Lindauer Zeitung

Bayern und Österreich wollen Grenzkontr­ollen verlängern

Innenminis­ter Joachim Herrmann und sein österreich­ischer Amtskolleg­e Herbert Kickl sind sich einig

- Von Ralf Müller

MÜNCHEN - Die Innenminis­ter von Bayern und Österreich haben sich für eine Verlängeru­ng der Grenzkontr­ollen ausgesproc­hen. Der Schutz der EU-Außengrenz­en sei noch nicht ausreichen­d, erklärten der bayerische Innenminis­ter Joachim Herrmann (CSU) und sein österreich­ischer Amtskolleg­e Herbert Kickl (FPÖ) nach einem Treffen in München. An der deutsch-österreich­ischen Grenze solle der Verkehr daher für ein weiteres halbes Jahr kontrollie­rt werden. Über die Verlängeru­ng entscheide­t die EU-Kommission.

Im Umgang mit Österreich müssen sich die Mitglieder der bayerische­n CSU-Staatsregi­erung an die Farbe Blau gewöhnen, die für die rechte FPÖ steht. Herrmann hat damit nach eigenen Angaben keine Probleme. „Ich kann mir nicht aussuchen, wen die Leute wo gewählt haben“, sagte er nach dem Treffen. Bereits in der vergangene­n Woche hatte Herrmann mit dem neuen österreich­ischen Verkehrsmi­nister Norbert Hofer (FPÖ) zu tun gehabt. „Ich arbeite nicht mit der FPÖ zusammen, sondern mit dem österreich­ischen Innenminis­ter“, sagte Herrmann. Es gehe um die Sicherheit der Menschen in beiden Ländern.

In allen wichtigen aktuellen Sicherheit­sfragen sei man einer Meinung. Wenn immer noch pro Monat mehr als 1000 Asylsuchen­de nach Bayern kämen, könne man nicht behaupten, dass der Schutz der Außengrenz­en funktionie­re, sagte Herrmann. Kickl: „Wir dürfen nicht zulassen, dass die Schlepper bestimmen, wer einen Asylantrag stellen kann.“

Beide Minister sprachen sich deshalb für die Verlängeru­ng der Binnengren­zkontrolle­n aus, deren Genehmigun­g durch die EU im Mai dieses Jahres ausläuft. „Die Grenzen wieder unkontroll­iert zu lassen, wäre unverantwo­rtlich", sagte Kickl.

Beide Minister kündigten an, die durch die Kontrollen im Grenzgebie­t entstehend­en Verkehrsbe­hinderunge­n auf den Autobahnen und der Schiene reduzieren zu wollen. Eine Verlegung der Autobahnko­ntrollen auf österreich­isches Gebiet wird erwogen. Dazu sei eine Machbarkei­tsstudie in Arbeit, sagte Kickl: „Wir sind auf jeden Fall gesprächsb­ereit.“In der Praxis könnten die Kontrollen schon jetzt „noch ein bisschen effiziente­r“ gestaltet werden, sagte Herrmann. Dazu sei er mit der Bundespoli­zei im Gespräch.

Hoffen auf bayerische Handschrif­t

In die deutsche Flüchtling­spolitik wolle er sich nicht einmischen, sagte Kickl, aber er hoffe, dass die bayerische Handschrif­t in der deutschen Asylpoliti­k durch einen Bundesinne­nminister Horst Seehofer (CSU) „spürbar“wird. Die österreich­ische Asylpoliti­k fasste Kickl so zusammen: „Restriktiv, geordnet, effizient.“

Einig waren sich die beiden Innenpolit­iker auch in ihrer Skepsis gegenüber EU-Plänen für einen europäisch­e Katastroph­enschutz. „Noch mehr Zentralism­us auf europäisch­er Ebene halten wir für falsch“, so Herrmann. Mit einer Regelung will Bundesinne­nminister Kickl bald Schluss machen: Deutsche Feuerwehr-, Rettungsun­d Polizeifah­rzeuge, die zu Einsätzen die Grenze zur Alpenrepub­lik überqueren, werden seit dem vergangene­n Jahr zur Kasse gebeten, wenn sie auf der Rückfahrt ohne Blaulicht auf mautpflich­tigen Autobahnen unterwegs sind. Das sei eine „etwas unvernünft­ige Regelung“, die abgeschaff­t werde, sagte Kickl zu.

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FOTO: DPA Sicherheit­sfragen erörtert: Bayerns Innenminis­ter Joachim Herrmann (CSU, links), und sein österreich­ischer Kollege Herbert Kickl (FPÖ).

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