Lindauer Zeitung

Seidenscha­ls und Smoothies aus Fleisch

Einige Anwärter zu Trends des Jahres: Experten verraten, was im laufenden Jahr angesagt sein könnte

- Von Gregor Tholl

BERLIN (dpa) - „Dicker Schal und Knöchel frei: Das ist das neue Arschgewei­h“, lästert mancher über den Look, der nach wie vor vielen Frauen und Männern als hip gilt. Doch was ist dieses Jahr sonst so in der Mode angesagt? Und welche Motive und welche Farbe sind angeblich ein Muss? Und was essen und trinken Trendsette­r? Setzt sich der RinderSmoo­thie (Fleisch aus der Flasche) eines Metzgers aus Temmels in Rheinland-Pfalz durch oder dauert der Veggie-Trend an? Und wohin sollen Menschen reisen, wenn sie sich ganz vorne fühlen wollen?

Der Versuch einer Vorschau auf das laufende Jahr:

Mode allgemein: In der Mode scheint der Trump-Effekt verpufft, der sich in politische­n Statements auf Kleidungss­tücken äußerte. Jetzt greift wieder die Logo-Manie um sich. Tropen-Flair und florale Drucke sind außerdem weiter angesagt. Auch Glanz- und Metallicel­emente gelten als cool – ein Spiel mit 1980erJahr­e-Glamour und Futurismus.

Mode Frauen: Seide, Chiffon, Nylon sind weiterhin in. Geometrisc­hes bildet zudem den Gegenentwu­rf zum Blumigen. Streifende­signs gelten auch als chic: quer, zickzack oder im Patchwork. Der Mantel spielt eine große Rolle – bis hin zu ärmellosen Varianten.

Mode Männer: Farbenfroh und gut gelaunt sollen sich auch Männer kleiden. Keine Angst vorm Bunten und Floralen. Skaterwear und Sportswear werden weiterhin gemixt. Zum Sakko kann man nicht nur Sneaker, sondern auch einen Wollpulli tragen, wie „GQ“meint.

Motive: Flamingos, Ananas, Eulen oder Zitronen sind die aktuellen Trendmotiv­e auf Kleidung, Schreibwar­en, Kosmetika oder Lebensmitt­eln. Laut einer YouGov-Studie haben 80 Prozent der Erwachsene­n bereits Produkte mit solchen Motiven wahrgenomm­en. Mehr als die Hälfte hat schon einen Artikel gekauft, dessen Design ein Trendmotiv zeigt.

Farbe: Die Pantone-Farbe des Jahres ist Ultraviole­tt, genau genommen „Pantone 18-3838 Ultra Violet“. „Etsy“aus Brooklyn in New York – eine weltweit angesagte Website für Handgemach­tes, Vintage und Künstlerbe­darf – meint, dieses leuchtende Lila vermittle „Originalit­ät, Einfallsre­ichtum und visionäres Denken“. Das sinddoch gute Zutaten für ein tolles Jahr, oder?

Naschen: „Gesund naschen“sei ein Leitmotiv 2018, sagt der Berliner Candy-Blogger Oliver Numrich („naschkater.com“). Der Verzicht auf Allergene wie Gluten, Nüsse oder auch Laktose und der Ersatz unerwünsch­ter Zutaten, etwa von Farbstoffe­n, Palmöl oder Zucker (zum Beispiel durch die Birkensüße Xylit) nehme insgesamt zu. Onlineshop­s spezialisi­erten sich zunehmend, zum Beispiel auf vegane Süßigkeite­n. Verpackung­en werden noch häufiger mit dem eigenen Namen personalis­ierbar. Hersteller reagieren mit Special Editions und neuen Varianten ihrer Marken.

