Frühe letzte Chance bei den Fans
VfB-Trainer Tayfun Korkut braucht Heimsieg gegen Gladbach – Badstuber ist wieder fit
STUTTGART (dpa/SID/mih) - Die Stimmung beim VfB Stuttgart hängt ganz entscheidend von diesem Spiel ab. Gewinnt der neue Trainer Tayfun Korkut sein erstes Heimspiel am Sonntag gegen Borussia Mönchengladbach, dürften auch seine größten Kritiker unter den Fans zunächst mal verstummen. Verliert der abstiegsbedrohte VfB, dürfte es für Korkut schon früh ungemütlich werden. Daran denkt der 43-Jährige aber nicht. „Wir wollen zu Hause eine Macht werden.“
Das wird auch nötig sein. Denn seine chronische Auswärtsschwäche hat der VfB auch beim Korkut-Debüt vergangenes Wochenende in Wolfsburg (1:1) nur zum Teil in den Griff bekommen. Aus den vergangenen neun Partien in der Fußball-Bundesliga gab es nur einen Sieg.
Immerhin kann Korkut gegen die Borussia wieder auf seinen zuletzt angeschlagenen Abwehrchef Holger Badstuber setzen. Der 28-Jährige hat nach einer Adduktorenverletzung in dieser Woche wieder voll trainieren können. Einen Einsatz von Beginn an garantierte er dem Ex-Nationalspieler aber nicht. „Über die Qualität von Holger müssen wir nicht sprechen. Ich möchte mir aber noch nicht in die Karten schauen lassen“, sagte er.
Das gilt auch für die Besetzung im Sturm. Korkut wollte nicht verraten, ob er diesmal neben Nationalangreifer Mario Gomez auch Edeljoker Daniel Ginczek von Beginn an auflaufen lässt. „Ich glaube schon, dass es möglich ist“, sagte zumindest Ginczek. Beide hatten zuletzt im zweiten Durchgang in Wolfsburg durchaus harmoniert. Und beide könnten der schwachen Offensive der Schwaben gemeinsam vielleicht zu mehr Durchschlagskraft verhelfen. Seine personellen Entscheidungen aber will Korkut erst nach dem Abschlusstraining treffen. Am Gegner orientiert er sich dabei nicht.
Wie die zuletzt ebenfalls strauchelnde Borussia auftrete, „wird kein großes Thema sein“, sagte der Nachfolger von Hannes Wolf. „Wir werden uns auf unser Spiel konzentrieren, wir werden versuchen, unser Spiel durchzudrücken“, betonte Korkut.
Die jüngste Bilanz macht allerdings keinen Mut. Seit sieben Spielen sind die Gladbacher gegen den VfB ohne Niederlage. Außerdem konnte Korkut von seinen vergangenen elf Heimpartien als Bundesliga-Trainer keines gewinnen. Diese schwarze Bilanz will er am Sonntag beenden.
Die Schwaben haben sieben der letzten neun Bundesligaspiele verloren. Die Stimmung war zuletzt entsprechend explosiv. Dass er angesichts seines geringen Kredits bei vielen Fans schon beim Heimdebüt unter Druck steht, blendet er aus. Die Anhänger will er stattdessen mit einer mutigen Spielweise auf seine Seite ziehen. „Wir wollen Torchancen, wir wollen Tore machen, wir wollen Spiele gewinnen“, sagte er.
Dass der bei den Fans umstrittene Korkut bei seinem ersten Training nicht mit Jubel empfangen wurde, ist für VfB-Präsident Wolfgang Dietrich nichts besonderes. Das sagte er in einem Interview mit „Sport-Bild“. „Ich kann mich an kaum eine Trainerverpflichtung beim VfB erinnern, die von großem Beifall begleitet war. Auch bei Hannes Wolfs erster Einheit gab es keinen Jubel“, sagte Dietrich. Die aufgeheizte Stimmung, vor allem bei den Fans, sehe er gar nicht so drastisch. „Die Atmosphäre ist weit entfernt von manchen Kommentaren in den sozialen Medien.“
Dass Dietrich damit Recht hat, kann Korkut nur hoffen. Denn dieser setzt auf die Unterstützung des leidgeprüften Anhangs, dem zumindest die forsche Herangehensweise des Neuen gefallen könnte: „Wir dürfen eines nicht vergessen: Wir sind hier zu Hause, wir haben ein Heimspiel. Das ist unser Platz hier, der komplette Platz gehört uns.“Auch die Borussia dürfte die Kampfansage registriert haben.
Sportvorstand Michael Reschke war aufgrund der Verpflichtung von Korkut oftmals Zielscheibe in den sozialen Netzwerken. „Der Druck wäre genauso groß gewesen, wenn wir Wolf zum Weitermachen überredet und dennoch verloren hätten“, so Dietrich.