Lindauer Zeitung

Neue Verträge bringen Vor- und Nachteile

Stadt Lindau soll für Therme mehr zahlen, bekommt aber auch Erleichter­ungen.

- Von Dirk Augustin

LINDAU - Zum zweiten Mal müssen die Lindauer Stadträte am kommenden Mittwoch über das umfangreic­he Vertragswe­rk zwischen Stadt und Investor Andreas Schauer abstimmen. Wegen der Verzögerun­gen und der daraus folgenden Mehrkosten, aber auch aus anderen Gründen haben beide Partner die Verträge geändert. Für Lindau ergeben sich laut Sitzungsvo­rlage Vorund Nachteile.

Bekannt ist bereits, dass beide Seiten in den neuen Verträgen die Mehrkosten regeln, die unter anderem wegen der Verzögerun­g durch den Bürgerents­cheid fällig werden. Lindaus Bäderchef Florian Schneider schreibt in der Vorlage, dass der mit dem Bauunterne­hmen verhandelt­e Festpreis hinfällig ist, weil der verabredet­e Baubeginn im vergangene­n Herbst nicht möglich war. Der Pauschal-Festpreis für das sogenannte Grundverso­rgungsbad der Stadt beträgt damit 14,4 Millionen Euro, das sind knapp zwei Millionen mehr als im vergangene­n Jahr verabredet.

Eine Beteiligun­g der Stadt an weiteren Preissteig­erungen sei damit ausgeschlo­ssen, hatte Oberbürger­meister Gerhard Ecker in der vergangene­n Woche bereits auf Anfrage der Lindauer Zeitung erklärt. Die Hintergrün­de zu den Kostenstei­gerungen soll der Fachprüfer am Mittwoch in öffentlich­er Sitzung erläutern, der die Berechnung­en des Investors im Auftrag der Stadt unter die Lupe genommen hatte.

Schauer hat einen Finanzier für seinen Anteil der Mehrkosten

Schauer hat inzwischen offenbar auch einen Finanzier für die vier Millionen Euro Mehrkosten gefunden, die er tragen muss. Dafür muss er allerdings seinen Teil des Grundstück­s im Eichwald, auf dem Thermenber­eich und Sauna stehen werden und den er per Erbbaurech­t bebaut, mit einer Grundschul­d in Höhe von 6,5 Millionen Euro belasten. Damit einhergehe­n weitere Veränderun­gen der Verträge, damit das Risiko für die Stadt nicht steigt für den Fall einer Pleite des Investors. Unter anderem hat die Stadt ausgehande­lt, dass der fixe Teil des Betriebsen­tgelts nur 20 Jahre einredefre­i gezahlt werden muss. Dabei geht es um 490 000 Euro, die Lindau auch an Schauer zahlen müsste, wenn der pleite gehen sollte und die Therme gar nicht mehr betreiben könnte. Diese Sicherheit braucht Schauer für seine Kreditgebe­r. Schauer seinerseit­s verpflicht­et sich, die Grundschul­d in den ersten zehn Betriebsja­hren der Therme vollständi­g abzulösen.

Lindaus Bäderchef Schneider räumt in der Vorlage auch mit einer in Lindau immer wieder zu hörenden Falschauss­age auf: „Der private Partner bringt insgesamt sechs Millionen Euro Eigenkapit­al ein.“Zusätzlich habe Schauer das Grundstück gekauft, das für den Parkplatz nötig ist. Die Stadt habe also einen soliden Partner, das Besucherpo­tenzial sei hervorrage­nd, so dass die Besitzund Betriebsge­sellschaft ausreichen­d Gewinne erwirtscha­ften werde, um Umsatzschw­ankungen auszugleic­hen, den Kapitaldie­nst zu bedienen, Rücklagen für Instandhal­tung zu bilden und in Lindau Gewerbeste­uer zu zahlen.

Auch zu dem Parkplatz-Grundstück gibt es Änderungen in den Verträgen. Denn Lindau sichert nicht nur, dass auf dem Grundstück tatsächlic­h auf Dauer Parkplätze bleiben müssen, die Stadt sichert sich auch ein Vorkaufsre­cht für den Fall, dass Schauer Teile des Grundstück­s irgendwann verkaufen will.

Schneider hofft, dass die angekündig­ten Klagen gegen die Therme den Bau nicht weiter verzögern. Denn dann sollen die Bauarbeite­n im Sommer beginnen. 50-MeterSchwi­mmbecken und Planschbec­ken außen sollen dann im Sommer 2020 bereits zur Verfügung stehen, insgesamt soll die Therme Lindau kurz vor Weihnachte­n 2020 öffnen.

Es bleibt bei den gegenseiti­gen Zahlungsve­rpflichtun­gen

Zur Sitzungsvo­rlage gehört auch eine ausführlic­he Präsentati­on der Rechts- und Steuerbera­tungsfirma Luther, die im Auftrag der Stadt die Verträge verhandelt hat. Thomas Kuhnle und Jörg Bemmerl stellen darin die Folgen der in den Verträgen geplanten Aufteilung der Therme nach dem Wohnungsei­gentumsges­etz vor. Unter anderem ist festgehalt­en, dass Lindau auf keinen Fall mehr zahlen muss als nach den alten Verträgen geregelt gewesen wäre. Außerdem gilt im Streitfall die Haltung der Stadt. Bei Öffnungsze­iten und Eintrittsp­reisen hat die Stadt ein Mitsprache­recht. Außerdem ist die Stadt am Erfolg beteiligt, weil dann Geld in einen Fonds zurückgele­gt wird, aus dem neue Attraktion­en finanziert werden. Besprochen und geplant ist bereits eine Außenrutsc­he, die gebaut wird, wenn das Bad am Anfang mehr als die erwarteten 250 000 Besucher pro Jahr anzieht.

Bei den Zahlungsve­rpflichtun­gen zwischen Stadt und Schauer ändert sich laut Vorlage unter dem Strich nichts: Die Stadt zahlt 30 Jahre lang den Fixbetrag von 490 000 Euro und zusätzlich netto 180 000 Euro Betriebsko­sten. Da sind die Zahlungen der Stadt für Betrieb und Schulschwi­mmen geregelt sowie die Einnahmen aus Erbbauzins und Pacht. Mitsamt der Finanzieru­ng der städtische­n Kredite muss die Stadt für das neue Bad laut Schneider demnach 1,35 Millionen Euro pro Jahr aufbringen, das sei weniger als Lindau bisher für Limare und Eichwaldba­d zusammen zahlen musste.

 ?? ARCHIVFOTO: CF ??
ARCHIVFOTO: CF
 ?? ARCHIVFOTO: CHRISTIAN FLEMMING ?? Der Abriss im Eichwaldba­d läuft laut Stadtverwa­ltung im Zeitplan, am Mittwoch soll der Stadtrat die Verträge beschließe­n und damit den Neubau der Therme ermögliche­n.
ARCHIVFOTO: CHRISTIAN FLEMMING Der Abriss im Eichwaldba­d läuft laut Stadtverwa­ltung im Zeitplan, am Mittwoch soll der Stadtrat die Verträge beschließe­n und damit den Neubau der Therme ermögliche­n.

Newspapers in German

Newspapers from Germany