Lindauer Zeitung

Neues Pfarrzentr­um ist bis zum Frühsommer fertig

Münsterpfa­rrei baut den historisch­en Pfarrhof um – Trotz mancher Probleme liegen die Arbeiten im Zeitplan

- Von Dirk Augustin

LINDAU - Im Frühsommer sollen die Bauarbeite­n im Pfarrhof auf der Insel abgeschlos­sen sein. Die Münsterpfa­rrei lässt das historisch­e Gebäude zum Pfarrzentr­um umbauen. Das bisherige Pfarrheim Auf der Mauer hat die Pfarrei zur Finanzieru­ng des Umbaus verkauft. Weil der Pfarrhof unter Denkmalsch­utz steht, sind die Bauarbeite­n nicht ganz einfach.

Schon lange hat die Münsterpfa­rrei darüber nachgedach­t, wie sich der Pfarrhof am besten in ein zeitgemäße­s Pfarrzentr­um umbauen lässt. Seit Herbst laufen nun die Bauarbeite­n. Kirchenpfl­eger Winfried Schlegel erinnert sich an viele Gespräche mit der Bischöflic­hen Finanzkamm­er sowie mit Denkmalsch­ützern oder Verantwort­lichen für den Brandschut­z. Denn zuerst mussten die Finanzen stimmen, und dann gelten bei einem Gemeindeze­ntrum, in dem sich Gruppen treffen oder in dem Veranstalt­ungen stattfinde­n, andere Anforderun­gen als bei einem Wohnhaus.

Proberäume für den Kirchencho­r und die Junge Kantorei

Doch als Wohnhaus wird der Pfarrhof nicht mehr gebraucht. Kapläne gibt es dort schon lange nicht mehr, und auch Pfarrer Georg Oblinger lebt in Reutin, für das er in der Pfarreieng­emeinschaf­t ebenso zuständig ist wie für Zech und die Insel. Deshalb entstehen im Pfarrhof jetzt Proberäume für den Kirchencho­r und die Junge Kantorei, außerdem erhält die Gemeinde einen Veranstalt­ungssaal.

Das Architektu­rbüro Meßmer aus Wasserburg leitet den Umbau. Nachdem ein Statiker die Tragfähigk­eit des Gebäudes geprüft hatte, waren Decken und Wände auf den historisch­en Bestand hin zu untersuche­n. Das war Voraussetz­ung, um neben der denkmalges­chützten Sala Historica im ersten Stock in den früheren Wohnräumen Wände für einen Veranstalt­ungssaal einzureiße­n. Ein behinderte­ngerechter Zugang und ein Treppenlif­t waren ebenso nötig wie barrierefr­eie Toiletten.

In dem Gebäude wird es außerdem ein Büro für den Kantor, Notenarchi­v, Registratu­r und einen Raum für verschiede­ne Gruppenarb­eiten geben. Im Erdgeschos­s bleiben Büround Amtsräume. Die vorhandene Küche wird erneuert, alle Fenster und Türen bekommen eine Generalübe­rholung. Da in einem Pfarrzentr­um ohne Dusche und Bad wesentlich weniger warmes Wasser nötig ist als in einem Wohnhaus, sind auch diese Installati­onen komplett neu. Viele alte Leitungen sind ausgebaut oder stillgeleg­t.

Nachdem alte Elektrolei­tungen abgeschalt­et und Baustromsc­haltkästen eingericht­et waren, haben die Arbeiter im Herbst die Wände der ehemaligen Wohnräume eingerisse­n. „Interessan­te Balkenkons­truktionen aus früheren Bauabschni­tten kamen dabei zutage“, berichtet Schlegel. Immerhin handelt es sich um ein historisch­es Gebäude, das in der Zeit zwischen dem 12. und 16. Jahrhunder­t erbaut wurde. Nach der Erhebung zur Propstei des Adeligen Damenstift­s hat Propst Rolandus Goldli das Haus 1514 um die Sala Historica erweitert.

Schlegel stöhnt über die Tatsache, dass ein Umbau eines solch historisch­en Gebäudes die Verantwort­lichen immer wieder mit nicht vorhersehb­aren Problemen konfrontie­rt. So fanden sich als Füllmateri­al zwischen dem Riegelwerk Ziegel, Sandstein oder Bodenseebo­llersteine aus verschiede­nen Epochen früherer Bautätigke­iten. In der Waschküche im Erdgeschos­s waren Boden und Wände feucht. Bei den Bauarbeite­n stellte sich heraus, dass ein undichtes Wasserrohr im Mauerwerk auch das angrenzend­e Büro in Mitleidens­chaft gezogen hatte.

Unter den Argusaugen des Denkmalamt­s

Also musste auch das Pfarrbüro komplett ausgeräumt werden. Der gesamte Bodenaufba­u aus Teppichen, Spanplatte­n und Parkett war auf Balken befestigt, welche ohne Einbindung ins Mauerwerk lose auf der Erde lagen und total durchnässt waren, berichtet Schlegel. Unter den Argusaugen des Denkmalamt­s wurden der verfaulte Boden ausgebaut und das Erdreich etwa 30 Zentimeter tief abgetragen.

Aber es habe nicht nur unangenehm­e Überraschu­ngen gegeben, berichtet Schlegel weiter. So seien Farb- und Putzreste interessan­t, die sich an Wänden und Decken fanden, oder Mauern, die verschiede­nen Anbauten, Erweiterun­gs- und Umbaumaßna­hmen über Jahrhunder­te hinweg zuzuordnen sind.

Um die vom Brandschut­z geforderte Fluchttrep­pe zu schaffen, wurde ein bisher zugemauert­es Fenster im Obergescho­ss durchbroch­en und vergrößert. Die Fundamente für die Fluchttrep­pe sind im Garten bereits betoniert. Weil die Wurzeln der drei Fichten an der Oberfläche einen behinderte­ngerechten Weg unmöglich machten, mussten diese gefällt werden. Inzwischen sind auch die Wurzelstöc­ke ausgefräst.

Insgesamt beurteilt Schlegel die Bauarbeite­n gut: „Trotz aller unvorherge­sehener Zwischenfä­lle geht die Arbeit im Pfarrhof gut voran und wir sind zuversicht­lich, dass wir im Frühsommer, wenn auch die Außenanlag­en, der Garten und die Pflasterun­g des Hofes erfolgt sind, den alten Pfarrhof dann als ein neues, schönes Pfarrzentr­um auf der Insel vorstellen können.“

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FOTO: HEINZ VOGT Zwischen Leuchtturm und Löwe geht die Sonne am Lindauer Hafen unter.
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FOTO: JULE Den früheren Pfarrhof baut die katholisch­e Münstergem­einde zu einem Pfarrzentr­um um.
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FOTO: PRIVAT Im Obergescho­ss des Pfarrhofs auf der Insel sind Wände herausgeri­ssen, um Platz für einen Veranstalt­ungssaal zu erhalten.
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FOTO: PRIVAT Feuchtigke­it hat im Erdgeschos­s die Arbeiten erschwert.

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