Lindauer Zeitung

Fünf Bäume bleiben vorerst stehen

Bund Naturschut­z reicht zwei Klagen gegen die Therme im Eichwald ein.

- Von Dirk Augustin

- Im Eichwald wird es vorerst keinen weiteren Fällarbeit­en geben. Zwar sollen laut Bebauungsp­lan noch fünf weitere Bäume weg, damit dort die neue Therme entstehen kann. Die Stadt hat aber zugestimmt, dass diese Stämme bis auf Weiteres stehen bleiben können, denn sie stehen nicht im eigentlich­en Baufeld der Therme. Der Bund Naturschut­z will den Baubeginn im Sommer währenddes­sen mit zwei Klagen verhindern.

Eilantrag und Klage gegen die Baugenehmi­gung der Therme seien am Montag offiziell beim Verwaltung­sgericht Augsburg eingegange­n, bestätigt Pressespre­cher Richter Stefan Eiblmaier auf Anfrage der Lindauer Zeitung. Eine Eilentsche­idung am Montag über fünf Bäume, die am Samstag nicht mehr gefällt worden sind, sei nicht nötig, ergänzt der Richter. Denn Stadt und Investor Andreas Schauer hätten versichert, dass sie diese Stämme vorerst nicht fällen werden. „Damit ist keine Dringlichk­eit ersichtlic­h“, sagt Eiblmaier. Das Gericht werde deshalb die Stadt um Stellungna­hme bitten und dann entscheide­n. Vorab sei formal auch über den Eilantrag zu entscheide­n. Wann es zur Verhandlun­g kommt und wann es ein Urteil geben wird, dazu wollte Eiblmaier noch nichts sagen. Es hänge von der Stellungna­hme der Stadt ab, wie dringlich das Gericht die Sache einstuft.

Doch das wird nicht das einzige Verfahren sein, in dem sich Stadt Lindau und Bund Naturschut­z gegenübers­tehen. Denn BN-Kreisvorsi­tzender Erich Jörg und dessen Anwältin Lisa Eberlein berichten, dass sie eine zweite Klage vor dem Verwaltung­sgerichtsh­of München vorbereite­n. Dieses sogenannte Normenkont­rollverfah­ren soll gegen den Bebauungsp­lan vorgehen, auf dessen Grundlage die Stadt die Baugenehmi­gung erteilt hat.

Eine Klage zum Schutz der Bäume war dem BN zu riskant

Da solch ein Verfahren erfahrungs­gemäß etwa ein Jahr dauert, kündigt Eberlein schon jetzt an, dass sie für den BN im Sommer einen ergänzende­n Antrag stellen werde, um einen Baubeginn zu verhindern, bevor die Richter in der Hauptsache entschiede­n haben.

Eberlein erklärt zudem auf Nachfrage der LZ, dass der BN bewusst keinen Antrag gemäß Paragraf 123 der Verwaltung­sgerichtso­rdnung gestellt habe, um das Fällen der Bäume auf jeden Fall zu verhindern. Denn wenn das Gericht dem Antrag stattgegeb­en hätte, später in der Hauptsache aber für den Bau der Therme entschiede­n hätte, wäre der Bund Naturschut­z wahrschein­lich schadenser­satzpflich­tig gewesen und hätte für Mehrkosten in Folge einer weiteren Verzögerun­g aufkommen müssen. Das Risiko sei für den BN nicht tragbar gewesen, sagt Eberlein.

Aus Sicht der Stadt und des Investors macht das Vorgehen des Bund Naturschut­z deutlich, dass es vor allem darum gehe, das Vorhaben durch weitere Verzögerun­gen so teuer zu machen, dass sich die Therme dadurch erledigt. Wenn es dem BN wirklich um die Bäume gegangen wäre, dann hätte er die mittels Paragraf 123 auch ausdrückli­ch schützen können, sagt Lindaus Pressespre­cher Jürgen Widmer.

Der Pressespre­cher wehrt sich außerdem gegen den Vorwurf, die Stadt sei unverhältn­ismäßig vorgegange­n, als sie am Samstagmor­gen um 7 Uhr eine Baugenehmi­gung zugestellt hat. Denn bei der Therme handele es sich anders als beim Einfamilie­nhaus um ein Vorhaben von großem öffentlich­en Interesse, das zudem bei einem Bürgerents­cheid von einer großen Mehrheit bekräftigt wurde: „Und dann ist das jetzt die zügige Umsetzung des Bürgerwill­ens.“Außerdem sei es alles andere als ungewöhnli­ch, dass Mitarbeite­r der Stadtverwa­ltung am Samstag im Einsatz sind. „Wir versuchen immer, alles möglichst schnell zu erledigen.“

Bäume stehen einem Baubeginn im Sommer nicht im Weg

Investor Andreas Schauer berichtet, dass der Bau im Sommer planmäßig beginnen könnte, obwohl fünf Bäume noch nicht gefällt sind. „Die liegen außerhalb des Hauptbaufe­ldes.“Gründung und die Bodenplatt­e seien dadurch nicht gefährdet. Schauer regt sich nach wie vor darüber auf, dass Bürgerents­cheid und auch die Klage jetzt quasi in letzter Sekunde kommen, wenn sie den meisten Schaden anrichten. Denn derzeit kosteten allein die Planer jeden Monat etwa 300 000 Euro. Deshalb hofft er, dass der Bau trotz der Klagen im Sommer beginnen kann.

Weitere Polizeiein­sätze im Eichwald sollten nicht nötig sein, hofft Lindaus Vize-Polizeiche­f Thomas Steur, der am Samstag mit etwa 20 Beamten vor Ort war. Dabei verwahrt er sich gegen die Behauptung, die Stadt habe die Polizei bestellt. „Wir sind doch kein Sicherheit­sdienst.“Die Polizei könne man nicht bestellen, die komme aber, wenn sie von einem Ereignis erfahre, bei dem es zu Störungen der öffentlich­en Sicherheit und Ordnung kommen könne. Und das sei bei dem umstritten­en Vorhaben im Eichwald sicher der Fall gewesen.

 ?? CF ??
CF
 ?? FOTO: CF ?? Fünf Bäume werden im Eichwald noch gefällt, zwei davon bei der Surfschule und eine Fichte nahe der vorderen Zufahrt zum Eichwald. Da sie alle nicht im Baufeld stehen, bleiben sie vorerst noch stehen.
FOTO: CF Fünf Bäume werden im Eichwald noch gefällt, zwei davon bei der Surfschule und eine Fichte nahe der vorderen Zufahrt zum Eichwald. Da sie alle nicht im Baufeld stehen, bleiben sie vorerst noch stehen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany