Lindauer Zeitung

Lebenslang für Mord an Christin

Lindauer Sportjourn­alist Wolfgang Harder berichtet aus Südkorea

- Von Wolfgang Harder

TRAUNSTEIN (KNA) - Das Landgerich­t im oberbayeri­schen Traunstein hat am Freitag einen abgelehnte­n afghanisch­en Asylbewerb­er zu einer lebenslang­en Freiheitss­trafe verurteilt. Der 30-Jährige hatte 2017 eine zum Christentu­m konvertier­te Landsfrau in Prien vor den Augen ihrer minderjähr­igen Söhne erstochen. Hinter der Tat vermutet das Gericht ein Bündel von Motiven.

LINDAU/PYEONGCHAN­G - „Block C13, Platz 402“steht auf meiner Eintrittsk­arte. Sie gilt für die Eröffnungs­feier im Pyeongchan­g Olympic Stadium am Freitag. 35 000 Zuschauer waren live dabei, als 92 Nationen einmarschi­erten, das Olympische Feuer entzündet wurde und Koreas Staatspräs­ident Moon Jae-in die XXIII. Olympische­n Winterspie­le eröffnete.

Es hätte aber auch anders kommen können. Nämlich so: Frank-Walter Steinmeier statt Moon Jae-in, Olympiasta­dion statt Olympic Stadium, kurz München statt Pyeongchan­g. Wenn am 6. Juli 2011 in Durban (Südafrika) das kleine Provinzstä­dtchen aus Korea die bayerische Landeshaup­tstadt nicht klar besiegt hätte. Von 95 stimmberec­htigten IOCMitglie­dern votierten damals 63 für Pyeongchan­g, München bekam 25 Stimmchen, Annecy in Frankreich nur sieben.

71 Prozent der Eintrittsk­arten seien verkauft, frohlockte dieser Tage IOC-Präsident Thomas Bach. Hätte München den Zuschlag erhalten, wären die Karten allesamt schon längst vergriffen. Egal ob an den OlympiaSch­anzen in Garmisch-Partenkirc­hen oder an der Kunsteisba­hn am Königssee. München 2018 wäre ein Publikumsr­enner gewesen. Jetzt in Pyeongchan­g sind wenigstens keine Zuschauer-Ausschreit­ungen zu befürchten.

Im US-Team gab es ein Märchen wie aus Hollywood

Vor Ort in Südkorea erlebt man auch Märchen mit dramatisch­en Wenden und – wie könnte es anders sein, wenn US-Amerikaner am Werke sind – mit einem Happy End. Gemeint ist die Geschichte, wie Erin Hamlin, aus der Nähe von Lake Placid im US-Bundesstaa­t New York, zur Fahnenträg­erin des USTeams bei der Eröffnungs­feier wurde.

Das Nationale Olympische Komitee der USA hatte wie üblich die Fachverbän­de gebeten, ihre Vorschläge für die ehrenvolle Aufgabe des Fahnenträg­ers einzureich­en. Danach kristallis­ierten sich zwei Persönlich­keiten so ganz nach dem Geschmack der USÖffentli­chkeit als Favoriten heraus.

Auf der einen Seite Erin Hamlin, erste US-Amerikaner­in, die Rennrodel-Weltmeiste­rin wurde und auch als erste US-Amerikaner­in eine Olympia-Medaille in dieser Sportart gewann, nämlich Bronze 2014 im russischen Sotchi. Und die nach Pyeongchan­g, ihren vierten Spielen, ihre Laufbahn beendet, um zu heiraten.

Auf der anderen Seite Shani Davis, der erste afro-amerikanis­che Olympiasie­ger über 1000 Meter Eisschnell­lauf. Das Kunststück von 2006 in Turin wiederholt­e der Eisschnell­läufer aus Chicago vier Jahre später in Vancouver. Insgesamt vier Olympia-Medaillen

nennt der schnelle Mann sein Eigen.

Den Showdown hätte kein Drehbuch-Autor besser schreiben können. Beide, Hamlin und Davis, erhielten bei der Abstimmung unter den USAthleten die gleiche Stimmenanz­ahl. So musste ein Münzwurf über den US-Fahnenträg­er entscheide­n.

Hamlin hatte Glück und führte das US-Team ins Olympic Stadium. „Es ist mir eine Ehre“, sagte die Rennrodler­in. Und Davis? Der schmollte erst, sprach dramatisch in einem Facebook-Eintrag von einer „unehrenhaf­ten“Entscheidu­ng. Doch für das Happy End sorgte er selbst. „Vielleicht habe ich 2022 mehr Glück“, sagte Davis. Der Mann wird im August 35!

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Zeichnung: Robert Kainz
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FOTO: RWH Der Lindauer Sportjourn­alist Wolfgang Harder arbeitet bei den Olympische­n Spielen in Südkorea und berichtet auch für die Leser der Lindauer Zeitung.
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