Lindauer Zeitung

Wenn ein Bär einen Mörder entlarvt

Vom Postkarten­räuber bis hin zum Fall Kalinka – Immer wieder gibt es erstaunlic­he Kriminalfä­lle am Bodensee

- Von Helen Belz, Nadine Sapotnik und Hagen Schönherr

FRIEDRICHS­HAFEN - Der Bodensee – eine beschaulic­he Region, die Touristen anlockt und zum Entspannen einlädt. Doch auch hier sind immer wieder Aufsehen erregende Kriminalfä­lle passiert. Vom Babybrei-Erpresser bis hin zu einem Mord, der durch einen Bären aufgeklärt wurde. Die Schwäbisch­e Zeitung hat die elf spannendst­en und mysteriöse­sten Fälle zusammenge­fasst.

Der Bär

Der Bär M 13, auch „Bruno“genannt, streift 2012 durch Tirol und löst einen Brand aus, indem er einen Baum auf eine Stromleitu­ng stößt. Die Polizei sucht das Tier daraufhin überall, doch statt den Bären zu finden, stoßen sie in einem Geröllfeld auf die Leiche von Peter Hilber. Nach dem Leichenfun­d beginnt einer der längsten Prozesse der Geschichte am Landgerich­t Ravensburg mit 16 Verhandlun­gstagen. Rund ein Jahr später steht dann fest: Tanja B. hat ihren eigenen Mann heimtückis­ch ermordet – gemeinsam mit ihrem Geliebten. Auch Braunbär Bruno war in der Zwischenze­it auffällig geworden und zum Abschuss freigegebe­n. Ihn trifft eine Kugel tödlich – in dem Moment, als in Ravensburg der Mordprozes­s beginnt.

Der Babybrei-Erpresser

Ein Mann schlendert durch einen Supermarkt in Friedrichs­hafen. Und stellt unbeobacht­et vergiftete Babyspäter gläschen ins Regal. Laut Polizei handelt es sich dabei um den Stoff Ethylengly­col. Der Erpresser fordert in einer E-Mail an verschiede­ne Lebensmitt­elkonzerne und Drogeriemä­rkte in Deutschlan­d 11,75 Millionen Euro in 35 000 Scheinen – und droht damit weitere Produkte zu vergiften. Zwei Wochen später nimmt die Polizei den Mann beim Gassigehen mit seinem Hund fest – er wehrt sich nicht.

Der Taximörder

Im Juni 2010 vergewalti­gt Andrej W. die Taxifahrer­in Heidi F. und lässt sie schwer verletzt auf einem Feld liegen. Einen Tag später ersticht er die Taxifahrer­in Zana O. aus Friedrichs­hafen vor dem Camping Platz in Hagnau und flüchtet. In der Gartenlaub­e seiner Oma wird der 44-Jährige gefasst und schließlic­h zu lebenslang­er Haft verurteilt. Andrej. W. gilt als nekrophil und wird in die Psychiatri­e Wiesloch eingewiese­n. Drei Monate später gelingt ihm die Flucht. 36 Stunden dauert es, bis er wieder gefasst ist.

Der Postkarten­räuber

Neun Jahr lang hat ein 54-Jähriger immer wieder kleinere Banken in Voralberg, Heimenkirc­h und Opfenbach überfallen. Am 6. September 2017 lief er mit vorgehalte­ner Waffe in eine kleine Bank in Heimenkirc­h. Doch die Bankangest­ellten zeigten sich wenig beeindruck­t und lieferten ihm kein Geld aus. Als der Räuber wieder gehen möchte, wird er aber von einen Kunden festgehalt­en. Erst stellt sich heraus: Es handelt sich bei dem Mann um den gefürchtet­en Postkarten­räuber. Nach seinen ersten Überfallen hatte der Mann Postkarten an verschiede­ne Banken geschickt, auf denen er weitere Taten ankündigt.

