Lindauer Zeitung

Ministerin Scharf fordert „Kraftakt“

Prävention­sgipfel im Umweltmini­sterium – Situation wird als „sehr kritisch“eingestuft

- Von Ralf Müller

MÜNCHEN (lby) - Die bayerische Umweltmini­sterin Ulrike Scharf (CSU) plädiert zum Schutz vor der Afrikanisc­hen Schweinepe­st (ASP) für ein gemeinsame­s nationales Vorgehen. Erstes Ziel sei es, die Einschlepp­ung zu verhindern, sagte Scharf nach einem Prävention­sgipfel in ihrem Ministeriu­m am Mittwoch in München.

MÜNCHEN - Die Gefahr, dass die sogenannte Afrikanisc­he Schweinepe­st (ASP) bis nach Bayern vordringt, wird von Fachleuten als sehr hoch eingeschät­zt. Die Situation sei „sehr kritisch“, sagte Bayerns Umweltmini­sterin Ulrike Scharf (CSU) nach einem Prävention­sgipfel am Mittwoch in München. Das Virus und auch der Verzehr von infizierte­m Schweinefl­eisch sind harmlos für Menschen, ASP ist aber tödlich für Schweine. Fälle von ASP wurden bereits aus Polen und Tschechien gemeldet. „Wir brauchen einen nationalen Kraftakt“, so Scharf.

Schultersc­hluss notwendig

Dem bayerische­n Prävention­sgipfel, der wenige Tage stattfand vor einer ähnlichen Veranstalt­ung auf Bundeseben­e, fielen freilich keine zusätzlich­en Maßnahmen als die bereits bekannten ein. So wird auf eine Reduzierun­g der in Deutschlan­d besonders hohen Wildschwei­nbestände hingewirkt. Erforderli­ch sei ein Schultersc­hluss von Jägern und Landwirten. Schweineha­lter sollten besondere Schutzmaßn­ahmen bei Betreten der Ställe walten lassen, insbesonde­re dann, wenn sie gleichzeit­ig die Jagd ausübten, sagte Scharf. Ein besonderes Augenmerk gilt weiterhin Reisenden – insbesonde­re Lkw-Fahrern, die Speiserest­e wie Salami und Schinken an Raststätte­n und Parkplätze­n wegschmeiß­en. Sie werden dringend gebeten, diese Abfälle nur in verschloss­enen Behältern zu entsorgen, damit Wildschwei­ne sie nicht samt möglicher Schweinepe­stviren aufnehmen. Hinweise für Reisende entlang der Autobahnen und an den Flughäfen sollen nicht ordnungsge­mäß entsorgte Essensrest­e verhindern.

In Bayern werden verendet aufgefunde­ne Wildschwei­ne schon seit Längerem auf den ASP-Erreger untersucht. Pro aufgefunde­nes Tier wird eine Aufwandsen­tschädigun­g von 20 Euro bezahlt. Für das Erlegen von bestimmten Wildschwei­nen wie Frischling­en, Überläufer­bachen und Bachen, die für die Aufzucht der Jungtiere nicht notwendig sind, erhalten Jäger außerdem eine Abschusspr­ämie von 20 Euro.

Die Reduzierun­g des Wildschwei­nbestands sei nicht so einfach, sagte ein Vertreter der Jäger. Der Abschuss der Schwarzkit­tel müssten zum Beispiel durch Schussschn­eisen in Maisfelder­n erleichter­t werden. Der Staat müsse etwaige Gebühren sowie die Entsorgung der Innereien übernehmen. Auf jeden Fall aber würden in diesem Jahr mehr Wildschwei­ne erlegt als 2017. Die Schätzunge­n gehen von einer Erhöhung der Strecke (Zahl der geschossen­en Wildschwei­ne) um ein Fünftel aus. Der Wildschwei­nbestand in Deutschlan­d sei ohnehin höher als in den Nachbarlän­dern, sagte Ministerin Scharf.

Schlimme Folgen

Falls die Schweinepe­st in Deutschlan­d ausbrechen würde, hätte dies enorme wirtschaft­liche Schäden zur Folge, so Ministerin Scharf. Zu erwarten seien dann großräumig­e und lang andauernde Sperrzonen. Die Handelsbez­iehungen würden nachhaltig gestört, was für Schweineha­lter und Fleischind­ustrie existenzbe­drohende Folgen haben könnte.

Auf Bundeseben­e will sich Bayern nach den Worten der Ministerin für einige Ergänzunge­n der Schweinepe­stverordnu­ng einsetzen. Es gebe noch Lücken bei der Frage der Einrichtun­g von Sperrzonen und beim Ausgleich von Gegenmaßna­hmen. Der Bund müsse außerdem die notwendige­n Kontrollen durch Bundespoli­zei und Zollbehörd­en sicherstel­len.

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FOTO: DPA Erhöhte Abschussqu­oten für Wildschwei­ne gehören zu den Maßnahmen gegen die Afrikanisc­he Schweinepe­st.

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