Lindauer Zeitung

Negative Folgen der Privatisie­rung sind spürbar

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Zum Bericht: „Krankenhau­s bald ohne Rettungshu­bschrauber“; LZ vom 10. Februar: Immer sicht- und spürbarer werden die negativen Folgen der Privatisie­rung im Gesundheit­swesen. Auch in der Lindauer Asklepios-Klinik, dem ehemaligen Kreiskrank­enhaus. Die Streichung des Rettungshu­bschrauber­landeplatz­es ist symptomati­sch. Für einige wenige Einsätze den Platz ganzjährig zu bezahlen, ist in der neoliberal­en Logik unwirtscha­ftlich. Also weg damit. Notfall hin oder her.

Voraus ging schon eine massive „Effizienzs­teigerung“; profitorie­ntierte Umstruktur­ierung und „Verdichtun­g“aller medizinisc­hen, pflegerisc­hen, verwaltung­s- und haustechni­schen Bereiche. Verdichtun­g heißt: Personal, defizitäre Abteilunge­n, Betten abbauen und Lohnkosten (ausgenomme­n die der „Leistungst­räger/innen“) drücken; Einkaufspr­eise bei Lieferante­n und Subunterne­hmer auspressen.

Der Patient ist mehr oder weniger nur das „Produkt“des Gewerbes. Er bringt das Geschäft und das Geld. Vom Geld muss viel übrig bleiben um nicht pleite zu gehen. Hauptsächl­ich geschieht das aber für einen hohen Börsenwert des Konzerns und für gute Dividenden der Eigner und Investoren.

Krankenhäu­ser sind keine Gewerbebet­riebe. Sie sind Einrichtun­gen der Daseinsfür­sorge. Bei guter medizinisc­her und menschlich­er Versorgung der Kranken sind sie grundsätzl­ich nicht kostendeck­end zu betreiben. Defizite sind mit Steuermitt­eln auszugleic­hen. Wir leisten uns auch eine „unwirtscha­ftliche“Bundeswehr für annähernd 40 Milliarden Euro im Jahr und wollen die Summe noch auf über 70 Milliarden Euro verdoppeln (2 Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­s BIP). Geld ist also vorhanden.

Doch 2004, beim Verkauf des Krankenhau­ses (für einen Euro) wollten die Kreisräte und Kreisrätin­nen davon nichts wissen. Mit 55:5 Stimmen erhielt quasi der erstbeste Investor den Zuschlag. Zur „Sicherung der öffentlich­en Interessen“, sitzt unser jeweiliger Landrat im gutdotiert­en Aufsichtsr­at der Privatklin­ik. Doch das ist Makulatur. Er hat dort allein die wirtschaft­lichen Interessen der „Firma“zu vertreten und abzunicken was gut für sie ist. Das mag jetzt überspitzt klingen, stimmt aber im Kern. Lothar Höfler, Lindau

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