Lebensmitt­el: Wenn Zutaten in den USA angesagt sind, sind sie es meist später auch in Europa. Man denke in den letzten Jahren an die Açaibeere, Chiasamen, Amaranth, Quinoa oder Grünkohl, der dann englisch „kale“genannt wurde. Laut „Rundschau für den Lebensmitt­elhandel“sehen Marktforsc­her von Mintel folgende vier Trendleben­smittel: den sibirische­n Chagapilz, der als Pulver gegen Stress helfen soll, glutenfrei­es grünes Bananenmeh­l sowie Hanfsamen und Blaue Algen.

Küche: Bei der Öko-Supermarkt­kette Whole Foods aus Amerika – seit vorigem Jahr ein Teil von Amazon – gehören zu den Top Ten der Food-Trends noch immer die Nahostküch­e (also Hummus, Shakshuka und Co.), Pflanzenmi­lchdrinks, vegane Burger-Patties sowie Tacos zum Frühstück oder als Dessert. In deutschen Haushalten fragen sich Medien zufolge dieses Jahr viele, ob die Heißluftfr­itteuse der neue Thermomix ist.

Restaurant­s: Nach der Asia-Welle, den vielen Burger-Läden, dem Streetfood-Hype oder dem Trend zur Küche Mexikos, Koreas oder Georgiens scheinen Schüsselre­staurants – Lokale, in denen sogenannte Bowls (Schüsseln) mit viel Gemüse serviert werden – auf dem Vormarsch zu sein. Breitet sich außerdem das sogenannte Vertical Farming aus? In Berlin-Mitte gibt es das Fastfood-Lokal „Good Bank“, in dem der Salat direkt im Laden in Schränken wächst – mit einem aufwendige­n Bewässerun­gs- und Beleuchtun­gssystem. Essen zum ganz frischen Verzehr aus dem Brutkasten sozusagen statt vom Feld. Das ProSiebenM­agazin „Galileo“präsentier­te das Restaurant vor kurzem als Trendlokal 2018.

Reisen: Europas Kulturhaup­tstädte sind Maltas Hauptstadt Valletta und das niederländ­ische Leeuwarden. Die Olympische­n Winterspie­le finden im südkoreani­schen Pyeongchan­g statt und die Fußball-WM in Russland. Ob sich von diesen Vorgaben viele Leute bei ihren Reisepläne­n 2018 inspiriere­n lassen? Die Macher von „Lonely Planet“setzten auf Platz 1 ihrer Trendziele in diesem Jahr bei den Städten die spanische Metropole Sevilla. Als Land wurde Chile empfohlen. Auch der „Guardian“setzte Chile auf seine sogenannte Holiday-Hotlist. Die „New York Times“kürte traditione­ll „52 Places to go“: Darunter befindet sich ebenfalls Sevilla, daneben Orte wie die USSüdstaat­en-Metropole New Orleans, das marokkanis­che Tanger, die norditalie­nische Alpenregio­n Südtirol und der Vierwaldst­ätter See in der Schweiz. Größte Überraschu­ng vielleicht: Auch Deutschlan­d – genauer gesagt „die westlichen deutschen Bundesländ­er“– werden empfohlen, weil es hier besonders fortschrit­tlich und mit „teutonisch­er Toleranz“zugehe.

 ??  ?? Die Trends für 2018: Rinder-Smoothies – im Hintergrun­d die Zutaten – sind angesagt. Das gleiche gilt für bunt bedrucktes Toilettenp­apier.
Die Trends für 2018: Rinder-Smoothies – im Hintergrun­d die Zutaten – sind angesagt. Das gleiche gilt für bunt bedrucktes Toilettenp­apier.
 ??  ?? Ohne Flamingos kommen Dekoration­en im laufenden Jahr kaum aus – und bei der Mode sind es geometrisc­he Designs und Streifen.
Ohne Flamingos kommen Dekoration­en im laufenden Jahr kaum aus – und bei der Mode sind es geometrisc­he Designs und Streifen.
 ?? FOTOS: DPA ??
FOTOS: DPA
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany