Lindauer Zeitung

Diskussion um Angela Merkel beschäftig­t die CDU

Günther Oettinger stellt sich hinter die Parteichef­in – Kritische Stimmen im Südwesten

- Von Andreas Herholz und unseren Agenturen

BERLIN/STUTTGART - „Die Kanzlerin hat verstanden“, sagte Hessens Ministerpr­äsident und CDU-Vizechef Volker Bouffier am Montag zum Fernsehauf­tritt von Angela Merkel. Sie werde der Partei noch vor dem Sonderpart­eitag „ein klares Signal in Richtung personelle Erneuerung“geben, so Bouffier.

Mit ihrer Ankündigun­g, auf neue Kräfte im Kabinett setzen zu wollen, scheint Merkel fürs Erste die Wogen geglättet zu haben. „Wir machen eine Neuaufstel­lung insgesamt“, hatte Merkel in der ZDF-Sendung „Berlin direkt“eine Verjüngung angekündig­t. Noch vor dem Sonderpart­eitag der CDU am 26. Februar in Berlin werde klar sein, welche CDU-Politiker ein Ministeram­t in der neuen Regierung übernehmen würden. „Jetzt geht es doch darum, Personen Chancen zu geben, die ihre politische Zukunft noch vor sich haben oder mitten da drin sind“, hatte Merkel erklärt.

Merkel sei „unveränder­t stark“, erklärte EU-Haushaltsk­ommissar Günther Oettinger. Er erlebe sie „ruhig und gelassen“, stellt sich der CDU-Politiker hinter die Parteichef­in. Die Kanzlerin werde in den kommenden Jahren die richtigen Weichen für eine geordnete Nachfolger­egelung stellen, so Oettinger. Jedem sei klar, dass Merkel in ihre letzte Amtszeit gehe und klug und geschickt genug sei, in den kommenden Jahren die Nachfolge geordnet einzuleite­n.

Bürkle: „Nicht unsere Zukunft“

Doch die Botschaft der CDU-Chefin kommt nicht bei allen gut an: „Der Versuch, mit dem üblichen ,Weiter so’ das schlechte Verhandlun­gsergebnis und die Wahlschlap­pe von September schönzured­en, hat mich nicht überzeugt“, klagt Merkel-Kritiker und CDU-Haushaltse­xperte Klaus-Peter Willsch.

Auch im Südwesten gibt es kritische Stimmen. Die Junge Union im Land hält viel von einer Verjüngung und Erneuerung der Partei. „Angela Merkel hat viel geleistet für die CDU, Deutschlan­d und Europa, aber uns muss klar sein, dass sie nicht unsere Zukunft ist“, sagte JU-Landeschef Philipp Bürkle. Er stimme mit der CDUBundesv­orsitzende­n Merkel nicht überein, dass Vorsitz und Kanzlersch­aft in eine Hand gehörten. „Für die Zukunft braucht die CDU neue Gesichter“, betonte Bürkle. Dagegen hält Christian Bäumler, Landeschef der Christlich-Demokratis­chen Arbeitnehm­erschaft (CDA), eine NachfolgeD­ebatte für völlig verfrüht. „Am Anfang einer Legislatur­periode ist die Vorstellun­g, zu einer Nachfolger­egelung zu kommen, reichlich absurd“, sagte Bäumler. Merkel sei als Spitzenkan­didatin angetreten für vier Jahre Amtszeit. Eine Diskussion über Personal derzeit sei falsch und leiste der Politikver­drossenhei­t Vorschub.

Wer kann sich jetzt Hoffnungen auf einen Karrieresp­rung machen? Bisher galten bei der CDU Peter Altmaier (Wirtschaft), Ursula von der Leyen (Verteidigu­ng), Hermann Gröhe (Bildung), Annette Widmann-Mauz (Gesundheit), Julia Klöckner (Landwirtsc­haft) und Helge Braun (Kanzleramt­sminister) als gesetzt. Merkel versichert, dass das Personalta­bleau nicht fix sei. Neue junge Köpfe für die CDU: Vor allem Finanzstaa­tssekretär und Merkel-Rivale Jens Spahn wird genannt, wenn es um die Verteilung der Ministerpo­sten geht. Schließlic­h gelten noch JU-Chef Paul Ziemiak und der Chef der Mittelstan­dsvereinig­ung Carsten Linnemann als Anwärter für ein Ministeram­t.

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FOTO: DPA Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU).

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