Heller-Unold, die selbst Hundebesit­zerin und viel mit ihrem Vierbeiner unterwegs ist, ist noch nie abgewiesen worden, wenn sie mit Hund einkehren wollte. „Und wenn einem das passiert, braucht man sich nicht brüskiert zu fühlen. Es ist die Entscheidu­ng des Besitzers“, sagt sie.

Im Zwiespalt

Nicht ganz so einfach ist die Situation in Bäckereien, die einen Cafébereic­h integriert haben. Gelten sie als Lebensmitt­elgeschäft oder gastronomi­scher Betrieb? „Das ist eine Grauzone und nicht klar geregelt“, erklärt Markus Holderied von der gleichnami­gen Bäckerei. „Im Rahmen der EU-weit gültigen Verordnung über Lebensmitt­elhygiene hat ein Lebensmitt­elunterneh­mer geeignete Verfahren vorzusehen, um zu vermeiden, dass Haustiere Zugang zu den Räumen haben, in denen Lebensmitt­el zubereitet, behandelt oder gelagert werden“, teilt das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmitt­elsicherhe­it auf Anfrage mit. Aber: Für ausgebilde­te Begleithun­de oder Blindenhun­de gelten häufig Ausnahmen.

An Holderieds Eingangstü­r gebe es den Aufkleber „Hunde verboten“. „Aber wenn trotzdem mal ein Gast mit Hund kommt, drücken wir ein Auge zu.“Betriebe wie seiner befänden sich im Zwiespalt. „Wir wollen ja nicht kleinlich sein, uns aber gleichzeit­ig an Regeln und Hygienevor­schriften halten.“Letzteres ist der Grund, warum es in der Feinbäcker­ei Zendler ein generelles Hundeverbo­t gibt. „Wir haben eine offene Theke mit Lebensmitt­eln und keinen Nebenraum“, sagt Tanja Sigg. Sie habe auch vom Landratsam­t eine schriftlic­he Bestätigun­g des Verbots.

„Wenn sechs Hunde auf einmal kommen, müssten wir vermutlich einschreit­en, aber grundsätzl­ich sind sie bei uns erlaubt“, sagt Verkäuferi­n Sümeyye Bayraktar vom BäckereiCa­fé Schwarz. Und Servicelei­ter Sadri Rushiti bestätigt, dass immer wieder Kunden mit ihren Vierbeiner­n zu Gast sind. „Wenn sie neu sind, fragen sie erst vorsichtig. Die Stammgäste bringen ihre Tiere gleich mit rein“, erzählt Bayraktar.

„Wenn ich da bin, dürfen Hunde rein“, sagt Manuela Piazzolla, Filialleit­erin im Bäckerei-Café Münzel. Allerdings müsse sie auf andere Kunden Rücksicht nehmen. „Nicht alle mögen Hunde.“Am Vormittag sei es im Normalfall kein Problem, wenn Gäste ihren Hund mitbringen, am Nachmittag, wenn viel Betrieb ist, sei es nicht immer möglich. Der Cafébereic­h sei so großzügig, dass sich meistens ein Plätzchen finde.

Senioren, die Interesse an regelmäßig­en Treffen mit anderen Tieroder Hundebesit­zern haben, können sich unter Telefon 08381 / 942182 melden.

 ?? FOTO: CLAUDIA GOETTING ?? Unterwegs mit Hund. Wo darf man rein, wo nicht? Oft weisen Schilder an den Eingangstü­ren auf das Hundeverbo­t hin (beispielsw­eise an Lebensmitt­elgeschäft­en, Bäckereien, Metzgereie­n), in vielen Cafés in Lindenberg sind die Vierbeiner samt ihren Besitzern aber willkommen. Zum Beispiel im Café Herzlich (Albert Niemann mit Hundetrink­schüssel) und im Café Willkommen (dort stehen sogar Näpfe direkt neben der Tür).
FOTO: CLAUDIA GOETTING Unterwegs mit Hund. Wo darf man rein, wo nicht? Oft weisen Schilder an den Eingangstü­ren auf das Hundeverbo­t hin (beispielsw­eise an Lebensmitt­elgeschäft­en, Bäckereien, Metzgereie­n), in vielen Cafés in Lindenberg sind die Vierbeiner samt ihren Besitzern aber willkommen. Zum Beispiel im Café Herzlich (Albert Niemann mit Hundetrink­schüssel) und im Café Willkommen (dort stehen sogar Näpfe direkt neben der Tür).
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