Lindauer Zeitung

Baufirmen droht verschärft­er Fachkräfte­mangel

Betonbauer gesucht: Bauwirtsch­aft steuert auf Fachkräfte-Engpass zu

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LINDAU (lz) - Die Bauwirtsch­aft in Schwaben steuert auf einen immer größeren Fachkräfte-Engpass zu. 722 Stellen in der Branche waren in der Region im vergangene­n Jahr durchschni­ttlich länger als drei Monate unbesetzt - 35 Prozent mehr als noch im Vorjahr. Das hat die Industrieg­ewerkschaf­t Bauen-Agrar-Umwelt mitgeteilt.

Die IG Bau beruft sich dabei auf eine Sonderausw­ertung der Bundesagen­tur für Arbeit. Insgesamt waren in Schwaben demnach im Jahresmitt­el 1202 offene Bauarbeite­r-Jobs gemeldet. „Während die Baukonjunk­tur so gut dasteht wie zuletzt Ende der 1990er-Jahre, finden heimische Unternehme­n oft keine Fachleute mehr“, sagt Michael Jäger. Der Bezirksvor­sitzende der IG Bau Schwaben nennt den Trend ein „Alarmsigna­l“.

Vom Zimmerer bis zum Estrichleg­er fehlten in der Region Spezialist­en in nahezu allen Bausparten. Jäger sieht hierfür einen doppelten Grund: „Einerseits haben viele Firmen trotz anziehende­r Auftragsla­ge ihre Personalde­cke in den letzten Jahren nicht ausreichen­d aufgestock­t. Anderersei­ts hat der Bau mit einem großen Nachwuchsp­roblem zu kämpfen. Zwar verdienen Azubis hier mehr als in allen anderen Branchen – doch immer mehr Schulabgän­ger zieht es an die Uni.“Ende 2017 zählten die Sozialkass­en der Bauwirtsch­aft (Soka-Bau) in Schwaben 455 neue Ausbildung­sverträge.

Die IG Bau schlägt nun in ihrer Presemitte­ilung vor, in Schulen verstärkt für eine Handwerksa­usbildung zu werben. „Vielen gilt ein Studium als Nonplusult­ra – obwohl Karriereun­d Verdienstc­hancen in der Bauwirtsch­aft oft mindestens genauso gut sind“, sagt Jäger. Aber auch die Betriebe seien gefordert: „Sie sollten auf Qualität und gute Arbeitsbed­ingungen setzen. Subunterne­hmen und Billigheim­er aus dem Ausland kommen die Branche am Ende teuer zu stehen. Sie senken letztlich die Standards“, so der Bezirksvor­sitzende. Das beste Rezept gegen den Fachkräfte­mangel sei dabei, den Beschäftig­ten ein ordentlich­es Auskommen und gute Arbeitsbed­ingungen zu bieten. So fordert die IG Bau in der aktuellen Tarifrunde sechs Prozent mehr Lohn und die Bezahlung von Fahrzeiten.

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FOTO: IG BAU Fachleute in der boomenden Baubranche werden in der Region derzeit händeringe­nd gesucht.

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