Seidenschals und Smoothies aus Fleisch
Einige Anwärter zu Trends des Jahres: Experten verraten, was im laufenden Jahr angesagt sein könnte
BERLIN (dpa) - „Dicker Schal und Knöchel frei: Das ist das neue Arschgeweih“, lästert mancher über den Look, der nach wie vor vielen Frauen und Männern als hip gilt. Doch was ist dieses Jahr sonst so in der Mode angesagt? Und welche Motive und welche Farbe sind angeblich ein Muss? Und was essen und trinken Trendsetter? Setzt sich der RinderSmoothie (Fleisch aus der Flasche) eines Metzgers aus Temmels in Rheinland-Pfalz durch oder dauert der Veggie-Trend an? Und wohin sollen Menschen reisen, wenn sie sich ganz vorne fühlen wollen?
Der Versuch einer Vorschau auf das laufende Jahr:
Mode allgemein: In der Mode scheint der Trump-Effekt verpufft, der sich in politischen Statements auf Kleidungsstücken äußerte. Jetzt greift wieder die Logo-Manie um sich. Tropen-Flair und florale Drucke sind außerdem weiter angesagt. Auch Glanz- und Metallicelemente gelten als cool – ein Spiel mit 1980erJahre-Glamour und Futurismus.
Mode Frauen: Seide, Chiffon, Nylon sind weiterhin in. Geometrisches bildet zudem den Gegenentwurf zum Blumigen. Streifendesigns gelten auch als chic: quer, zickzack oder im Patchwork. Der Mantel spielt eine große Rolle – bis hin zu ärmellosen Varianten.
Mode Männer: Farbenfroh und gut gelaunt sollen sich auch Männer kleiden. Keine Angst vorm Bunten und Floralen. Skaterwear und Sportswear werden weiterhin gemixt. Zum Sakko kann man nicht nur Sneaker, sondern auch einen Wollpulli tragen, wie „GQ“meint.
Motive: Flamingos, Ananas, Eulen oder Zitronen sind die aktuellen Trendmotive auf Kleidung, Schreibwaren, Kosmetika oder Lebensmitteln. Laut einer YouGov-Studie haben 80 Prozent der Erwachsenen bereits Produkte mit solchen Motiven wahrgenommen. Mehr als die Hälfte hat schon einen Artikel gekauft, dessen Design ein Trendmotiv zeigt.
Farbe: Die Pantone-Farbe des Jahres ist Ultraviolett, genau genommen „Pantone 18-3838 Ultra Violet“. „Etsy“aus Brooklyn in New York – eine weltweit angesagte Website für Handgemachtes, Vintage und Künstlerbedarf – meint, dieses leuchtende Lila vermittle „Originalität, Einfallsreichtum und visionäres Denken“. Das sinddoch gute Zutaten für ein tolles Jahr, oder?
Naschen: „Gesund naschen“sei ein Leitmotiv 2018, sagt der Berliner Candy-Blogger Oliver Numrich („naschkater.com“). Der Verzicht auf Allergene wie Gluten, Nüsse oder auch Laktose und der Ersatz unerwünschter Zutaten, etwa von Farbstoffen, Palmöl oder Zucker (zum Beispiel durch die Birkensüße Xylit) nehme insgesamt zu. Onlineshops spezialisierten sich zunehmend, zum Beispiel auf vegane Süßigkeiten. Verpackungen werden noch häufiger mit dem eigenen Namen personalisierbar. Hersteller reagieren mit Special Editions und neuen Varianten ihrer Marken.
Lebensmittel: Wenn Zutaten in den USA angesagt sind, sind sie es meist später auch in Europa. Man denke in den letzten Jahren an die Açaibeere, Chiasamen, Amaranth, Quinoa oder Grünkohl, der dann englisch „kale“genannt wurde. Laut „Rundschau für den Lebensmittelhandel“sehen Marktforscher von Mintel folgende vier Trendlebensmittel: den sibirischen Chagapilz, der als Pulver gegen Stress helfen soll, glutenfreies grünes Bananenmehl sowie Hanfsamen und Blaue Algen.
Küche: Bei der Öko-Supermarktkette Whole Foods aus Amerika – seit vorigem Jahr ein Teil von Amazon – gehören zu den Top Ten der Food-Trends noch immer die Nahostküche (also Hummus, Shakshuka und Co.), Pflanzenmilchdrinks, vegane Burger-Patties sowie Tacos zum Frühstück oder als Dessert. In deutschen Haushalten fragen sich Medien zufolge dieses Jahr viele, ob die Heißluftfritteuse der neue Thermomix ist.
Restaurants: Nach der Asia-Welle, den vielen Burger-Läden, dem Streetfood-Hype oder dem Trend zur Küche Mexikos, Koreas oder Georgiens scheinen Schüsselrestaurants – Lokale, in denen sogenannte Bowls (Schüsseln) mit viel Gemüse serviert werden – auf dem Vormarsch zu sein. Breitet sich außerdem das sogenannte Vertical Farming aus? In Berlin-Mitte gibt es das Fastfood-Lokal „Good Bank“, in dem der Salat direkt im Laden in Schränken wächst – mit einem aufwendigen Bewässerungs- und Beleuchtungssystem. Essen zum ganz frischen Verzehr aus dem Brutkasten sozusagen statt vom Feld. Das ProSiebenMagazin „Galileo“präsentierte das Restaurant vor kurzem als Trendlokal 2018.
Reisen: Europas Kulturhauptstädte sind Maltas Hauptstadt Valletta und das niederländische Leeuwarden. Die Olympischen Winterspiele finden im südkoreanischen Pyeongchang statt und die Fußball-WM in Russland. Ob sich von diesen Vorgaben viele Leute bei ihren Reiseplänen 2018 inspirieren lassen? Die Macher von „Lonely Planet“setzten auf Platz 1 ihrer Trendziele in diesem Jahr bei den Städten die spanische Metropole Sevilla. Als Land wurde Chile empfohlen. Auch der „Guardian“setzte Chile auf seine sogenannte Holiday-Hotlist. Die „New York Times“kürte traditionell „52 Places to go“: Darunter befindet sich ebenfalls Sevilla, daneben Orte wie die USSüdstaaten-Metropole New Orleans, das marokkanische Tanger, die norditalienische Alpenregion Südtirol und der Vierwaldstätter See in der Schweiz. Größte Überraschung vielleicht: Auch Deutschland – genauer gesagt „die westlichen deutschen Bundesländer“– werden empfohlen, weil es hier besonders fortschrittlich und mit „teutonischer Toleranz“zugehe.