Neues Pfarrzentrum ist bis zum Frühsommer fertig
Münsterpfarrei baut den historischen Pfarrhof um – Trotz mancher Probleme liegen die Arbeiten im Zeitplan
LINDAU - Im Frühsommer sollen die Bauarbeiten im Pfarrhof auf der Insel abgeschlossen sein. Die Münsterpfarrei lässt das historische Gebäude zum Pfarrzentrum umbauen. Das bisherige Pfarrheim Auf der Mauer hat die Pfarrei zur Finanzierung des Umbaus verkauft. Weil der Pfarrhof unter Denkmalschutz steht, sind die Bauarbeiten nicht ganz einfach.
Schon lange hat die Münsterpfarrei darüber nachgedacht, wie sich der Pfarrhof am besten in ein zeitgemäßes Pfarrzentrum umbauen lässt. Seit Herbst laufen nun die Bauarbeiten. Kirchenpfleger Winfried Schlegel erinnert sich an viele Gespräche mit der Bischöflichen Finanzkammer sowie mit Denkmalschützern oder Verantwortlichen für den Brandschutz. Denn zuerst mussten die Finanzen stimmen, und dann gelten bei einem Gemeindezentrum, in dem sich Gruppen treffen oder in dem Veranstaltungen stattfinden, andere Anforderungen als bei einem Wohnhaus.
Proberäume für den Kirchenchor und die Junge Kantorei
Doch als Wohnhaus wird der Pfarrhof nicht mehr gebraucht. Kapläne gibt es dort schon lange nicht mehr, und auch Pfarrer Georg Oblinger lebt in Reutin, für das er in der Pfarreiengemeinschaft ebenso zuständig ist wie für Zech und die Insel. Deshalb entstehen im Pfarrhof jetzt Proberäume für den Kirchenchor und die Junge Kantorei, außerdem erhält die Gemeinde einen Veranstaltungssaal.
Das Architekturbüro Meßmer aus Wasserburg leitet den Umbau. Nachdem ein Statiker die Tragfähigkeit des Gebäudes geprüft hatte, waren Decken und Wände auf den historischen Bestand hin zu untersuchen. Das war Voraussetzung, um neben der denkmalgeschützten Sala Historica im ersten Stock in den früheren Wohnräumen Wände für einen Veranstaltungssaal einzureißen. Ein behindertengerechter Zugang und ein Treppenlift waren ebenso nötig wie barrierefreie Toiletten.
In dem Gebäude wird es außerdem ein Büro für den Kantor, Notenarchiv, Registratur und einen Raum für verschiedene Gruppenarbeiten geben. Im Erdgeschoss bleiben Büround Amtsräume. Die vorhandene Küche wird erneuert, alle Fenster und Türen bekommen eine Generalüberholung. Da in einem Pfarrzentrum ohne Dusche und Bad wesentlich weniger warmes Wasser nötig ist als in einem Wohnhaus, sind auch diese Installationen komplett neu. Viele alte Leitungen sind ausgebaut oder stillgelegt.
Nachdem alte Elektroleitungen abgeschaltet und Baustromschaltkästen eingerichtet waren, haben die Arbeiter im Herbst die Wände der ehemaligen Wohnräume eingerissen. „Interessante Balkenkonstruktionen aus früheren Bauabschnitten kamen dabei zutage“, berichtet Schlegel. Immerhin handelt es sich um ein historisches Gebäude, das in der Zeit zwischen dem 12. und 16. Jahrhundert erbaut wurde. Nach der Erhebung zur Propstei des Adeligen Damenstifts hat Propst Rolandus Goldli das Haus 1514 um die Sala Historica erweitert.
Schlegel stöhnt über die Tatsache, dass ein Umbau eines solch historischen Gebäudes die Verantwortlichen immer wieder mit nicht vorhersehbaren Problemen konfrontiert. So fanden sich als Füllmaterial zwischen dem Riegelwerk Ziegel, Sandstein oder Bodenseebollersteine aus verschiedenen Epochen früherer Bautätigkeiten. In der Waschküche im Erdgeschoss waren Boden und Wände feucht. Bei den Bauarbeiten stellte sich heraus, dass ein undichtes Wasserrohr im Mauerwerk auch das angrenzende Büro in Mitleidenschaft gezogen hatte.
Unter den Argusaugen des Denkmalamts
Also musste auch das Pfarrbüro komplett ausgeräumt werden. Der gesamte Bodenaufbau aus Teppichen, Spanplatten und Parkett war auf Balken befestigt, welche ohne Einbindung ins Mauerwerk lose auf der Erde lagen und total durchnässt waren, berichtet Schlegel. Unter den Argusaugen des Denkmalamts wurden der verfaulte Boden ausgebaut und das Erdreich etwa 30 Zentimeter tief abgetragen.
Aber es habe nicht nur unangenehme Überraschungen gegeben, berichtet Schlegel weiter. So seien Farb- und Putzreste interessant, die sich an Wänden und Decken fanden, oder Mauern, die verschiedenen Anbauten, Erweiterungs- und Umbaumaßnahmen über Jahrhunderte hinweg zuzuordnen sind.
Um die vom Brandschutz geforderte Fluchttreppe zu schaffen, wurde ein bisher zugemauertes Fenster im Obergeschoss durchbrochen und vergrößert. Die Fundamente für die Fluchttreppe sind im Garten bereits betoniert. Weil die Wurzeln der drei Fichten an der Oberfläche einen behindertengerechten Weg unmöglich machten, mussten diese gefällt werden. Inzwischen sind auch die Wurzelstöcke ausgefräst.
Insgesamt beurteilt Schlegel die Bauarbeiten gut: „Trotz aller unvorhergesehener Zwischenfälle geht die Arbeit im Pfarrhof gut voran und wir sind zuversichtlich, dass wir im Frühsommer, wenn auch die Außenanlagen, der Garten und die Pflasterung des Hofes erfolgt sind, den alten Pfarrhof dann als ein neues, schönes Pfarrzentrum auf der Insel vorstellen können.“