Lindauer Zeitung

Strikte Regeln hemmen Ausbau der Windkraft in Bayern

2017 nur vier Anlagen beantragt – Entwicklun­g steht im Widerspruc­h zum bundesweit­en Trend

- Von Marco Hadem

MÜNCHEN (lby) - In Bayern werden immer weniger neue Windräder beantragt. Im vergangene­n Jahr wurden im gesamten Freistaat gerade einmal vier Anlagen mit einer Gesamtleis­tung von 13 350 Kilowatt beantragt. Zum Vergleich: 2016 hatte es in Bayern immerhin noch 47 Anträge mit einer Gesamtleis­tung von 141 300 Kilowatt gegeben.

Dies geht aus einer Parlaments­anfrage der SPD-Landtagsfr­aktion an das Wirtschaft­sministeri­um in München hervor, deren Antwort der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Aus dem Schreiben geht zudem hervor, dass im Jahr 2016 insgesamt 106 Windräder in Betrieb gingen sowie 73 neue Anlagen genehmigt wurden, 2017 waren es 108 Inbetriebn­ahmen sowie fünf neue Genehmigun­gen. Diese Windräder waren jedoch beantragt worden, bevor die Staatsregi­erung die Auflagen verschärft hatte.

Die Entwicklun­g der Windenergi­e in Bayern steht damit in krassem Widerspruc­h zum bundesweit­en Trend: Hier wurden im Jahr 2017 1792 neue Windenergi­eanlagen an Land mit einer Gesamtleis­tung von 5333 Megawatt neu gebaut – damit war es das bisher ausbaustär­kste Jahr. Alleine im Vergleich zu 2016 war dies eine Steigerung von 15 Prozent, wie der Bundesverb­and Windenergi­e und der Maschinenb­au-Fachverban­d VDMA Power Systems kürzlich in Berlin mitteilten.

Für den Vorsitzend­en der SPDLandtag­sfraktion, Markus Rinderspac­her, belegen die aktuellen Zahlen die „verantwort­ungslose Vollbremsu­ng bei der Windenergi­e“infolge der Politik der Staatsregi­erung seit 2014. Damals war die sogenannte 10H-Regelung eingeführt worden (siehe Kasten). Zuvor, also im Jahr 2013, hatte es mit 400 Anträgen in Bayern noch einen neuen Rekord gegeben, bereits 2014 sank die Anzahl auf 220 Anträge und 2015 auf 36 Anträge.

„Das entspricht einem Antragsrüc­kgang seit 2013 von 99 Prozent“, erklärte Rinderspac­her, der durchaus noch Ausbaupote­nzial bei der Windenergi­e in Bayern sieht. Anstatt ihre Hausaufgab­en bei der Energiewen­de zu machen, setze die Staatsregi­erung auf den Import von Atomstrom. Dabei produziert­en Windkraftw­erke preiswerte­ren und saubereren Strom als neue Erdgas- oder neue Kohlekraft­werke.

Verweis auf Arbeitsplä­tze

Auch aus wirtschaft­licher Sicht sei der dramatisch­e Rückgang an Anträgen bedenklich, sagte Rinderspac­her. Der Staatsregi­erung warf er mangelnde Sensibilit­ät beim Klimaschut­z und mit Blick auf 11 800 bayerische Arbeitsplä­tze in der Windbranch­e eine beschäftig­ungsfeindl­iche Politik vor. „Bayern beheimatet viele mittelstän­dische Zulieferbe­triebe aus dem Maschinenb­au, der Elektrotec­hnik und der IT-Industrie, die für die Windenergi­ebranche zentral sind; diese Arbeitsplä­tze wollen wir im Freistaat halten“, sagte Rinderspac­her.

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FOTO: DPA Windräder in Kraftisrie­d. In Bayern werden immer weniger neue Windräder beantragt.

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