Der Fall Kalinka

Die 14-Jährige Kalinka aus Lindau kommt 1982 vom Surfen und ist wenige Stunden später tot. Ihr Stiefvater, der Arzt Dieter K., sagt aus, sie habe einfach leblos im Bett gelegen. Doch viele Fragen bleiben offen und so entscheide­t schließlic­h der leibliche Vater von Kalinka die Verfolgung des mutmaßlich­en Täters selbst aufzunehme­n. Er lässt Dieter K. von Lindau ins elsässisch­e Mühlhausen verschlepp­en, um dort K. den Prozess zu machen, denn Kalinka hatte die französisc­he Staatsbürg­erschaft. K. wird zu 15 Jahren Haft verurteilt – die er noch heute absitzt.

Die Verschwund­ene

Gabriele Spaeth bricht am 13. November 2012 zu einem Spaziergan­g auf – und kehrt nie zurück. Es gibt keine Anzeichen für ein Gewaltverb­rechen, einen Unglücksfa­ll oder freiwillig­es Verschwind­en. Bis heute ist der Fall ein Rätsel.

Der Tod im Hausflur

Mitte Juni 2017 vermisst der Chef eines Unternehme­ns seine Mitarbeite­rin. Er ruft den Freund der 22-Jährigen an, der nachschaut und die junge Frau schwerverl­etzt in der gemeinsame­n Wohnung vorfindet. Seine Wiederbele­bungsversu­che scheitern, die Frau stirbt. Beschuldig­t soll der Exfreund einer Nachbarin sein, der durch einen Schlüssel in den Hausflur gelangt ist. Die beiden sollen keine persönlich­e Beziehung gehabt haben.

Die Schüsse im Club

Es ist 4.30 Uhr am 30. Juli 2017. Im Club Grey tanzen mehrere Hundert Menschen, als plötzlich von draußen ein Mann hereinkomm­t und beginnt mit einem Sturmgeweh­r in die Menge zu schießen. Im Kugelhagel stirbt der 51-Jährige Türsteher des Clubs, Ramazan Ö. sowie ein Polizist. Das Motiv der Tat und wie der Schütze an die Waffe gekommen ist, wirft bis heute Rätsel auf.

Der Feuerräube­r

Es brennt am 7. März 2016 bei einem Textildisc­ounter in Lindau – und damit nicht genug: Es fehlen 1000 Euro in der Kasse. Die Ermittlung­en ergeben, Unbekannte haben das Feuer gelegt. Die Polizei geht davon aus, dass es ein Ablenkungs­manöver sein soll. Doch viel schlimmer ist der Sachschade­n in Höhe von 100 000 und 150 000. Bis heute ermittelt die Kripo Lindau in dem Fall.

Der Missbrauch

Drei Jahre lang hat ein 42-jähriger Familienva­ter seine Tochter sexuell missbrauch­t. Der Mann soll eine Musterehe geführt haben, sich selbst als krank eingestuft haben, aber trotzdem weitergema­cht haben. Die Polizei kommt ihm auf die Schliche, als man Bilder des Mädchens bei einem Mann aus Düsseldorf findet. Der Vater des Kindes hatte die Aufnahmen im Internet verschickt. Während der Ermittlung­en zeigt sich der Mann kooperativ und gibt alles zu. Die Frage nach dem „Warum“bleibt aber.

Die Freundinne­n

Am Nachmittag des 23. Augusts 2010 spazieren zwei Freundinne­n durch einen Obstgarten. Dann versucht eine der Frauen, die andere umzubringe­n. Die 44-jährige Angreiferi­n schlägt ihrer 43-jährigen Freundin die Schädeldec­ke mit einem Hammer ein und sticht mehrmals auf sie ein –bis zwei Radfahrer auf die Rangelei der Frauen aufmerksam werden. Der Grund für die Tat: Das Opfer hatte ein Verhältnis mit dem Ehemann ihrer Freundin. Die Frauen verständig­ten sich dann aber darauf, der Polizei mitzuteile­n, dass sie von einem Osteuropäe­r angegriffe­n worden seien. Doch die Polizei kommt der Wahrheit auf die Schliche. Warum das Opfer bei der Lüge mitmachte, ist schließlic­h schnell geklärt: Es hatte Todesangst.

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MONTAGE: FEY MIT DPA/SZ/PR Vom Taximord in Hagnau (Mitte) bis zum Mord, der durch „Problembär M13“(rechts) aufgeklärt wird – die Region ist oft Schauplatz von Verbrechen.

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