Man kann Team sein – sehr
Dreifachsieg der Kombinierer bestätigt Trainer Weinbuch in seinem Umgang mit Rydzek & Co.
PYEONGCHANG - Gibt es den perfekten Wettkampf in der Nordischen Kombination? Und, falls ja: War er einer, der deutsche Dreifachtriumph im Einzelwettbewerb von der Großschanze und über zehn Kilometer? Allzu lange wollten, nein: konnten sich Olympiasieger Johannes Rydzek, Silbermedaillengewinner Fabian Rießle und der drittplatzierte Eric Frenzel da keine Gedanken machen am Tag danach. Heute bereits sieht sich das Trio (gemeinsam mit dem Einzel-Siebten Vinzenz Geiger) erneut gefordert: im Teamwettbewerb (Springen 8.30 Uhr, 4x5 km Langlauf 11.20 Uhr MEZ/ARD und Eurosport). Keine „g’mahte Wies’n“, warnte Bundestrainer Herrmann Weinbuch, „aber wir haben jetzt schon auch Selbstvertrauen.“
Nicht allein das. Wer die Sprungränge fünf (Rydzek), sechs (Rießle), vier (Frenzel) und neun (Geiger) skatend zu eins, zwei, drei, sieben macht, hat auch die Form. Auf der Schanze, in der Loipe. Die Luftfahrt, den Winter über mitunter recht harzig, hatten sie sich in Oberstdorf vorgenommen, die Olympiafahrer. Finaler Lehrgang, ein Weltcup-Wochenende dafür ausgelassen, das brachte die Feinheiten. Mit ihnen die Meter. Schlecht war der Winter bis dahin keineswegs gewesen, trotzdem tat es gut, nach der Rekordsaison 2016/17 nochmals gemeinsam die Sinne zu schärfen. Eric Frenzel: „Für uns war Olympia dieses Jahr das große Ziel, dafür haben wir hart gearbeitet.“Auf Pyeongchang war alles ausgerichtet, da musste es passen, da funktionieren.
Tat es. Mehr und mehr in den Trainingsblöcken, goldbringend (Eric Frenzel) im Wettbewerb von der Normalschanze. Da bereits zeigten sich die Möglichkeiten – Fünfter (Rydzek), Siebter (Rießle), Neunter (Geiger). Es fehlte: ein Quäntchen. Es wurde: ein Quantensprung. Die Zeitabstände beim Skating-Start am Dienstag legten ein Miteinander zwecks Kräftesparens nahe. Nur: Wie kooperativ sind drei potenzielle Siegläufer mit so starkem Ego? Wie sehr ist man Team, kann man Team sein bei Olympia?
Der Dreier-Zug, der sich erst an die Spitze, dann absetzte, war die Antwort: man kann. Sehr. Hermann Weinbuch: „Jeder von den drei kennt seine Stärken. Und will die im Rennen natürlich ausspielen.“Die Schwächen der Kollegen sind wohl auch keinem verborgen. „Dass man das aber hinten anstellt und sagt: ,Wir machen erst mal gemeinsame Sache‘ – das hat uns Trainern viel gegeben. Und dann war ,Feuer frei‘.“
Mit dem goldenen Ende für Johannes Rydzek, den Oberstdorfer. Und einem glückseligen Hermann Weinbuch. Viel von „vertrauen“, sprach er am Tag danach, von „die Dinge in die richtige Richtung lenken“. Klang gar nicht nach einem Dreier-Zug aus reinem Pragmatismus. Ein bisschen nach gruppendynamischen Prozessen. Und richtig viel nach Team.
Einem punktgenau ziemlich perfekten.