„Der Plan war eigentlich ein anderer“
Ravensburgs Trainer Steffen Wohlfarth über den Vater, die Rückrunde und Zukunftsfragen
RAVENSBURG (tk) - Vor wenigen Wochen lag Steffen Wohlfarths Aufgabe noch darin, als Stürmer Tore für den FV Ravensburg zu schießen. Nun sitzt der ehemalige Profifußballer im neu hergerichteten Raum unter der Tribüne im Ravensburger Stadion im Wiesental und bereitet – zusammen mit seinem Co-Trainer Andreas Raaf – die Rückrunde des Fußball-Oberligisten vor. Thorsten Kern hat sich vor dem Auswärtsspiel in Weinheim (Samstag, 15 Uhr) mit dem FV-Trainer unterhalten.
Kurz vor der Winterpause haben Sie gesagt, Sie fühlen sich noch nicht wie ein Trainer. Nach einer kompletten Vorbereitung: Fühlen Sie sich denn jetzt als richtiger Trainer?
Ich hatte bisher noch kaum Zeit, genau darüber nachzudenken. Aber ich fühle mich von Tag zu Tag besser in der Rolle, ich lerne jeden Tag dazu und mache das sehr gerne. Eigentlich wollte ich noch Spieler sein, habe dann aber gemerkt, wie viel Spaß mir die Aufgabe als Trainer macht.
Wie sieht es aus mit Tipps vom eigenen Vater? Nehmen Sie die auch gerne an?
Ich wäre blöd, wenn ich mit so einem erfahrenen Vater, der so lange erfolgreicher Trainer war, nicht reden würde. Er sagt aber auch, dass ich meinen eigenen Weg finden und gehen soll. Und: Mein Vater hat mir jahrelang erzählt, dass er als Spieler erfolgreicher war, jetzt bin ich in meiner ersten Trainerstation erfolgreicher als er es jemals war. Deshalb muss er von mir lernen. (lacht)
Peter Mörth hat schon vor einiger Zeit gesagt, Sie wären sein legitimer Nachfolger als Sportlicher Leiter. Jetzt sind Sie Trainer. Wo sehen Sie sich in Zukunft?
Das war ja auch der Grund, weswegen es bei der endgültigen Trainerentscheidung ein bisschen gedauert hat. Der Plan von Peter und mir war, dass ich Sportlicher Leiter werde, sobald ich als Spieler aufhöre. Jetzt ist es anders gekommen. Ich bin erst mal Trainer, und ich möchte eine erfolgreiche Zeit als Trainer haben. Mein Vertrag läuft zunächst bis zum Saisonende. In ein paar Monaten setzen wir uns zusammen und schauen weiter. Ich wollte immer Profifußball in Ravensburg haben. An diesem Traum arbeite ich weiter. Ob als Trainer, als Sportlicher Leiter oder als Rentner, der zu den FV-Heimspielen kommt, wird man dann sehen. Ich möchte mithelfen, dass hier in der Region etwas aufgebaut wird.
Wie fällt Ihr Fazit nach vier Wochen Vorbereitung aus? Konnten Sie alles umsetzen, was Sie sich mit Co-Trainer Andreas Raaf vorgenommen hatten?
Es gab zwar Höhen und Tiefen, aber wir haben alles durchbekommen, was wir wollten. Jeder hat gut mitgezogen und Gas gegeben. Der Wille, sich zu verbessern, ist da. Im Großen und Ganzen bin ich zufrieden
Was ist denn für den FV Ravensburg noch drin nach Platz neun nach der Vorrunde?
Ganz nach oben zu schielen wäre natürlich vermessen. Wir können jetzt nicht sagen, wir wollen noch aufsteigen. Aber im Fußball ist alles möglich, es sind elf Punkte nach oben und sieben nach unten. Ganz wichtig ist mir, dass wir einen Plan entwickeln und dass man eine Verbesserung sieht.
Wie sieht denn der Plan aus von Trainer Wohlfarth?
Wenn ich das jetzt sage, dann wissen es alle Mannschaften. Die sollen sich ruhig noch ein paar Videos von uns anschauen müssen. Ich möchte meine Art von Fußball durchbringen, wie das dann aussieht, wird man hoffentlich sehen. Da arbeiten wir fest dran, ich hoffe, es trägt am Samstag schon Früchte.
Ist der Auftaktgegner Weinheim als Tabellenletzter ein echter Gradmesser für den FV Ravensburg?
Es ist das schlimmste Spiel für den Anfang überhaupt. Es ist für alle ein Pflichtsieg. Sie haben ein paar Zugänge, aber ich weiß nicht, wie sie sich mit der Situation zurechtgefunden haben. Sie haben nichts zu verlieren, aber ich gehe dennoch davon aus, dass wir die Qualität haben, da drei Punkte zu holen.
Es bleibt dabei: Sie spielen nur noch, wenn absolut Not am Mann ist?
Sollten wir nur zehn Spieler sein, dann werde ich noch spielen. Aber sonst funktioniert es nicht mehr. Und ohne Vorbereitung kann ich nicht locker Oberliga spielen.